In Schinkenbüttel ist der Affe los!
Kopf mahlte ein Mühlrad, und in seinem Bauch tobte ein Kobold. Er zitterte und wollte nichts als Wärme und Ruhe. Markus streichelte ihn und deckte ihn mit einem alten Sofakissen zu. Dann schlich er wieder nach oben.
Dort fand er seine Tante in den Anblick seiner Schlafanzughose versunken, an der Buttercreme und Schokolade angetrocknet waren.
„Was hast du denn bloß mit deiner Hose gemacht?“ fragte sie. „Man könnte meinen, du hättest dich damit in eine Torte gesetzt.“
Markus tat überrascht.
„Tatsächlich!“ sagte er scheinheilig. „So was aber auch! Ob da vor der Bäckerei vielleicht ein paar alte Torten herumlagen? Die Leute schmeißen ja heutzutage alles mögliche auf die Straße.“
„Hm“, machte Tante Steffi und steckte die klebrige Hose in die Waschmaschine. Danach wusch sie das Frühstücksgeschirr ab und setzte sich dann mit ihrer Lesebrille auf der Nase ans Fenster, um die Zeitung zu studieren. Ihr Auge fiel sofort auf den bemerkenswerten Kriminalreport von Waldemar Treberlan, der das ganze Extrablatt ausfüllte.
„O wie fürchterlich!“ rief sie erschrocken und vertiefte sich mit wohligem Schauder in alle Einzelheiten des nächtlichen Verbrechens. Sie glaubte jedes Wort, das da stand; denn was gedruckt ist, kann ja keine Lüge sein, dachte sie.
Kaum war sie bis zur letzten Seite vorgedrungen, da rief sie Markus herein, um ihm noch einmal schwarz auf weiß zu zeigen, in welcher Gefahr er in der letzten Nacht geschwebt habe.
Markus zeigte sich auch tief beeindruckt. Er schüttelte mehrmals den Kopf und sagte: „Junge, Junge, das ist ja kaum zu glauben! Woher die bei der Zeitung das wohl wissen? Man könnte meinen, sie seien dabeigewesen.“
Tante Steffi nickte.
„Das ist immer so“, bemerkte sie. „Die Zeitung weiß alles.“ Markus mußte ihr versprechen, in Zukunft keine Einbrecher mehr zu jagen, und wollte nun zu seiner Freundin Kirsten hinüberlaufen, um ihr von seinem Abenteuer zu berichten, aber das ließ die Tante nicht zu.
„Der Kriminaldetektiv, der heute nacht hier war, glaubt, du seist ermordet worden. Den müssen wir jetzt anrufen, damit er nicht länger nach der Leiche sucht. Man muß der Polizei doch helfen, wenn man kann.“
Eine halbe Stunde später saß Sebastian Fliegenschmidt Tante Steffi im Wohnzimmer gegenüber und vernahm sehr enttäuscht und ohne das geringste Anzeichen von Freude, daß der Junge, von dessen Ermordung er so fest überzeugt gewesen war, lebte und nicht mal eine Schramme an der Nase hatte.
„Wenn ich dich nicht leibhaftig vor mir sähe“, sagte er, „würde ich an einen gemeinen Trick des Mörders glauben. Bist du es denn auch wirklich?“
„Ja, ich bin es“, antwortete Markus, „fragen Sie meine Tante, die kennt mich genau. Das Muttermal hier am Knie ist mein Erkennungszeichen.“
Markus hätte dem Detektiv natürlich auch gern gesagt, daß sein Affe der Verbrecher sei, den er suche, aber das durfte er aus mehreren Gründen nicht tun. Erstens hätte seine Tante dann sofort das Haus fluchtartig verlassen, und zweitens hätte sein Vater alle Schäden bezahlen müssen, die das Tier angerichtet hatte. Nein, der Affe mußte sein Geheimnis bleiben, auf jeden Fall.
Sebastian klopfte ihm auf die Schulter und verließ kopfschüttelnd das Haus.
Nun erst durfte Markus für eine Weile an die frische Luft. „Bleib aber in der Nähe, damit nichts passiert!“ rief Tante Steffi ihm besorgt nach. „Der Kriminaldetektiv hat gesagt, daß es den Verbrecher immer wieder an den Ort seiner Untat zurückzieht.“
„Jaja“, rief Markus und trollte sich zu seiner Freundin Kirsten, die zwei Jahre älter war als er und fast so vernünftig wie ein Junge. Der wollte er alles erzählen und mit ihr gemeinsam überlegen, was zu tun sei. Allein wurde er mit dem Geschehen nicht fertig.
Kirsten hatte gerade Küchendienst. Sie wusch das Geschirr vom Mittagessen ab, während ihre Mutter im Garten Unkraut jätete und Rosen beschnitt.
Markus nahm ein Geschirrtuch und half abtrocknen. Dabei erzählte er ihr alles, was er in der letzten Nacht erlebt hatte. Kirsten hatte auch schon das Extrablatt der Schinkenbütteler Zeitung gelesen und mit ihrer Mutter und der Nachbarin das scheußliche Verbrechen genau durchgesprochen. Es fiel ihr daher schwer, Markus zu glauben. Sie hielt es für höchst unwahrscheinlich, daß eine Tat, über die die ganze Stadt sprach, sich so einfach erklären ließ.
„Ich glaube, das hast du dir alles nur ausgedacht, um dich
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