Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren.

Titel: In Sachen Kain und Abel. Neue Satiren. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
es soll schon vorgekommen sein, daß der redliche Zahler zum Dank verprügelt wurde. Im übrigen fällt er dem Schicksal jedes ehrlichen Menschen anheim: Er wird verhöhnt, betrogen und mißbraucht.  
    Es möge deshalb jeder halbwegs Vernünftige dafür sorgen, bis ans Ende seiner Tage unter einer möglichst hohen Schuldenlast zu stehen. Dann, und nur dann, ist ihm ein sorgenfreies Leben sicher.
    Die große Frage
    Nun mag mancher Leser zu der Frage versucht sein: Wenn das alles so leicht ist - warum machen dann nicht alle Menschen Bankrott?
    Die Antwort lautet: Sie machen.

 
Erhöhter Einsatz

    Wie in allen Ländern mit sprunghafter Wirtschaftsentwicklung brechen auch in Israel Banken aller Größenordnungen zusammen. Manchmal kommt das Finanzministerium auf dem Weg über die Nationalbank einem in Schwierigkeiten geratenen Privatunternehmen zu Hilfe, teils um eine Kettenreaktion auf dem Geldmarkt hintanzuhalten und die wütende Öffentlichkeit zu beruhigen, teils um andere Banken zum Zusammenbruch zu ermutigen.
    Stucks, unser pfiffiger Installateur, hat diesen Mechanismus durchschaut und entsprechende Konsequenzen daraus gezogen:
    »Hallo. Kann ich Herrn Horowitz sprechen?«
    »Am Apparat.«
    »Ist das Herr Horowitz, der Gouverneur der Israelischen Nationalbank?«
    »Ja.«
    »Hier ist Stucks.«
    »Wer?«
    »Der Installateur Stucks. Herr Horowitz, ich bin in Schwierigkeiten.«
    »Wie bitte?«
    »Die Wirtschaftskrise bringt mich um, Herr Horowitz. Ich war immer ein ehrlicher Mann, fragen Sie die Leute, für die ich arbeite. Stucks ist ein Symbol der Zuverlässigkeit, Stucks ist ein Felsen. Aber seit diese Rezession begonnen hat, bin ich so nervös wegen der allgemeinen Lage, daß ich den Einsatz erhöht habe!«
    »Welchen Einsatz?«
    »Den von Wechsler. Wir spielen beinahe jeden Abend Poker, müssen Sie wissen. Gestern waren 400 Shekel in der Bank, ich hatte drei Könige und dachte mir: >Im Land herrschen Arbeitslosigkeit und Inflation, also warum sollte ich nicht den vierten König kaufen?< Im selben Augenblick sagte Wechsler: >Diese 400 und noch 600!< Was bleibt mir übrig, als die Anzahlung von Steiner & Co. zu nehmen, 2000 Shekel für die Leitungsrohre, schließlich habe ich drei Könige in der Hand -«
    »Warum erzählen Sie mir das alles, Herr Stucks?«
    »Es ist eine Sache des öffentlichen Interesses, Herr Horowitz, Sie werden gleich sehen. Ich setze also die zweitausend Shekel, kaufe zwei Karten, der vierte König kommt nicht - und Wechsler hat drei As. Das ganze Geld ist weg. Ich sage Ihnen, Herr Horowitz, die Regierung schafft eine Atmosphäre von solcher Unsicherheit, daß man nicht mehr klar denken kann.«
    »Zweitausend Shekel sind kein horrender Betrag.«
    »Ja, wenn es nur die zweitausend Shekel wären! Aber ich ziehe auch in anderen Partien die Zahlungen meiner Geschäftspartner heran. Bis jetzt sind es 12 000 Shekel.«
    »Und was sagen die Geschäftspartner dazu?«
    »Sie wissen noch nichts davon. Deshalb rufe ich Sie ja an, Herr Horowitz. Es ist noch nicht zu spät.«
    »Was stellen Sie sich vor?«
    »Zuerst einmal müssen wir warten, bis Ruhe eintritt. Wenn der Gouverneur der Bank von Israel keinen Skandal haben will, dann wird es keinen Skandal geben. Alles hängt von einer ruhigen Entwicklung ab. Man kennt mich weit und breit als einen ehrlichen Menschen, Herr Horowitz. Sollte es sich herumsprechen, daß ich Geld veruntreut habe, werden alle Leute sagen: Um Himmels willen, wenn sogar Stucks so etwas tut, dann sind wir am Ende. Die öffentliche Moral steht auf dem Spiel, Herr Horowitz! Sie müssen sich Ihrer Verantwortung gewachsen zeigen.«
    »Bin ich für Ihr Hasardieren verantwortlich?«
    »Aber ich hatte drei Könige.«
    »Tut mir leid, lieber Freund. Sie müssen sich selbst aus diesem Schlamassel herausarbeiten.«  
    »Daran habe ich schon gedacht, Herr Horowitz. Es geht nicht. Mein Laden ist nur auf 6000 Shekel versichert. Das ist zu wenig. Aber wenn Sie meinen Geschäftspartnern sagen, daß Sie persönlich für alles haften, wäre das Problem gelöst. Andernfalls käme es zu einem fürchterlichen Skandal mit gerichtlichen Klagen und Zeitungsartikeln und öffentlichem Gestank. Haben Sie Steiner schon einmal wütend gesehen? Sein Gesicht wird knallrot, die Adern auf seiner Stirn treten hervor -es ist ein furchtbarer Anblick.« »Das hätten Sie vorher bedenken sollen.« »Ich habe Sie nicht um Ratschläge gebeten, Horowitz, sondern um Hilfe. Wenn Sie darauf bestehen, lasse ich meinen Laden

Weitere Kostenlose Bücher