In Schinkenbüttel ist der Affe los!
den Sie in Ihrer Zeitung schreiben“, wiederholte Kirsten.
Herr Treberlan zündete sich eine Zigarette an.
„Ach nee“, sagte er spöttisch, „wie interessant! War er bei euch und hat euch seine Telefonnummer gegeben?“
„Nein, natürlich nicht!“ rief Markus. „Er hat nämlich gar kein Telefon. Wir haben ihn beobachtet.“
Herr Treberlan nickte belustigt.
„Du bist ja ein süßer kleiner Spaßvogel“, sagte er. „Meinst du denn wirklich, ich lasse mir von dir so einen Kohl aufschwatzen?“
„Das ist kein Kohl, sondern die reine Wahrheit!“ empörte sich Markus.
„Selbstverständlich“, sagte der Chefredakteur nachsichtig. „Du hast ihm über die Schulter geguckt, wie er beim Milchmann die Scheibe zerschlug und im Gasthaus das Geheimfach auf brach.“
„Sie brauchen gar nicht so zu spotten!“ rief Markus böse. „Ich?“ fragte Herr Treberlan. „Du bist doch hier der Spötter. Da jagt ein erfahrener Detektiv einen gemeinen Mörder, und du kleiner Knirps kommst daher und behauptest, ihn zu kennen und sogar beobachtet zu haben. Wenn das kein Spott ist!“
Nun kam Kirsten ihrem Freund zu Hilfe.
„Der Mörder, den Ihr erfahrener Detektiv sucht, ist gar kein Mörder, sondern ein dummer kleiner Affe!“ rief sie. „Und eine Leiche gibt es überhaupt nicht!“
„Was du nicht sagst!“ höhnte Herr Treberlan. „Die Sache wird ja immer interessanter. Gibt es vielleicht auch keinen Einbruch?“
„Ich weiß nicht, ob man es Einbruch nennt, wenn ein Affe durch ein Fenster steigt und ein paar Vasen vom Tisch schmeißt“, sagte Markus.
Der Chefredakteur wurde nun wieder ernst.
„Ich nehme an, ihr seid gekommen, um mich zu bitten, eure Affengeschichte zu drucken?“ sagte er.
„Ja!“ rief Markus erfreut.
Herr Treberlan zündete sich eine neue Zigarette an. „Das habe ich mir beinahe gedacht“, sagte er. „Darum hört mir nun mal gut zu. Was in der Zeitung steht, muß wahr sein. Daran darf es keinen Zweifel geben. Es muß allen Nachforschungen standhalten. Der Reporter muß es beweisen und belegen können. In eurem Fall müßte ich als Beweis mindestens den Affen haben, und den kannst du mir ja wohl nicht beibringen.“
„Und ob ich das kann!“ rief Markus eifrig. „Warten Sie zehn Minuten, ich hole ihn.“
Nun war der Mann doch verblüfft.
„Du willst mir den Affen bringen?“ fragte er erstaunt. „Weißt du denn, wo er ist?“
„Jawohl! Ich habe ihn in unsern Keller gesperrt.“
Herr Treberlan verbrannte sich die Finger an der Zigarette, als er das hörte. Er warf sie ärgerlich weg und sprang vom Schreibtisch auf. Wie es schien, war er keineswegs erfreut darüber, daß der Einbrecher niemand anders als ein kleiner Affe sein sollte. Mehrmals ging er in seinem Zimmer auf und ab und schwieg. Endlich blieb er stehen.
„Wenn das stimmt, daß ein Affe die Einbrüche verübt hat, werde ich um die größte Sensation, über die ich jemals schreiben konnte, betrogen“, sagte er.
„Ich finde, ein Affe als Einbrecher ist auch eine Sensation“, bemerkte Kirsten, „vielleicht eine noch größere.“
Herr Treberlan sah sie mit seinen Fischaugen an und schüttelte den Kopf.
„Nein“, sagte er, „das ist er nicht. In acht Wochen, ja, da wäre er ein ganz dicker Hund, wenn Herr Fliegenschmidt den Fall als unlösbar zu den Akten gelegt hätte. Aber heute kommt er zu früh. Er verdirbt mir das ganze Programm, das ich mir schon so schön zurechtgemacht habe. Ich hätte höchstens zwei, drei Tage über das Tier zu berichten, dann wäre die Sache abgetan und in Schinkenbüttel wieder der Alltag eingekehrt, der graue, trübe, langweilige Alltag. Und darum, meine Kinder, wird in dem ,Schinkenbütteler Tageblatt’ kein Wort über euren Affen stehen, kein einziges. Das dusselige Vieh wird einfach totgeschwiegen, versteht ihr?“ Die Kinder sahen sich ratlos an.
„Ja, aber, das geht doch gar nicht!“ stotterte Markus. „Dann sucht Herr Fliegenschmidt ja ganz umsonst!“
„Na und?“ sagte Herr Treberlan. „Stört dich das? Du mußt dafür ja nicht bezahlen.“
Markus schluckte.
„Doch!“ rief er. „Darum geht es ja! Der Affe gehört doch mir!“
Der Redakteur pfiff durch die Zähne.
„Ach so“, sagte er, „daher dein Eifer! Aber, Junge, ich versteh’ dich nicht. Wenn dein Affe den ganzen Schaden angerichtet hat, muß dir doch ganz besonders daran liegen, daß die Sache nicht herauskommt.“
Markus sah den Mann unglücklich an.
„Es soll ja auch nicht herauskommen,
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