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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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stiegen. »Wissen die immer noch nicht, was sie wollen?«
    »Nein«, sagte ich. »Kennst du die Geschichte von dem Esel, der zwischen zwei Ballen Heu verhungert, weil er sich nicht entscheiden kann, welchen er zuerst fressen soll?«
    Laura war nicht an Fabeln interessiert. »Wir verkaufen erstklassige Produkte. Wieso schaffst du es nicht, die Sache zum Abschluss zu bringen?«
    »Sie kommen wieder«, sagte ich.
    Laura lehnte sich in ihrem Drehstuhl zurück und verschränkte die Arme. »Und sonst, Tim? Gibt es Neuigkeiten?«
    Klar, sie fragte nach Syd. »Nein«, sagte ich.
    Mitfühlend schüttelte sie den Kopf. »Mein Gott, das muss furchtbar für dich sein.«
    »Hart«, sagte ich.
    »Hab ich dir je erzählt, dass ich auch mal von zu Hause ausgerissen bin?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte ich.
    »Ich war sechzehn, und wegen jeder Kleinigkeit gab es Zoff mit meinen Eltern – Noten, Jungs, Partys, an allem hatten sie etwas auszusetzen. Tja, und am Ende bin ich einfach abgehauen, mit einem Jungen namens Martin. Wir sind quer durchs Land getrampt. Haben uns Amerika angesehen, verstehst du?«
    »Deine Eltern müssen krank vor Sorge gewesen sein.«
    Laura Cantrell zuckte nur mit den Schultern.
    »Ich will auf Folgendes hinaus«, fuhr sie fort. »Mir ging es bestens. Ich wollte einfach nur herausfinden, wer ich war. Mich von dem Druck befreien, der auf mir lastete. Mich allein durchschlagen, verstehst du? Genau das ist es nämlich, worauf es wirklich ankommt. Unabhängigkeit.«
    Ich schwieg.
    »Hör zu.« Sie beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch. Ein Hauch ihres Parfüms stieg mir in die Nase. »Wir alle stehen hinter dir. Die ganze Firma, zu hundert Prozent. Wir alle können uns nur allzu gut vorstellen, was du gerade durchmachst. Wir alle wünschen uns nichts sehnlicher, als dass Cindy heute noch nach Hause zurückkommt.«
    »Sydney«, sagte ich.
    »Aber trotzdem, das Leben geht weiter. Du kannst dir keine grauen Haare wachsen lassen, wenn du nichts Genaues weißt. Gut möglich, dass mit deiner Tochter alles in Ordnung ist. Wenn du Glück hast, ist sie mit einem Jungen unterwegs. Ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber ein junger Bursche bedeutet Sicherheit. Und wegen Sex würde ich mir keine großen Sorgen machen. Die Mädchen von heute leben doch nicht hinterm Mond. Sie wissen genau Bescheid und passen auf, dass ihnen keiner ein Kind anhängt.«
    Ich sparte mir einen Kommentar.
    »Nun ja«, sagte Laura. »Fest steht jedenfalls, dass du diesen Monat weit hinterherhinkst. Wir haben bereits …« – sie warf einen Blick auf den Kalender an der Wand, auf dem ein Honda Pilot zu sehen war, der über einen Erdhügel fuhr – »… den 23. Juli, und ich glaube kaum, dass du noch einen Abschluss aus dem Hut zaubern wirst. Diesen Monat hast du noch keinen einzigen Wagen verkauft. Du weißt doch, wie es hier läuft. Letzten Endes geht es darum, wie viele Autos du an den Mann bringst. Du kennst die Regel: Zwei Monate Schlusslicht, und du bist draußen.«
    »Das weiß ich«, sagte ich.
    »Glaub mir, wir berücksichtigen deine Situation. Ich gebe dir drei Monate, schließlich will ich fair sein.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Tim, du hast hier einen Schreibtisch. Und wenn du keine Autos verkaufen kannst, sind wir gezwungen, jemand anderen dahinterzusetzen. An meiner Stelle würdest du genauso handeln.«
    »Ich arbeite jetzt seit fünf Jahren für dich«, sagte ich. Seit ich pleitegegangen bin, dachte ich, sprach es aber nicht laut aus. »Und ich war immer einer der besten Verkäufer hier, richtig?«
    »Glaub nicht, das wüsste ich nicht selbst«, sagte Laura. »Tja, war jedenfalls nett, mit dir zu plaudern, Tim. Hoffentlich klärt sich die Sache bald. Und was deine unentschlossenen Kunden angeht … Warum rufst du sie nicht einfach mal an und machst Ihnen ein Extra-Angebot? Ein paar hübsche Pinstripes ohne Aufpreis – du weißt doch, wie die Sache läuft. Hauptsache, sie haben das Gefühl, etwas umsonst zu bekommen.«
    Bingo .
     
    ZWEI
     

    Als ich von der Arbeit kam, bog ich nicht wie sonst in die Bridgeport Avenue ein. Normalerweise fuhr ich hier von der Route I auf die Clark Street ab, überquerte nach einer halben Meile eine kleine Eisenbahnbrücke und bog dann links in die Hill Street ab, wo ich seit fünf Jahren wohnte – seit Susanne und ich unser Haus verkauft, unsere Schulden bezahlt und kleinere Wohnungen bezogen hatten.
    Heute jedoch fuhr ich weiter bis zum Just Inn Time und bog auf den

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