In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Ich kuschelte mich an seine Seite, sodass er mir nicht ins Gesicht sehen konnte.
Süße? Oh Himmel, wie ich diese Anrede liebte!
Es ist peinlich , gab ich zu. Könnten wir … zumindest meinen Freundinnen … erzählen, dass … na ja … du mein Freund bist? Ich will nämlich nicht, dass sie sich über uns wundern. Ich kniff meine Augen zusammen und wartete auf seine Reaktion. Ein zaghaftes Lachen durchfuhr seinen Körper.
Frau Winter, unsere Englischlehrerin, unterbrach durch ihre Ankunft unser Gespräch und wir standen auf und gingen in die Klasse. Elias grübelte angestrengt nach.
War es so schlimm , meinen Freund zu spielen? Er hielt schließlich auch meine Hand, er war immer bei mir. Für alle anderen war es doch offensichtlich.
Eine überwältigende Müdigkeit ergriff mich und ich ließ mich wie ein nasser Sack auf meinen Stuhl fallen. Elias nahm g eschmeidig und geräuschlos neben mir Platz.
„Wir reden in der Pause“ , flüsterte er und drückte meine Hand.
Frau Winter teilte uns in Gruppen ein und gab jeder eine Aufgabe. Die beiden Vampire waren wegen der Sitzordnung mit Katja und mir in einer Gruppe. Nachdem wir die Tische so verschoben hatten, dass wir uns gegenübersaßen, kam die Lehrerin zu uns.
„Erstmal herzlich willkommen in der Klasse, Anastasija.“
„Danke“ , sagte die Vampirin mit einem freundlichen Lächeln.
„Wie sieht es mit deinem Englisch aus?“
„Herr Franken hat m ir bereits alle Bücher ab der fünften Klasse gegeben und ich habe sie durchgearbeitet, ich bin auf dem gleichen Stand wie die Klasse“, erklärte Ana.
„Ihr lernt ja so schnell !“, sagte Frau Winter. „Es ist eine Schande, dass diese Kapazitäten jahrtausendelang nicht genutzt wurden. Sogar heute nutzen wir sie noch nicht richtig.“
Dank Anastasija und Elias, die die Sprache erst seit zwei Wochen beherrschten, war unsere Arbeit fehlerfrei. Das Gehirn eines Vampirs ist wirklich wie ein Schwamm, es saugt alles auf.
Als es klingelte, konnte ich es kaum erwarten . Ich wollte von Elias endlich hören, was er von meinem Vorschlag hielt. Die Gruppenarbeit hatte mich abgelenkt, was gut gewesen war, denn ich machte mir zu viele Gedanken.
Elias schlug vor , eine Runde über den Schulhof zu gehen. Ich willigte ein und schon schob er mich zur Tür hinaus. Ana und Eva unterhielten sich über eine Modezeitschrift, die meine beste Freundin mitgebracht hatte. Mit dem Thema konnte ich die beiden getrost alleine lassen. Wenn es Themen gab, worüber Eva ununterbrochen reden konnte, dann waren es Mode, Frisuren und Make-up. Da Ana stets perfekt gekleidet, frisiert und geschminkt war, nahm ich an, dass es ihr gut tat, sich darüber mal richtig mit einem Mädel auszulassen.
„ Du wolltest mir noch was sagen?“, fragte ich Elias, als wir endlich an der frischen Luft waren.
„Ja, wir müssen heute Nach mittag zu ISV fahren.“
„Wa s?“, rief ich freudig aus. „Das ist ja cool!“
Elias lachte , blieb aber stehen. Er nahm meine andere Hand und sah mir tief in die Augen.
„Wegen deinem Vorschlag“ , fing er an.
„Ja?“
„Ich mache mir ein bisschen Sorgen.“
„Aber wieso? Wäre es so schlimm, mein Freund zu sein?“
„Nei n Liebes, das meine ich nicht.“
„ Was denn dann?“
„Es bereitet mir Kopfzerbrechen, dass du vor deinen Freundi nnen nur vorgeben willst, dass wir zusammen sind.“
Jetzt war ich platt wie ein Pfannkuchen ! Ich muss furchtbar ausgesehen haben. Das Blut schoss mir in den Kopf und mein Mund stand offen. So belämmert stand ich vor ihm und glotzte ihn mit großen Augen an. Meine Hände ruhten immer noch in seinen und er zog sie zu sich an die Brust, sodass ich unweigerlich ein Stück näher an ihn herankommen musste. „Wenn es nach mir ginge“, fing er wieder an zu reden, „dann würde ich es in die Welt hinausschreien: Ich liebe Miriam Michels!“
Ich fühlte mich, als hätte der Geißbock Hennes – das Maskot tchen des 1. FC Köln – mich gerade mit voller Wucht gerammt. Er hatte gesagt, dass er mich liebt! Sein Duft berauschte mich und ich ließ zitternd meinen Kopf gegen seine Brust fallen.
„Ist dir nicht gut? “, fragte er besorgt.
„Doch, du riechst nur so gut.“
Er sagte nichts und zog mich in seinen Arm. Ich spürte, dass er schwer atmete, und dann fühlte ich seine kalten Lippen, wie sie meine Haare zärtlich liebkosten. Mein Mund begann vor Sehnsucht zu brennen.
„Ich liebe dich, Elias“ , murmelte ich an seiner Brust.
Er wich einen Schritt zurück,
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