Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
langsam besser. »Kann ich dich mal was fragen?«
    »Ja, aber nur, wenn es nichts mit einem ätherischen Paradoxon zu tun hat.«
    »Bist du auf meiner Seite?«
    »Ja«, gab sie ohne Zögern zurück.
    »Warum erzählst du mir dann die ganze Zeit so einen Quatsch?«
    »Weil ich auf deiner Seite bin.«
    Fast hätte Walter zu lachen begonnen.
    Manchmal klang es, als trete er auf etwas Feuchtes, und wenn er dann hinuntersah, lagen dort in regelmäßigen Abständen benutzte Kondome auf dem Bürgersteig. Dämonische Samenflüssigkeit sickerte durch die fabrikfertig eingestanzten Perforationen. Gelegentlich entdeckte er auch verkohlte Hände oder Füße; die heruntergekommensten Nutten verscherbelten ihre Körperteile für Drogen auf der Straße an Rauchdeuter. Auf der anderen Straßenseite wurde gerade ein Freier von zwei gehörnten Zuhältern überfallen, und eine Straßenecke weiter stachen zwei Imp-Prostituierte wild aufeinander ein. Golem-Polizisten auf Streife schlenderten langsam und völlig ungerührt vorbei.
    »Geh hier um die Ecke«, wies Namenlos ihn an, als sie endlich zum Ende des einen Kilometer langen Bordellblocks kamen.
    FASSBODENGASSE stand auf einem Straßenschild.
    Ein paar Bewohner gingen vorbei, die Hände in den Taschen. Ein bärtiger Mann sah Walter direkt in die Augen und sagte: »Ich hab dir doch gesagt, dass wir uns hier treffen würden.« Der Kopf saß ihm schief auf den Schultern, und auf dem blutigen T-Shirt stand: PIL: THIS IS WHAT YOU WANT, THIS IS WHAT YOU GET.
    Sprachlos blickte Walter ihm nach.
    Aus der Ferne hörte man ein Brüllen. Zur Linken zog sich immer noch die von Fenstern gesprenkelte Hautmauer hin, doch hier glänzte die Haut ungesund und wurde nach und nach infektiös. Pusteln pochten, entzündliche Gonorrhö gedieh in Hautfalten, eitrige Geschwüre sonderten Flüssigkeit ab. Manche der Pocken auf der Hautoberfläche bebten von den Milben, die darunter lebten.
    Die Frauen, die hier in den Fenstern saßen, waren alle auf die eine oder andere Art versehrt: Manchen fehlte eine Gliedmaße, anderen die Kopfhaut, wieder andere waren verbrannt, von dämonischem Ausschlag befallen oder auf sonstige Art entstellt. Ein Mädchen saß niedergeschlagen im Fenster und sah zur Seite. Sie wirkte zierlich und hübsch, bis sie sich umwandte und ihnen die andere Seite ihres Gesichtes zuwandte. Es war bis auf den Knochen abgeschabt. Eine andere Menschenfrau hätte ein Model sein können, außer, dass ihre Brüste abgefressen waren. Im nächsten Fenster saß eine Trollin und sah blicklos hinaus; ihre Augenhöhlen waren leer. Unter ihrem Fenster stand: EIN LOCH IHRER WAHL: $5.
    Walter war vor Angst jetzt völlig versteinert. Was erwartete ihn hier?
    »Mach dich bereit, Walter«, tröstete ihn Namenlos. »Vergiss nicht: Besser man bereut, was man getan hat, als was man nicht getan hat.«
    »Soll heißen?«
    »Was du gleich sehen wirst, wird dir vermutlich nicht besonders gefallen. Aber du bist freiwillig herkommen. Du hast aus freien Stücken den Totenpass durchquert, um Candice zu sehen, und jetzt wirst du sie sehen. Also. Wir sind da. Das ist, was du wolltest …«
    Die alte Leier. Walter blieb einen Moment stehen.
    … das ist, was du bekommst , dachte er.
    Das Rotlichtviertel der Hölle.
    Eine gedämpfte Stimme ertönte aus der Dunkelheit, als eine geschmeidige Gestalt auf klappernden Absätzen näher kam. »Blasen und ficken, zehn Höllendollars, Schnuckelchen. Ich besorg’s dir, wie du es noch nie erlebt hast.«
    Gelbes Licht schien aus den Fenstern herab und genau in diesen Lichtschein trat nun die Gestalt.
    Walters Herz pochte wie wild.
    Das war sie. Das war Candice.
    Walter konnte nur wie angewurzelt dastehen, völlig verzückt.
    Sie sah aus wie in seinen schönsten Träumen: die meerblauen Augen, das lange blonde Haar, das bis zur Taille reichte, die schlanken, wohlgeformten Beine.
    Dann weiteten sich die meerblauen Augen plötzlich.
    »Walter?«, fragte sie ungläubig.
    Ihre Stimme klang immer noch gedämpft, beinahe als spräche sie mit vollem Mund. Walter wusste nicht, wieso … und es war ihm auch gleichgültig.
    Denn sie war es.
    »Ja, ich bin es, Candice.« Seine Worte klangen wie aus weiter Ferne. »Ich bin deinetwegen hier.«
    Sie stand nun im Lichtschein, doch ein Schatten verbarg noch immer einen Teil ihres Gesichtes. »Also hat Colin mir keinen Scheiß erzählt. Er hat mich umgebracht, damit ich hierher komme. Und dann hat er sich selbst umgebracht.«
    »Du weißt davon?« Walter

Weitere Kostenlose Bücher