In sanguine veritas - Die Wahrheit liegt im Blut (German Edition)
Hölle , ihr blutsaugenden Kreaturen!“, rief ein Mann mit gelbem T-Shirt.
„Vampirschlampe!“, kreischte eine alte Frau mit Gehstock und meinte damit ganz offensichtlich mich. Anastasija und Elias taten ihr Bestes , um mich abzuschirmen, aber ihre Mühe brachte nichts.
Schließlich packte mich Elias und rannte mit mir in Vampirgeschwind igkeit zur Schule. Er stoppte erst, als wir hinter dem Tor zum Schulhof in Sicherheit waren.
Der Direktor hatte bereits die Polizei gerufen, die das Tor b ewachte. Einer der Polizisten funkelte uns böse an. Ihm schien es vollkommen gegen den Strich zu gehen, dass er nicht mit demonstrieren konnte und stattdessen die Vampire beschützen sollte. Eva kam besorgt auf uns zugelaufen. Angeekelt von dem ganzen Essen, das an mir klebte, blieb sie stehen und rupfte, ohne ein Wort zu sagen, zusammen mit Elias Bananenschalen und Salatblätter von mir runter. Als die beiden damit fertig waren, tauschten Eva und ich besorgte Blicke aus und ich half Elias dabei, sich von dem Zeug zu befreien.
Wir wurden von einem dumpfen Aufprall unterbrochen. Ich drehte mich um und sah noch aus dem Augenwinkel, wie sich Elias’ Augen panisch weiteten. Irgendeiner der Demonstranten hatte mit wahnsinniger Präzision etwas gegen Anastasijas Kopf geschmissen und sie sank bewusstlos zu Boden. Elias kniete sich neben sie und bettete ihren Kopf in seinem Schoss. Besorgt streichelte er ihre Schläfe. Ich ging ebenfalls auf die Knie und nahm Anastasijas Hand. Ich spürte, wie Wut in mir aufstieg und damit die Verwandlung nahte, aber ich schaffte es, mich im Zaum zu halten. Es kostete meine ganze Kraft und ich bin fest überzeugt, dass ich es nur schaffte, weil Eva neben mir hockte und über meinen Rücken streichelte. Zwei Lehrer kamen bereits angerannt und es bildete sich eine Traube von Menschen um die Verletzte, die vollkommen benommen und verwirrt war und flatternd ihre Augen öffnete. Elias seufzte erleichtert auf.
„Geht es dir gut?“, sprach ich sie an.
„Ja. Was ist passiert?“, fragte sie leicht benommen.
„Du wurdest von einer schweren Kugel am Kopf getroffen.“ Ich betrachtete kurz das Ding. Es sah aus, als wäre es aus Blei.
„Mir ist schwindelig.“ Sie versuchte ihren Kopf zu heben, doch Elias drückte sie zurück in seinen Schoss.
„Ich rufe unsere Eltern an, damit sie dich holen kommen“, sagte er und kramte nach seinem Handy in der Hosentasche.
„Nein!“, zischte die Vampirin. „Nein, es geht gleich wieder.“ Als sie das sagte, fielen mir ihre traurigen, schwarzen Augen auf. Zu viele Sorgen und vielleicht auch Durst waren wohl der Grund.
„Sie will bestimmt trinken“, sprudelte es aus meinen Gedanken.
„Ja“, hauchte Elias und nickte. „Sie sollte nicht hierbleiben.“
Ich beugte mich über Anastasija und sah ihr tief in die kohlrabenschwarzen Augen. Sie starrte mich mit einem leeren Blick an und sagte kein Wort. Blut sammelte sich in ihren Augen und vereinte sich zu einer einsamen Träne, die ihr die Wange herunterrannte und eine rote Spur hinterließ.
„Ich weiß“, sagte sie. „Ich weiß.“
„Wenn sie Blut trinken würde“, sagte Eva neben mir mit zittriger Stimme, „ginge es ihr dann besser?“
Elias starrte sie ungläubig an und zog seine Schwester in seine Arme. Zusammen mit ihr stand er auf und nickte Eva zu.
„Dann lass sie uns hier wegschaffen, sie darf bei mir trinken“, entgegnete meine beste Freundin und erhob sich mit mir. Dankbar fiel ich ihr um den Hals und auch Elias nickte ihr mit vielsagendem Blick zu. Wir trotteten gemeinsam Richtung Klasse.
„Tut es weh?“, flüsterte Eva mir unterwegs zu. „Das Beißen?“
„ Elias wird dich hypnotisieren. Du wirst nichts merken.“
„Wie oft hat Elias dich schon gebissen?“, fragte Eva mit aufg erissenen Augen.
„ Zwei Mal. Beim letzten Mal hat es überhaupt nicht wehgetan, im Gegenteil. Mir ist ganz heiß geworden“, flüsterte ich zurück, wohl wissend, dass Elias das ebenfalls hörte. Eva quietschte vor Freude auf und drückte ganz fest meine Hand.
„Habt ihr?“, fragte sie ganz aufgebracht.
„Nicht ganz, aber wir waren haarscharf davor.“
Wieder quietschte sie mir ins Ohr. Mittlerweile waren wir vor der Klasse angekommen, welche aber noch abgeschlossen war. Elias setzte seine Schwester neben der Tür ab, sodass sie sich gegen die Wand lehnen konnte.
„Bist du dir sicher, dass du das tun willst?“ Elias schaute Eva fragend an.
„Ja . Werdet ihr mich vorher
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