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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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nächsten Tag bekomme ich an der verabredeten Stelle die verabredeten Ohrfeigen, begleitet von Hirschis aufmunternden Worten: »Nur keine Hast. Überlegen Sie sich in aller Ruhe, ob Sie zahlen wollen, und sagen Sie's mir dann.«
    Inzwischen hat sich unter meinen Nachbarn herumgesprochen, daß ich auf dem besten Weg bin, mich zu verschulden. Alle weichen mir aus. Nur Gelbstein steht, wenn ich mich nähere, an seiner Gartenhecke, um den Rhododendronstrauch zu schützen. Gelbstein ist ein ehemaliger Ringkämpfer und verfügt über große Körperkräfte.
    »Keine Raufhändel vor meinem Haus!« brüllt er mir entgegen.
    Am Wochenende nehmen die Dinge eine günstige Wendung. Ein ungeschlachter Geselle in einem gestreiften Ruderleibchen erscheint während des Mittagessens in unserem Hause und möchte mit mir unter vier Augen sprechen.
    »Ich verstehe Sie nicht«, beginnt er. »Wie kann man sich jeden Tag verprügeln lassen? Sie brauchen einen Beschützer. Für 99 Shekel 50 wöchentlich sorge ich dafür, daß Hirschi Sie in Ruhe läßt.«
    Als sich im Verlauf unseres Gesprächs herausstellt, daß mein Gast zur selben Organisation gehört wie Hirschi, frage ich ihn, welchen Unterschied es dann noch ausmacht, ob ich mein Geld an ihn oder an Hirschi abführe? Es mache einen gewaltigen Unterschied aus, belehrt er mich, denn Hirschi sei ein ganz gewöhnlicher Schläger, er hingegen biete mir offiziellen Schutz an.
    »Denken Sie nach, welche Lösung für Sie die günstigere ist«, schließt er. »Es hat keine Eile. Morgen mittag komme ich wieder.«
    Um mich von der Ehrlichkeit seiner Absichten zu überzeugen, tritt er meinen Kleiderschrank ein, zertrümmert einen Stuhl, brüllt mir zu: »Ziehen Sie Ihre Schuhe aus! Beide!« und nimmt sie als Geiseln mit. An der Türe bleibt er nochmals stehen, reißt die Türklinke aus ihrer Verschalung und verabschiedet sich mit den Worten: »Auf eine lange und glückliche Zusammenarbeit!«  
    Am Nachmittag suche ich wieder meinen Sergeanten auf. Es zeigt sich, daß er auch meinen neuen Beschützer kennt, sogar beim Spitznamen: »Cosi«, für »Cosi fan tutte«. Ein musikalischer Mensch. Lieblingskomponist: Mozart. Im übrigen sei er durchaus zuverlässig, und ich täte gut daran, mit ihm zu einem Abschluß zu kommen.  
    Mir will das nicht sofort einleuchten. Ich erzähle dem Sergeanten von Cosis gewalttätigem Vorgehen in meinem Haus und wie er mir zugerufen hat: »Ziehen Sie Ihre Schuhe aus! Beide!«
    Zu meiner Überraschung schickt der Sergeant sich an, seine Schuhe auszuziehen. Ich erkläre ihm, daß ich lediglich die Worte meines Beschützers zitiert habe. Daraufhin wird er wütend. Die Polizei, so sagt er, habe Wichtigeres zu tun, als sich mit meinen Zahlungsproblemen zu beschäftigen, und ich möge ihn nicht länger aufhalten.
    Cosi funktioniert bereits, denn Hirschi kommt nicht zum Rendezvous an der Straßenecke. Ich meinerseits entziehe mich dem Rendezvous mit Cosi und gehe mit meiner Frau zum Mittagessen in ein Restaurant am anderen Ende der Stadt. Wir besprechen unsere Zukunft, besonders deren finanzielle Aspekte.
    Beim Aufstehen stolpere ich über die Restaurantkatze, halte mich am Tischtuch fest und reiße das ganze Zeug mit ohrenbetäubendem Krach zu Boden.
    Der Besitzer des Restaurants saust herbei:
    »Ich zahle«, flüstert er angstbebend. »Nennen Sie die Summe - ich zahle. Aber lassen Sie um Himmels willen mein Lokal in Frieden.«
    Ich beeile mich, seinen Irrtum zu berichtigen. Als ihm der Sachverhalt klar wird, befördert er mich vermittels eines wuchtigen Tritts in den Hintern zur Türe hinaus. Ich lande in den Armen eines drahtigen Burschen in blauem Hemd, der mir mitteilt, daß er mich schon gesucht hat.  
    »Cosi erwartet Sie vor Ihrem Haus«, fügt er hinzu.  
    »Er ist sehr schlecht gelaunt, weil Sie sich von ihm nicht beschützen lassen. Wenn Sie wünschen, schütze ich Sie gegen seinen Schutz, aber das kostet Sie 99 Shekel 50 die Woche.«
    Auch mein neuer Beschützer, der sich gleich unter seinem Spitznahmen »Blauer Expreß« vorstellt, gehört natürlich zur Organisation. Er ist von kleinerem Wuchs als die beiden anderen. Auf meinen diesbezüglichen Hinweis bemerkt er, daß es auf Körpergröße nicht ankomme. Und er demonstriert mir seine Fähigkeiten, indem er die Scheinwerfer meines Wagens zerschmettert.  
    »In Ordnung«, sage ich und übergebe ihm einen meiner Schuhe. »Rufen Sie mich morgen vormittag an. Wir werden uns einigen.«
    Auf dem Heimweg kommen wir

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