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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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während er sich darauf vorbereitete, einen Schluck aus dem Trinkbecher zu nehmen, den er sorgsam im Kühlschrank aufbewahrt hatte. Er sank in den roten Satinsessel und lauschte dem weichen Bariton des Sängers mit seinen makellosen britischen Konsonanten. Er hatte das Lied schon Dutzende Male gehört, und dennoch fand er jedes Mal etwas Neues darin zu bewundern. Die stampfende Basslinie entsprach seinem Herzschlag, und die Metallsaiten der Gitarre vibrierten in seiner Seele. Sein ganzer Körper klang mit, als wäre er selbst ein Instrument im Dienst des Lieds.
    The youth that time destroyed can live in me again
    But I require blood – the time is coming when
    I’ll come to you at night, as the owl hoots at the moon
    I’ll be by your side to watch as you swoon
    Don’t be afraid, my love – open up your arms
    Welcome death’s embrace – and save me with your charms
    Salvation will be mine – I stand upon your door
    Science will ensure me we’ll be together forevermore
    Es war so traurig, dieses Lied, und doch so wahr – es bohrte sich in sein Herz wie der schnelle, scharfe Stich eines Dolchs. Er lehnte sich im Sessel zurück und trank. Der Geschmack war bitter, metallisch, aber er hieß ihn willkommen. Er konnte spüren, wie sein Körper die Energie seines Opfers in sich aufnahm, ihre unverzichtbare Lebenskraft. Und als er den letzten Rest der Flüssigkeit ausgetrunken hatte, spürte er, wie er eins mit ihr wurde.

KAPITEL 4
    Der Bruder des Opfers war bereits vom ursprünglich mit dem Fall betrauten Detective vernommen worden. Nachdem Lee und Butts jedoch die Fallakte gelesen hatten, wollten sie selbst mit ihm sprechen. Deshalb hatte man ihn für später am Tag ins Polizeirevier bestellt, nach seinem Unterricht am Hunter College. Laut Akte war er dort für Mathematik und Physik eingeschrieben.
    François Nugent war ein eingebildeter Knilch, doch das war alles nur Pose, um seine Unsicherheit zu verbergen. Darüber hinaus war er ein Klugscheißer und übertrieben selbstbewusst. Er kreuzte eine Viertelstunde zu spät im Revier auf, der arrogante Schwung seiner schmalen Schultern betonte lediglich seine Jugend und Verletzlichkeit. Er trug eine Lederweste über einem gebügelten weißen Hemd, eine gerade geschnittene, altmodisch wirkende Hose und Lackschuhe aus Leder – eine dezente Variante des Steampunk-Looks. Mit der spießigen Drahtgestellbrille und dem glatt zurückgekämmten Haar erinnerte er an einen russischen Literaturstudenten oder einen Buchhalterlehrling von ungefähr anno 1890. Statt des obligatorischen Studentenrucksacks hatte er einen Lederranzen, an dem ein Button mit der Aufschrift TESLA HATTE RECHT befestigt war.
    Butts stellte sich vor. »Detective Leonard Butts, Morddezernat. Und das ist mein Kollege Dr. Lee Campbell.«
    Der Junge starrte Lee an. »Sie sind der Profiler. Ich hab über Sie in der Zeitung gelesen.«
    »Großartig«, bemerkte Butts und deutete auf einen Stuhl. »Was dagegen, wenn wir anfangen?«
    Nugent nahm den Stuhl, den Butts ihm anbot, starrte Lee aber weiterhin an. »Werden Sie mithelfen, den Mörder meiner Schwester zu finden?«
    »Das ist Sinn der Sache«, erklärte Butts. »Also, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Die Unterlippe des Jungen bebte, und er holte schaudernd Atem. »Glauben Sie, dass es jemand ist, den sie gekannt hat?«
    »Wir glauben, dass er ihr in diesem Klub begegnet ist«, sagte Lee.
    François Nugent haute mit der Faust auf den Schreibtisch. Dieser plötzliche Wutausbruch kam überraschend. »Verdammt! Ich kam zu spät da hin. Sie war schon weg, als ich –«
    »Hören Sie«, unterbrach ihn Butts, »würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir die Fragen stellen? Je schneller wir ein paar Antworten bekommen, desto eher spüren wir diesen Irren auf, der das getan hat.«
    Nugent sah erschrocken zu ihm auf. »Klar – meinetwegen.« Schlagartig kippte seine Stimmung, und er schaute trotzig aus dem Fenster. Lee warf Butts einen wütenden Blick zu, doch der Detective ignorierte ihn demonstrativ.
    »Okay«, sagte Butts. »Also, in der Akte steht, dass Sie schon mal in diesem Klub waren, sie dagegen –«
    »Es war ihr erstes Mal.« Verbittert spuckte er die Worte aus. »Monatelang hab ich versucht, Candy dazu zu bringen, mal mitzukommen, und endlich hat sie eingewilligt. Ihr gottverdammtes erstes Mal«, sagte er leise. Seine Wut verschwand und machte einer Fassungslosigkeit Platz, die Lee nur allzu gut verstand. Das Schicksal hielt für jeden eine ganz spezielle

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