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In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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an Gelbstein vorbei, der gerade seinen Garten spritzt. Ich trete dicht an ihn heran: »Hören Sie, Gelbstein. Sie sind ein kräftiger Mann. Ihre Bizeps liegen brach. Wie war's, wenn Sie mich gegen die Gangster schützen, die mich verfolgen?«
    Gelbstein brummte etwas von keine Zeit haben und daß er kein Babysitter sei und überhaupt.  
    Ich gehe ins Haus, trete seinen Kleiderschrank ein und schleudere einen Stuhl durch die Fensterscheibe.
    »Das ist nur eine Anzahlung« sage ich zum Abschied. »Wenn Sie sich weigern, meinen Schutz zu übernehmen, haben Sie morgen überhaupt keine Fensterscheiben mehr. Überlegen Sie sich's und lassen Sie sich auf der Polizeistation um die Ecke beraten. Der Sergeant dort kennt sich aus.«
    Gelbstein blieb nachdenklich zurück. Ich erstand in einem nahe gelegenen Warenhaus einen Hammer und einen roten Rollkragenpullover und verständigte den Sergeant von der neuen Situation. Wer sagt, daß in unserem Land keine Ordnung herrscht?

Anleitungen zum persönlichen Wohlstand

    Es ist längst kein Geheimnis mehr, daß die Möglichkeiten, rasch und leicht Geld zu verdienen, immer geringer werden, da auf allen Gebieten scharfe Sicherheitsmaßnahmen in Kraft getreten sind. Als einzig rentabler Weg bleibt dem Bürger, der seine ökonomische Lage zu konsolidieren wünscht, die Bankrotterklärung. Hier einige Ratschläge.
    Vorbereitungen
    Ein solider Bankrott läßt sich natürlich nicht im Handumdrehen bewerkstelligen. Er erfordert sorgfältige Vorbereitung und höchste Glaubhaftigkeit. Der erste Schritt besteht in der Gründung einer Firma mit einem eindrucksvollen, möglichst fremdländisch klingenden Namen. Es ist gleichgültig, ob die Firma sich mit Im- und Export, Zeitungsartikeln oder Textilwaren beschäftigt. Hauptsache, daß sie es mit beschränkter Haftung tut, im folgenden »mbH« abgekürzt. »Haftung« bedeutet, daß jemand haftet, »beschränkt« weist darauf hin, daß man selber nicht dieser Jemand ist. Man selber hat lediglich die Aufgabe, die Firma dem vorbestimmten Bankrott entgegenzuführen. Das geschieht, indem man Verträge abschließt, Anzahlungen kassiert, Waren bestellt, Lieferungen verzögert, Kredite aufnimmt und dergleichen mehr. Für diese unermüdliche Tätigkeit bezieht man ein hohes Gehalt, setzt sich ein reichliches Spesenkonto aus und unternimmt Geschäftsreisen an die Riviera. Die beste Ehefrau von allen wird mit dem Posten eines Vizebankrottdirektors betraut und erwirbt das Firmenauto gegen eine Anzahlung von 2,40 Shekel in langfristigen Raten.
    Allerdings muß man mit dem Mißtrauen der Geschäftspartner rechnen. Bevor sie Kredite gewähren, wollen sie sich zuerst vergewissern, ob die mbH auch Geld auf der Bank hat.
    Sie hat. Wieso hat sie? Ganz einfach. Man borgt der mbH aus seiner eigenen Tasche einen bestimmten Betrag und legt ihn auf die Bank, so daß ihn jeder sehen kann.
    Und dann macht man Bankrott.
    Der Bankrott ist unvermeidlich. Infolge leichtfertiger Finanzgebarung gerät die mbH immer tiefer in die roten Ziffern, bis eines Tags ihre Gläubiger zusammentreffen, sich an einen langen Tisch setzen und mit den geplatzen Wechseln der Firma Patiencen legen. Es folgen sechs schwierige Monate voll von Drohungen, wütenden Telefonanrufen, eingeschlagenen Fensterscheiben und letzten Warnungen nervöser Rechtsanwälte.
    Diese Frist muß man geduldig überstehen.
    Der Wendepunkt
    Kurz bevor der Wendepunkt eintritt, begibt man sich zur Bank, behebt das Darlehen, das man der mbH gewährt hat, und steckt es in die eigene Tasche zurück. Sodann bittet man die Gläubiger zu einer Generalversammlung ins Philharmonische Auditorium und hält ihnen folgende Ansprache:
    »Meine Freunde, ich bin bankrott. Ich habe hart gekämpft, ich habe alle erdenklichen Opfer gebracht, ich habe getan, was ich konnte - es war vergebens. Die mörderische Steuerwirtschaft unserer erbärmlichen Regierung hat mich zugrunde gerichtet. In diesem Land ist es einfach unmöglich, sich eine Existenz aufzubauen. Meine Firma hat keinen Groschen an Vermögen. Sie hat nichts als Schulden. Das ist die traurige Wahrheit. Jetzt, da ich sie Ihnen eingestanden habe, fühle ich mich besser. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.«  
    Die Gläubiger starren aus glasigen Augen vor sich hin. Sie wissen, daß sie nichts machen können. Das Geld, um das sie bangen, ist ja nicht im Besitz einer Person, sondern einer mbH, und die hat keines. Was soll man auch von drei Buchstaben anderes erwarten.
    Im

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