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In Zeiten der Flut

In Zeiten der Flut

Titel: In Zeiten der Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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Sie wissen, daß es Sie ärgert?«
    Korda wirkte verletzt. Er straffte sich, wandte dem Gerät den Rücken zu. »Ich hatte gehofft, ich würde auf einen von Gregorians Werbespots stoßen, um eine Vorstellung zu bekommen, was da auf uns zukommt. Sei's drum! Ich muß dringend wieder an die Arbeit. Seien Sie ein braver Junge und schauen Sie zu, daß Sie sich in dieser Angelegenheit vorbildhaft verhalten, hm? Ich verlasse mich auf Sie.«
    Sie schüttelten sich die Hände, und Kordas Gesicht verschwand vom Surrogat. Das Gerät schaltete automatisch auf standby.
    »Philippe!« sagte der Bürokrat. »Diese Idioten!« Er war sich quälend deutlich der Tatsache bewußt, daß er rasch an Boden verlor. Er mußte diesen Fall abschließen und so rasch wie möglich zum Palast der Rätsel zurückkehren. Philippe war ein raffgieriger Bursche. Der Bürokrat beugte sich vor und schaltete den Fernseher ab.
    Als der Bildschirm verblaßt war, wirkte alles geringfügig verändert, so als sei eine Wolke an der Sonne vorbeigezogen oder als habe sich ein Fenster in einen muffigen Raum aufgetan.

    Eine Zeitlang saß er einfach bloß da und dachte nach. Der Salon war hell und luftig, in Wandhaltern zwischen den Fenstern waren Orchideenzweige arrangiert, und in den Korbkäfigen, die zwischen den Töpfen mit Hängepflanzen an der Decke befestigt waren, zwitscherten Vögel. Alles war auf Tourismus ausgerichtet, doch ironischerweise hatten die Planetenbehörden die Urlaubsorte im Tideland geschlossen, um eben diese Touristen abzuschrecken, denn die Erfahrung hatte gezeigt, daß Außenweltler den Evakuierungsbeamten gegenüber weniger fügsam waren als Einheimische. Trotz des offensichtlichen Luxus hatte man bei der Einrichtung größten Wert auf Gewichtsersparnis gelegt und ohne Rücksicht auf die Kosten nur die leichtesten Materialien verwendet. Die Treibstoffersparnis würde die zusätzlichen Kosten niemals aufwiegen; dies alles war reine Gehässigkeit gegenüber den außerplanetarischen Batterieherstellern.
    Der Bürokrat reagierte empfindlich auf diese Art von Reibereien. Sie ergaben sich überall dort, wo die voranschreitende Grenze der technischen Kontrolle mit einheimischem Stolz zusammentraf.
    »Verzeihen Sie, Sir.« Ein junger Mann mit einem kleinen Tisch trat ein. Er trug ein ungewöhnliches Gewand, das über und über mit funkelnden Monden und Sternen besetzt war, mit Fabelwesen und Ibissen, eingewoben in einen Stoff, der beim Gehen vom tiefsten Blau zum sattesten Rot und wieder zurück changierte. Er stellte den Tisch ab, hob ein Tuch hoch, unter dem ein leeres Goldfischglas zum Vorschein kam, und streckte eine weiß behandschuhte Hand aus. »Ich bin Leutnant Chu, Ihr Verbindungsoffizier.«
    Sie schüttelten sich die Hände. »Ich dachte, mir sollte jemand vom inneren Abschirmdienst zugeteilt werden«, sagte der Bürokrat.
    »Wir halten uns gern ein wenig bedeckt, wenn wir im Tideland operieren, wissen Sie.« Chu öffnete das Gewand. Darunter trug er eine blaue Fliegeruniform. »Gegenwärtig gebe ich mich als Unterhaltungsoffizier aus.« Er breitete die Arme aus und neigte kokett den Kopf, als erwartete er ein Kompliment. Der Bürokrat gelangte zu dem Schluß, daß er Chu nicht mochte.
    »Das ist lächerlich. Diese ganze Heimlichtuerei ist völlig unnötig. Ich will doch bloß mit dem Mann reden, das ist alles.«
    Ein ungläubiges Lächeln. Chu hatte Wangen wie Bälle und ein kleines sternförmiges Mal am linken Auge, das verschwand, wenn er die Mundwinkel hochzog. »Was werden Sie tun, wenn Sie ihm gegenüberstehen, Sir?«
    »Ich werde ihn befragen und feststellen, ob er im Besitz von technischer Konterbande ist. Falls ja, ist es meine Aufgabe, ihm seine Verantwortung klarzumachen und ihn zu überzeugen, sie zurückzugeben. Weiter reichen meine Befugnisse nicht.«
    »Angenommen, er weigert sich. Was werden Sie dann tun?«
    »Nun, ich werde ihn bestimmt nicht zusammenschlagen und ins Gefängnis schleppen, falls Sie das meinen.« Der Bürokrat tätschelte seinen Bauch. »Sehen Sie sich bloß mal diese Wampe an.«
    »Vielleicht«, sagte Chu wohlüberlegt, »verfügen Sie ja über technische Zusatzkräfte, wie man sie im Fernsehen sieht. Wie Muskelimplantate und dergleichen.«
    »Verbotene Technik bleibt verbotene Technik. Wenn wir sie anwendeten, wären wir nicht besser als die Kriminellen.« Der Bürokrat hüstelte, dann sagte er mit plötzlichem Enthusiasmus: »Wo fangen wir an?«
    Der Verbindungsoffizier richtete sich ruckartig wie

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