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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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hat, wofür sie bestraft werden musste.
    Stattdessen log sie: »Ich bin einfach ausgeflippt. Ich habe so seltsame Träume, dass ich manchmal viel zu nervös werde und durchdrehe. Außerdem habe ich meine Tage. Und außerdem bin ich morgens vor meiner ersten Tasse Kaffee ungenießbar.«
    R.J. musste lächeln. »Wirklich? Du verarschst mich nicht?«
    »Nein.«
    »Das war aber wirklich ein ganz schöner Anfall.«
    »Stimmt. Hattest du auch schon mal einen? Hattest du schon mal so einen Tag, an dem einfach nichts klappt und du nur alles kurz und klein schlagen willst?«
    »Klar, jeder hat doch mal solche Tage.«
    »Das ist doch völlig normal, oder?«
    »Ja, an sich schon, bis zu einem gewissen Grad. Man wird wütend, man wird aggressiv, weil man im Stau steht, oder was auch immer. Und klar, manchmal möchte man einfach ausrasten und was kaputtmachen. Man möchte , aber man tut es nicht wirklich.«
    »Du hattest noch nie PMS, du kannst das gar nicht beurteilen.«
    Wieder ein Lächeln. »Ein Punkt für dich. Sadie sagte, sie hat dich mit jemandem sprechen hören. Mit wem? Hörst du Stimmen?«
    »Nur deine.«
    »Also hat Sadie gelogen?«
    »Ich spreche manchmal mit mir selbst! Na und?« Sie schrie beinahe. »Du willst mich mit Thorazin voll pumpen und mir eine Zwangsjacke verpassen, weil ich PMS habe und Selbstgespräche führe?«
    R.J. lümmelte sich in seinen Stuhl und schob den Schirm seiner Kappe etwas hoch. »Endlich! Wir kommunizieren. Lass mich dir eine andere Frage stellen. Noch vor einer Minute hast du erzählt, du hättest immer noch schlechte Träume. Handeln die Träume vom Selbstmord deiner Schwester?«
    »Nein, die haben vor einer Weile aufgehört. Jetzt sind es einfach Alpträume.«
    »Worüber?«
    »Über die Hölle.«
    »Du meinst den Ort, über den du während deiner Hypnose- und Narkoanalyse-Sitzungen sprichst? Diese riesige Stadt in der Hölle. Die Mephistopolis.«
    »Ja. Es sind einfach nur Träume, wilde Träume. Dass ich ein Ätherkind bin und so.«
    »Also willst du mir jetzt erzählen, dass du in Wirklichkeit kein Ätherkind bist, und dass das nur ein Traum war?«
    »Ja. Nimm doch selbst mal ein bisschen von diesem – was ist das? Sodium …«
    »Das Hypnotikum? Sodium amitol.«
    »Genau, nimm doch mal was davon, Doc. Mal sehen, ob dich das nicht auch ein bisschen schräg drauf bringt. Mal sehen, ob du nicht auch wilde Sachen sagst, wenn du eine Ladung davon intus hast. Ich hab sowieso schon merkwürdige Träume, und das Zeug macht es nicht besser. Und ja, vielleicht habe ich die Träume eine Zeit lang mit der Wirklichkeit verwechselt. Ich versuche immer noch, über den Tod meines Vaters wegzukommen und über die Tatsache, dass ich in dieser Irrenanstalt eingesperrt bin – ist nicht böse gemeint. Hattest du schon mal solche Träume? Warst du schon jemals in deinem Leben so verwirrt?«
    Dieses Mal war das Lächeln etwas ausgeprägter. »Du versuchst immer, dich zu verteidigen, indem du mich herausforderst.«
    »Warum auch nicht? Manchmal habe ich eben verrückte Träume. Jeder Mensch hat das. Wieso sitzt dann nicht jeder Mensch in dieser Anstalt?«
    »Weil nicht jeder Mensch der Brandstiftung und des vorsätzlichen Mordes angeklagt ist. Weil nicht jeder Mensch selbstmordgefährdet ist, und weil nicht jeder Mensch Lampen in der Dusche zertrümmert.«
    »Ich bezahle die blöden Lampen.«
    »Nein, die Anwälte deines Vater werden das tun«, korrigierte R.J. »Lass mich dir noch eine andere Frage stellen.«
    Cassie wurde es langsam langweilig, und sie spielte unter dem Tisch mit den Füßen an den Flipflops herum. »Leg los.«
    »Wer hat das Haus mit deinem Vater darin niedergebrannt?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich es nicht war. Ich habe meinen Vater geliebt.« Sie sah ihn böse an. »Du weißt doch längst, dass ich es nicht war. Du glaubst doch niemals, dass ich das war.«
    »Nein, Cassie, das glaube ich nicht. Aber wer war es dann? Wer, glaubst du, war es?«
    »Vermutlich irgendein Kiffer aus der Stadt, ein Redneck auf Pillen oder was auch immer.«
    »Die Antwort gefällt mir. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass du das nur sagst .«
    »Was meinst du damit?«
    »Dass du das nur sagst, weil du glaubst, ich wollte es hören.«
    »So was würde ich nie tun«, konterte Cassie. »Du bist doch mein Seelenklempner, du solltest das wissen. Und was glaubt Dr. Morse? Denkt er auch, ich hatte einen Psychoanfall? Glaubt er, ich bin nicht ganz richtig im Kopf?«
    »Nein, aber er ist

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