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Indigosommer

Indigosommer

Titel: Indigosommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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ein unerträgliches Geräusch.
    Der Polizist sagte: »Auch wenn Mr Penn sich unverantwortlich verhalten hat – möglicherweise hat er dadurch sogar Schlimmeres verhindert. Als euer Freund stürzte, war die Flut auf ihrem höchsten Stand. Ihr wisst selbst, was dann an den Klippen los ist. Es war dunkel. Jemand von euch wäre da reingegangen, um den Jungen zu retten, und vielleicht hätte es dann nicht nur einen Toten gegeben.«
    Wieder herrschte betretene Stille. Nur Lauras Schluchzen war zu hören. Was Chief Howe gesagt hatte, stimmte. Alec oder Mark hätten sich in die Fluten gestürzt, um Josh herauszuholen. Manchmal konnte das Schicksal verschlungene Wege gehen. Vielleicht hatte Milo mit seinem Handeln, so kaltherzig es mir auch erschien, tatsächlich Schlimmeres verhindert.
    »Was wird denn jetzt mit Brandee?«, fragte ich.
    Fünf Augenpaare richteten sich auf den Polizisten. »Wir haben ihre Eltern benachrichtigt und sie sind gekommen, um ihre Tochter abzuholen. Es wird ein psychologisches Gutachten erstellt werden, inwieweit das Mädchen wusste, was sie da tat. Ich war noch einmal bei ihr und sie sprach wieder von einem Wolf, einem Werwolf, der sie verfolgt hat.«
    »Aber wie konnte sie glauben, dass Josh...« Alecs Stimme brach in einem Kopfschütteln ab.
    »Indigo Psilocybe, auch Blue Angels genannt, bewirken Halluzinationen der schlimmsten Art«, sagte Howe. »Brandee war vor einem Wolfshund geflüchtet, und als Josh ihr helfen woll-te...«Er seufzte. »Wahrscheinlich hat sie ihn für einen Werwolf gehalten und geglaubt, sie müsse um ihr Leben kämpfen.«
    »Weiß Brandee, das Josh tot ist?«, fragte Mark.
    »Ich denke nicht, aber sie ahnt etwas. Offensichtlich dringt nach und nach in ihr Bewusstsein, was passiert ist. Die Ärzte hielten es für besser, ihr noch nicht zu erzählen, dass der Junge tot ist.«
    »Es zu erfahren, muss schrecklich für sie sein«, sagte ich.
    »Die junge Frau wird den Rest ihres Lebens damit klarkommen müssen, dass sie auf ihrem Drogentrip einem Freund, der ihr helfen wollte, das Leben genommen hat.«
    »Hat Brandee Ihnen gesagt, von wem sie die Pilze hatte?«, meldete sich Mark zu Wort.
    »Von jemandem aus Forks«, sagte Howe.
    Ich glaubte, mich verhört zu haben, und versuchte, meine Überraschung zu verbergen. Vermutlich gelang es mir, denn der Polizist sagte: »Das war’s dann auch schon. Ihr könnt gehen.«
    »Und Josh?«, fragte Alec mit belegter Stimme.
    »Sein Leichnam wird von Port Angeles nach Seattle überführt. Wir versuchen immer noch, seinen Vater ausfindig zu machen.«
    »Und was ist mit uns?«, fragte Janice.
    »In Anbetracht der Umstände nehme ich an, dass ihr so schnell wie möglich abreisen wollt. Dem steht nichts im Wege. Es tut mir leid, dass euer Aufenthalt in La Push so enden musste.«
    Wir standen auf und Chief Howe brachte uns noch nach draußen. »Ach ja«, sagte er. »Was eure beschädigten Autos angeht, konnte ich leider nichts in Erfahrung bringen. Aber die Versicherung wird den Schaden sicher bezahlen.«
    Als wir draußen vor der Polizeiwache standen, sagte Alec: »Wenn wir uns mit dem Packen beeilen, können wir noch heute Abend zu Hause sein.«
    Nein, dachte ich. Nicht so schnell.
    Ich konnte jetzt nicht einfach zusammenpacken, La Push verlassen und nach Seattle zurückfahren. Ich musste mit Conrad sprechen. Ich musste ihn unbedingt sehen.
    Mir war gleichgültig, was die anderen über mich dachten, als ich sagte: »Geht schon mal vor. Ich habe noch etwas zu erledigen.«
    Alec sah mich an, sein Blick war vernichtend, aber er sparte sich einen Kommentar. »Okay, dann los«, sagte er zu Mark, Janice und Laura. Und an mich gewandt, meinte er: »Wenn du nicht rechtzeitig da bist, kannst du zusehen, wie du nach Hause kommst.«
    In Alecs Stimme lagen Enttäuschung und tiefer Groll. Er war noch immer überzeugt, dass ich für Joshs Tod mitverantwortlich war. Tat er das, um sich seiner eigenen Schuld nicht stellen zu müssen? Er hatte Brandee in diesem Zustand allein gelassen. Er hatte geschlafen, als Josh und Brandee ihn brauchten. Wie musste sich das anfühlen?
    Ich drehte mich um und lief los. Zuletzt rannte ich und kam völlig außer Atem am blauen Haus an. Boone sprang um die Ecke, als ich klingelte. Er winselte und wedelte mit dem Schwanz. Ich strich ihm über das weiche graue Fell und sagte: »Schon gut, Boone, ich will zu Conrad. Ist er da?«
    Boone bellte die Haustür an. Doch auf mein Klingeln öffnete niemand. Ich schlug mit der Faust gegen

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