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In Zeiten der Flut

In Zeiten der Flut

Titel: In Zeiten der Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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Ich habe Ihr Ersuchen über das Außenweltministerium zum Steinernen Haus weitergeleitet, und dort wurde es abgelehnt. Wenn's um ihre Autonomie geht, sind sie hier empfindlich. Sie haben das Ersuchen gleich wieder zurückgeschickt. Mit zusätzlichen Einschränkungen - man ermahnt Sie ausdrücklich, keine Waffe zu tragen, keine Verhaftungen vorzunehmen und Verdächtigen gegenüber keinerlei Zwang anzuwenden.« Er griff zu einem Topf mit Hängepflanzen hoch und kippte ihn, um darin herumzustochern. Als er ihn losließ, schwang der Topf hin und her.
    »Wie soll ich dann meine Arbeit tun? Soll ich etwa zu Gregorian gehen und sagen, entschuldigen Sie, ich habe zwar keine Befugnisse, dafür aber Grund zu der Annahme, daß Sie etwas an sich genommen haben, das Ihnen nicht gehört; würde es Ihnen etwas ausmachen, es zurückzugeben?«
    In die Wandverkleidung unter den Fenstern waren mehrere Schreibtische eingebaut. Korda schwenkte einen heraus und untersuchte sorgfältig dessen Inhalt: Papier, Kohlestifte, Tintenlöscher. »Ich verstehe nicht, warum Sie sich deswegen soviel Kopfzerbrechen machen«, sagte er schließlich. »Spielen Sie nicht den Beleidigten, ich weiß, Sie können es schaffen. So tüchtig sind Sie, wenn Sie sich eine Sache in den Kopf gesetzt haben. Ach, das hätte ich fast vergessen. Das Steinerne Haus hat eingewilligt, Ihnen einen Verbindungsoffizier zuzuteilen. Einen gewissen Chu, vom inneren Abschirmdienst.«
    »Wird er befugt sein, Gregorian festzunehmen?«
    »Theoretisch, ja, nehme ich an. Aber Sie wissen, wie Planetenregierungen sind - praktisch wird er wohl eher ein Interesse daran haben, Sie im Auge zu behalten.«
    »Na fabelhaft.« Ein bombastisches Wolkengebilde trieb auf sie zu, bewegt von Meereswinden, die auf der anderen Seite der Welt entstanden waren. Der Leviathan hob geringfügig den Bug, dann stürmte er weiter. Das Licht wurde grau, und ein Regenschauer ergoß sich über den Heliostaten. »Wir wissen nicht einmal, wo wir nach dem Mann suchen sollen.«
    Korda klappte den Schreibtisch wieder ein. »Ich bin sicher, es wird Ihnen ein Leichtes sein, jemanden zu finden, der weiß, wo er steckt.«
    Der Bürokrat blickte in das Unwetter hinaus. Regentropfen trommelten gegen das Gewebe der Gaszelle, prasselten gegen die Fensterscheiben und rauschten in die Tiefe. Der Wind trieb den Regen in mächtigen Böen heran, und heftige Schauer wechselten sich mit Phasen relativer Ruhe ab. Das Land löste sich auf, das Luftschiff blieb inmitten des Chaos zurück. Der Regen und die überlasteten Motoren machten einen solchen Lärm, daß man sich nur mit Mühe unterhalten konnte. Es war wie das Ende der Welt. »Ist Ihnen klar, daß das alles in ein paar Monaten überflutet sein wird? Wenn wir den Fall Gregorian bis dahin nicht gelöst haben, werden wir's niemals schaffen.«
    »So lange werden Sie nicht brauchen. Ich bin sicher, Sie werden früh genug wieder im Palast der Rätsel sein, um zu verhindern, daß Ihr Untergebener Ihren Posten übernimmt.« Kordas Gesicht lächelte, um anzuzeigen, daß er scherzte.
    »Sie haben mir nicht gesagt, daß Sie meine Aufgaben jemand anderem übergeben haben. Wie kommen Sie überhaupt dazu, jemanden an meine Stelle zu setzen?«
    »Philippe hat jedenfalls dankbar eingewilligt, die Stellung in der Zwischenzeit zu halten.«
    »Philippe!« Im Nacken verspürte er ein kühles Prickeln, so als kreisten über ihm Haie. »Sie haben meinen Posten Philippe überlassen?«
    »Ich dachte, Sie mögen ihn.«
    »Ich mag ihn sehr«, sagte der Bürokrat. »Aber ist er auch der richtige Mann für den Posten?«
    »Nehmen Sie's nicht persönlich. Es liegt eine Menge Arbeit an, und Philippe kennt sich hervorragend damit aus. Soll die Abteilung etwa lahmgelegt werden, bloß weil Sie weg sind? Eine solche Einstellung möchte ich, ehrlich gesagt, nicht unterstützen.« Das Surrogat öffnete abermals den Schreibtisch, holte einen Fernseher heraus und schaltete ihn ein. Es drehte den Ton so weit herunter, bis nur noch ein Flüstern aus dem Lautsprecher kam, dann probierte es die Kanäle durch. Bild folgte auf Bild, doch keines stellte es zufrieden.
    Der Leviathan brach aus den Wolken hervor. Als heller Sonnenschein in den Salon strömte, blinzelte der Bürokrat benommen. Der Schatten des Luftschiffs am Boden wurde eingerahmt von einem verschwommenen Regenbogen. Das Schiff hob sich freudig, als strebte es in den Himmel empor.
    »Suchen Sie nach etwas Bestimmtem, oder spielen Sie bloß damit herum, weil

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