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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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nicht.
    Tatsächlich wichtig war nur, dass die Mächte, die Cassie entführen wollten, in ihrem Vorhaben gescheitert waren.
    Der Teil der Stadt, in dem der Wall sich befand, wirkte völlig verlassen. Überwiegend niedrige, heruntergekommene Häuser und Autowracks standen auf von der Sonne versengten Rasenflächen. Doch als sie näher kamen, fühlte Cassie etwas Unsichtbares über ihre Haut kriechen. Angelese blieb stehen, als spüre sie etwas.
    »Wir sind nicht die Ersten, jemand ist vor uns durch den Totenpass gegangen«, flüsterte sie.
    Cassie erinnerte sich, was der Engel ihr vor wenigen Nächten erzählt hatte. »Der Sohn des Äthers«, vermutete sie.
    »Ja. Er ist schon auf der anderen Seite.«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    »Schlecht«, sagte Angelese.
    Cassie war das alles ein Rätsel. Eine unvermittelte, leichte Brise durchbrach die schwüle Hitze. Als sie wortlos die obere Kante des Walls betrachtete, glaubte sie, etwas zwischen zwei Wimpernschlägen erkannt zu haben.
    Lichter.
    Lichter in einer sehr dunklen Stadt.
    Ein Polizeiauto bog um die Ecke. Es hielt an und richtete die Scheinwerfer auf sie.
    »Komm, den Jungs liefern wir mal ein bisschen Gesprächsstoff für die Wache«, erklärte Angelese. Sie nahm Cassies Hand und zog sie auf den Wall. Dort verschwanden sie.

    Etwas Raues und gleichzeitig Kaltes und Heißes fuhr über Cassies Haut. Noch vor einem Augenblick war ihr Blickfeld von Sternen im Nachthimmel ausgefüllt gewesen; doch als sie durch den Spalt trat, wurde alles schwarz. Ihre Beine bewegten sich, als liefe sie durch die Luft, sie hatte Angst abzustürzen. Elektrische Ladungen knisterten in ihrem Haar, doch dann war sie auf der anderen Seite.
    Rauch und Gestank brannten ihr in den Augen. Die Schwärze war verschwunden, ersetzt von eitrig gelblichem Laternenlicht.
    Plötzlich ertönte ein Schrei über ihren Köpfen, dann ein lautes Krachen direkt neben ihnen. »JESUS!«, rief Cassie.
    »Geh zur Seite«, warnte Angelese und zerrte sie zurück. »Jemand schmeißt Leute vom Dach des Wolkenkratzers.«
    Cassie sah seitlich an einem krummen Hochhaus empor, das mindestens einhundert Stockwerke hoch sein musste. Neben ihr in der Straße schleppte sich eine menschliche Frau mühsam aus dem Müllcontainer, in dem sie gerade gelandet war. Ihr Gesicht war völlig eingedrückt, und die meisten ihrer Knochen waren bei dem Sturz gebrochen, aber sie war noch am Leben. In der Hölle konnten die Verdammten niemals sterben. Noch ein Schrei und zwei weitere Körper trafen nur wenige Meter neben ihnen auf dem Pflaster auf …
    PATZ! PATZ!
    Cassie und Angelese verzogen sich aus der Gefahrenzone, aber der Engel war beunruhigt.
    »Verflucht! Es hätte doch einer auf uns warten sollen …«
    »Ein was?«
    Angelese gab keine Antwort. Sie starrte angestrengt die Straße hinunter. Der allgegenwärtige grüne Nebel stieg auf und darin erblickte Cassie …
    »Sind das etwa Gesichter?«
    Halb greifbare Formen bildeten sich im Nebel, Andeutungen von Händen mit langen Fingern, Anflüge von Augen und deformierten Mäulern voller scharfer Zähne.
    Da bewegte sich der Nebel plötzlich rasch vorwärts. Seine verzerrten Mäuler stimmten ein Gebrüll an.
    »Ach du Scheiße!«, schrie Angelese. »Djinn!«
    Für Reaktionen blieb keine Zeit. Zwei mit gezackten Schlagstöcken fuchtelnde Constabler traten arglos auf die Straße. Als der Nebel über sie hinwegfegte, wurden erst ihre Uniformen und dann ihre Haut weggefressen.
    Cassie versuchte, der unheimlichen Masse einen Gedanken entgegenzuschleudern, doch ihre Furcht war immer noch zu stark.
    »Verflucht«, schimpfte Angelese immer noch. »Wo ist er denn?«
    »Wo ist WAS?«
    Ssssssssssssssssssssssssssssssssss-ONK!
    Das erleuchtete, pochende Oval eines Nektoports tauchte direkt hinter ihnen auf. Es erzitterte und öffnete sich dann langsam.
    »Das wurde aber verdammt noch mal höchste Zeit«, murmelte Angelese. »Steig ein, und zwar schnell!«
    Der lebendige Nebel wälzte sich weiter, er trug sogar die Asphaltoberfläche ab wie ein Sandstrahler. Noch hatte sich der Nektoport nicht vollständig materialisiert, doch Cassie und der Engel kletterten trotzdem schon hinein, die Hände mit grünen Schleimspuren verschmiert. Telekinese ermöglichte es Angelese, den Port zu manövrieren; er bebte und sackte kurz ab, dann hob er ab und stieg hoch hinauf wie ein verspielter Lenkdrache. Unter ihnen krümmte sich eine Woge des Nebels und heulte ihnen seine Wut hinterher.
    Cassie ließ sich gegen

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