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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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man Pollihopper. Ein Ergebnis der neuesten Geschlechtskrankheit condylomo abhorrius . Eine Infektion, die Gebärmuttertumore hervorruft; diese saugen wiederum jegliche Samenflüssigkeit auf, die in die Vagina eindringt. Jede Spermienzelle wird mit der DNS der Infektion befruchtet und dann zurück in den Unterleib geschickt.«
    »Ich kotze gleich, ich kot-ze gleich«, wiederholte Walter mit Nachdruck.
    »Nicht schon wieder kotzen, Walter. Du weißt doch inzwischen, dass dein ätherisches Erbrochenes im Dunklen leuchtet. Das verrät dich nur wieder.«
    Walter torkelte weiter durch diesen höllischen Stadtsumpf. Er war so demoralisiert, er hätte am liebsten geweint. Dieser Ort war derart erbarmungslos und ekelhaft, wie konnte er wirklich existieren? Die psychologischen Grausamkeiten in der Welt der Lebenden wandelten sich hier zu Fleisch und Blut, die Symbole und Sinnbilder wurden physisch und real.
    All das, geschaffen von einem einzigen Wesen, um die Menschen für ihre Sünden zu bestrafen?
    »Lass mich etwas erklären, Walter«, hörte er da den Kopf. »Ich verstehe deine Verwirrung, ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlen musst. Du weißt nicht, welchem Zweck dieser Ort in Wirklichkeit dient – du bist ein Wissenschaftler, ein Akademiker, und alles hier scheint vollkommen unlogisch. Doch mangelnde Logik ist eine eigene Logik für sich. Verstehst du, was ich sagen will?«
    »Nein. Kein Wort«, stöhnte Walter.
    »Wenn man sich die Triebfedern hinter dem bewussten Wunsch, gut zu sein, und die Triebfedern hinter dem bewussten Wunsch, böse zu sein, einmal genauer ansieht und miteinander vergleicht, wird man feststellen … dass sie denselben Ursprung haben.«
    Noch mehr von diesem esoterischen Kauderwelsch. Walter lief einfach in wachsender Verzweiflung weiter. Jeder einzelne Schritt schien seine Verwirrung zu verdoppeln. »Was meintest du vorhin mit Plan B?«
    »Plan A ist gescheitert.«
    »Das hast du mir ja schon gesagt!« Seine Stimme klang gereizt. »Aber was bedeutet das?«
    »Luzifer hat einen gewaltigen Plan. Er ist übrigens ein bisschen wie du …«
    »Vielen Dank.«
    »Ich meine in der Hinsicht, dass er einfach nur geliebt werden will. Doch der eine, von dem er am meisten geliebt werden wollte, hat ihn fortgejagt. Deshalb lebt er jetzt nur noch für die Rache. Du weißt ja schon, was ein Sohn des Äthers ist. Und wie steht es mit einer Tochter des Äthers?«
    Endlich eine Art linearer Konversation. »Ja, davon habe ich in den Beschwörungen des Luzifuge gelesen. Das weibliche Pendant zum Sohn des Äthers.«
    »Richtig. Und tatsächlich existiert eine Tochter genau in diesem Moment. Sie war Plan A. Luzifer braucht ein Ätherkind, um seinen Plan auszuführen. Er hat versucht, die Tochter des Äthers gefangen zu nehmen, aber sie ist ihm entwischt. Sprich: Plan A ist gescheitert. Bleibt Plan B. Du bist Plan B. Luzifer hat die Tochter des Äthers nicht in die Finger gekriegt, also versucht er jetzt, dich zu bekommen. Er will dich benutzen.«
    Walter taumelte weiter. Luzifer will mich benutzen, dachte er ungerührt. Er wollte nichts mehr hören, er wollte nicht einmal mehr den Versuch machen, zu verstehen. Lustlos schlurfte er die Straße herunter, während die Caco-Ratten vor ihm davonhuschten.
    »Wohin gehen wir überhaupt?«, fragte er. Seine Stimme klang völlig erloschen.
    »Zu Candice«, antwortete Namenlos.

II
    Der Wall lag südlich der Stadt. So nannte man den Ort, einfach nur »Der Wall«. Er war etwa einhundertfünfzig Meter lang und zehn Meter hoch, einfach nur eine lange, grasbedeckte Erhebung. Niemand sprach darüber, doch lokale Historiker wussten genau, was es war: ein Massengrab für Hunderte von Muskogean-Indianern, die von Andrew Jacksons Handlangern im frühen 19. Jahrhundert abgeschlachtet worden waren. Es ging das Gerücht, dass es auf dem Wall spukte. Das Gerücht entsprach der Wahrheit, doch darum ging es nicht.
    Der Wall war ein machtvoller Totenpass.
    »Ich spüre es«, stieß Cassie zwischen zwei Atemzügen hervor.
    »O ja«, bestätigte Angelese.
    Sie hatten zu Fuß die Stadt durchquert, nachdem sie sich in der Dunkelheit aus den Trümmern der Klinik geschlichen hatten. Nach dem Ende der räumlichen Verschmelzung, als alle Bestandteile der Hölle sich wieder an Ort und Stelle eingefügt hatten, lagen die Klinik und das Gelände darum herum in Schutt und Asche. In den Nachrichten würde von einem weiteren katastrophalen Gasleitungsunfall berichtet werden, aber auch darum ging es

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