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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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die Innenwand des Ports fallen, ihr Herzschlag normalisierte sich allmählich wieder. »Ich wollte ihn mit einer Gedankenprojektion aufhalten, aber ich hatte zu viel Angst. Alles ging so schnell, ich hatte meine Furcht nicht unter Kontrolle.«
    »Du wirst deine Furcht aber unter Kontrolle bekommen müssen«, sagte der Engel und ließ sich auf dem Boden nieder. Sie warf einen raschen Blick nach unten. »Du musst sie abschütteln. Sonst machen wir es nicht lange.«
    Cassie kam langsam in Rage. »Was ist mit dir? Du bist doch ein Engel. Willst du mir erzählen, dass du selbst überhaupt keine Kräfte hast?«
    »Im Himmel habe ich große Kräfte, aber in der Hölle? Nur einfache Hexenkunst. Ein bisschen magischer Krimskrams. Hier ziehen mich die anderen locker ab. Meine einzige nützliche Kraft hier in der Mephistopolis liegt in den Geheimnissen, die ich kenne.«
    »Ach, das klingt ja überaus hilfreich. Geheimnisse, die du nicht enthüllen kannst, ohne von diesem Schattending zerfetzt zu werden.«
    »Umbraphantom«, verbesserte der Engel. »Aber es gibt eine Menge Geheimnisse, die ich nicht kenne, und wir fangen gleich mal damit an, ein paar Dingen auf den Grund zu gehen.«
    Cassies Haare wurden von dem Wind, der in den Nektoport fuhr, herumgewirbelt. Sie sah sich um und bemerkte, dass Angelese mit dem Ophit-Sichtglas den Horizont absuchte; die blutunterlaufenen Augen, die als Linsen dienten, blinkten. »Sie füllen das Atrozeum wieder. Das verstehe ich nicht.«
    »Vermutlich wollen sie noch eine räumliche Verschmelzung veranstalten«, vermutete Cassie.
    »Schon, aber warum? Wir wissen, dass der Sohn des Äthers bereits hier ist, und die räumliche Verschmelzung, durch die sie dich aus der Klinik entführen wollten, ist gescheitert. Es gibt keinen Grund für sie, eine weitere Fusion durchzuführen. Zumindest fällt mir keiner ein.«
    Überdies vermischten sich Cassies eigene Sorgen mit diesen Problemen. Sie konnte nicht aufhören, an Lissa zu denken. Wo sie wohl jetzt ist? Was machen sie mit ihr? War sie immer noch im Mephisto-Turm? Hatte man sie zurück in den Zoo gebracht? Immer neue Schuldgefühle quälten sie.
    »Wir finden sie schon«, versicherte Angelese. »Sie werden es uns leicht machen. Vergiss nicht, sie ist der Köder, mit dem sie dich fangen wollen.«
    Das war nicht gerade ein Trost für Cassie.
    »Aber zuerst müssen wir ein paar andere Dinge erledigen«, ergänzte Angelese.
    Der Nektoport sank langsam wieder ab. »Tritt zurück. Wir gehen rein.«
    Cassie wusste nicht, was los war. Die ovale Öffnung des Nektoports schloss sich allmählich, wie die Blende eines Fotoapparats. Als sie vollständig geschlossen war, konnte Cassie nur mehr den Engel in den Umrissen des schwachen, grünlichen Lichts erkennen. Sie spürte, wie die flexible Masse des Ports durch Objekte drang, Wände vielleicht. Seine okkulte Technologie schaffte es, die Distanz zwischen zwei Orten unerhört zu verkürzen.
    Doch wo war ihr derzeitiger Aufenthaltsort?
    Ssssssssssssssssssssssssssssssssss-ONK!
    Die Öffnung schnappte auf und waberte in der Luft. Lieber Himmel , dachte Cassie und blinzelte durch das grüne Licht hinaus. Sie waren nicht in einem Gebäude, eher in einer Art unterirdischer Höhle.
    »Wo sind wir hier?«, wollte sie wissen.
    »In der Mater Sequestrum.« Angelese kletterte aus dem Port und half Cassie herunter.
    »Der was?«
    »Das ist ein besonderer Ort, an dem die Mütter großer Persönlichkeiten ihre ewige Verdammnis verbringen.«
    »Großer Persönlichkeiten?«
    » Groß im Sinne von historisch bedeutsam . Manche von ihnen waren böse Menschen, andere waren sehr gütig – das ist egal. Hitlers Mutter ist zum Beispiel hier, und die von Herodes. Dieser Ort ist eine Art Trophäenvitrine Luzifers.«
    Cassie folgte ihrer Begleiterin einen aus Bimsstein geschnitzten Pfad hinab. Es war heiß, und zu beiden Seiten des Pfades steckten Fackeln in eisernen Wandhaltern. Hin und wieder entdeckte sie einen weiblichen Kopf auf den Felsen, dann sah sie nach oben und schnappte nach Luft. Die Höhle war sicher dreißig Meter hoch, und von der Decke hingen noch mehr menschliche Frauen in Eisenkäfigen. »Dieser Teil des Sequestrums ist ein bisschen langweilig«, erklärte Angelese. Sie hielt einen glänzenden Stein in der rechten Hand und rieb beim Sprechen mit dem Daumen darüber. »Nur die ganz besonderen Mütter bekommen eine ganz besondere Behandlung.«
    Cassie schlurfte weiter durch die faulige Luft. »Aber wessen Mutter wollen

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