In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.
kein Thema.
Es ist Zeit, einen endgültigen Entschluß zu fassen. Ich entschließe mich deshalb für eine kalte Dusche. Das Wasser überschwemmt mich mit einer Flut von Einfallen. Leider, und ohne daß ich es beeinflussen könnte, kreisen sie alle um die farbige Figur des internationalen Playboys Günther Sachs. Wahrscheinlich planscht der gerade an der französischen Riviera herum, in Gesellschaft wunderschöner Mädchen, die Füße ein wenig aufwärts, den Kopf ein wenig gesenkt. Ich hasse Günther Sachs, reibe mir den Rücken mit einem rauhen Badetuch ab und trinke einen Sliwowitz. Jetzt ist es soweit. Endlich!
Schweißperlen. Wenn ich nur wüßte, was damals mit den Schweißperlen los war. Die kalte Dusche hat, wie es ja auch ihre Aufgabe ist, mein Schlafbedürfnis gesteigert. Ich kann nicht weiter. Ein Glück,
daß das Fernsehen jetzt bald die Nachrichten bringt. Vielleicht ergibt sich da etwas Brauchbares, Perestroika oder so.
Wieder nichts. Ich bin um eine große Hoffnung ärmer. Und vom nachfolgenden Krimi ist noch weniger zu erwarten. Weniger als nichts. Genau das, was ich um 9.30 Uhr nicht abliefern kann.
Ich habe mir einen neuen, diesmal noch stärkeren Kaffee zubereitet, sehe nach, ob die Kinder schlafen, wecke sie auf, schimpfe mit ihnen, weil sie noch wach sind, gehe in mein Arbeitszimmer zurück, um zu arbeiten, erkundige mich bei der telefonischen Zeitansage nach der genauen Zeit, mit dem Summerton wird es null Uhr vierzig Minuten und fünfzehn Sekunden, um 9.30 Uhr muß ich abliefern, mein Kopf ist hohl, ich perle Schweiß, ich schwitze Perlen...
Und so, lieber Leser, entsteht eine lustige Geschichte. Es tut mir leid, Sie enttäuscht zu haben.
Goldstein, kehre zurück, alles vergeben
Die Frage, wer Schlomo Goldstein aufgefordert hat, unser Schlafzimmer neu zu tünchen, ruft in unserer Familie immer noch stürmische Diskussionen hervor. Die beste Ehefrau von allen behauptet, ich hätte ihr wegen der Flecken auf der Decke das Leben zur Hölle gemacht. Ich meinerseits erinnere mich nur an ihren wenig abwechslungsreichen Ausruf:
»Schau dir die Wände an! Bitte schau dir die Wände an!«
Wie dem auch immer sei - eines Morgens erspähte sie vor der Türe unserer Wohnungsnachbarn Seelig zwei Zimmermaler mit Leitern und Eimern, schlich sich sofort an sie heran und lud sie in unser Schlafzimmer ein. Die beiden, Schlomo Goldstein und sein Gehilfe Mahmud, sagten ja, sie würden kommen, Donnerstag um halb acht in der Früh, wenn's recht ist. Die Frage der Bezahlung blieb zunächst offen; es wurde lediglich ein Vorschuß in der Höhe von 400 Shekel zur Auszahlung gebracht.
Am Donnerstag kamen sie überpünktlich um 7 Uhr 10. Mahmud verhüllte unsere Möbel sorgfältig mit ausländischen Zeitungen, für den Fußboden verwendete er die »Jerusalem Post«. Als nächstes stellten sie eine buntfarbene Holzleiter auf, banden sich Taschentücher vor den Mund, gegen den Staub, kratzten drei Wände und die halbe Decke ab und verschwanden.
Es verschwanden allerdings nur Goldstein und Mahmud, nicht die Leiter, nicht die Zeitungen und nicht der Staub unter unseren Füßen. Anfangs dachten wir, daß die beiden Raumpfleger nur weggegangen wären, um Farbe oder etwas Ähnliches zu kaufen, aber nach drei Tagen wurden wir doch ein wenig nervös. Es ist schwer, in einem mit Zeitungspapier tapezierten Zimmer zu schlafen und beim Aufstehen sofort in knöcheltiefem Staub zu versinken, den wir nämlich auf Goldsteins ausdrückliche Anordnung nicht wegkehren durften, weil er - der Sand, nicht Goldstein - einen natürlichen Schutz gegen herabtropfende Farbe darstellt. Aber es tropfte keine Farbe, und es war kein Goldstein zu sehen.
»Und er hat einen so soliden Eindruck gemacht...« Die beste Ehefrau von allen schüttelte den staubigen Kopf. »Ich hätte ihm das niemals zugetraut.«
Sie ging zu den Seeligs hinüber und fand deren Wohnung in gleichem Zustand wie die unsere: verwaiste Leitern, vereinsamte Eimer, viel Staub und weder Goldstein noch Mahmud. Die beiden hatten auch bei Seeligs nur einen halben Tag gearbeitet, und Mahmud hatte sein bevorstehendes Verschwinden vorsorglich durch die Anfrage getarnt, ob er am Morgen immer ein Glas Milch haben könnte, er sei daran gewöhnt und danke im voraus. Seither fehlt von ihm und Goldstein jede Spur.
Die Seeligs besuchten letzten Samstag die mit ihnen befreundete Familie Friedländer in Ramat-Gan und wurden gleich beim Eingang von einer alleinstehenden Leiter
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