Wandel der Zeit - Savannah - Liebe gegen jede Regel
Prolog
Drei Monate zuvor
Ende.
Gerade hatte ich den letzten Verschluss meiner Koffer geschlossen. Die Klicks der Metallverschlüsse hallten immer noch in meinem Kopf wider. Nun saß ich hier auf meinem Bett und wartete. Wartete auf das Unausweichliche.
Wir würden heute die Stadt verlassen und ich konnte wie immer nichts dagegen tun. Ich liebte Scottsdale, ich war hier aufgewachsen. Eigentlich hatte ich, bis auf wenige Ausnahmen, noch nie mehr als ein paar Tage außerhalb der Stadt zugebracht. Ich kannte also praktisch gar nichts anderes – wollte es auch gar nicht.
Die restliche Zeit bis zur Abreise wurde ich von meinem Vater dazu verdammt, mein Zimmer nicht zu verlassen. Damit hatte er mir einmal mehr die Erfüllung eines großen Wunsches verwehrt. Er wusste es, aber es war ihm egal – die Familie ging vor! Das tat sie immer… blablabla…
Ich steckte mir meine Kopfhörerstöpsel in die Ohren, drehte ‚Kings and Queens von 30 Seconds to Mars’ in meinem IPod voll auf und warf mich rücklings in meine Kissen. Dieses Lied war wie für mich und mein Leben gemacht – ich liebte es. Ergebend schloss ich die Augen und schluckte gegen den Kloß in meiner Kehle an, der immer größer anzuschwellen schien.
Vergessen…
Ich wollte doch einfach nur vergessen. Aber wie vergisst man die absolut größte Liebe seines Lebens? Wie?
Nicolas… Nic…Einer der coolsten Jungs an der Desert Mountain High.
Gut, was machte ich mir vor – diese, meine große Liebe war leider immer sehr einseitig gewesen. Das einzig Gute daran… ich war nicht allein. Nic hatte schon immer mehr Verehrerinnen, als er ahnte. Nichtsdestotrotz wollte ich mich nicht von ihm trennen. Auch wenn ich früher oft deprimiert darüber war, dass er mich eigentlich fast immer übersah, würde es mir jetzt schon genügen, ihn einfach nur weiterhin in der Schule sehen zu können. Und ich hatte ihn schon so lange nicht mehr gesehen.
Es waren nun schon drei Wochen seit seinem Unfall vergangen. Der Grund dafür war so lapidar und doch mit so schwerwiegenden Folgen verknüpft.
Um wieder einmal seine zickige Freundin Tess zu beruhigen, lief Nic in der Schule, ungeachtet anderer Dinge, direkt in das Auto unserer Direktorin hinein. Auch wenn er dadurch nicht lebensgefährlich verletzt wurde, für sein Bein sah es danach echt nicht sehr gut aus.
Aber das Schlimmste an der Sache war, dass trotz der Neuigkeit, dass Nic und Tess seitdem geschiedene Leute waren, ich mich nicht traute, ihn im Krankenhaus zu besuchen.
Wieso?
Ich wusste es nicht. Zumindest jetzt nicht mehr, da wir so kurz vor unserer Abreise standen. Nun kam ich mir so blöd vor, dass ich diese – meine letzte – Chance so ungenutzt hatte verstreichen lassen.
Ich versuchte die Musik noch etwas lauter zu drehen, aber ich hatte den Regler bereits bis zum Anschlag offen. Wieso ließen sich bei diesem Höllenlärm meine Gedanken an Nic nicht abstellen?
Nic…
Ich atmete tief durch, hob meinen Po leicht an und zog ein Foto aus meiner Gesäßtasche. Nic’s Foto. Ich hatte es vom Jahrbuch heraus in meinen PC eingescannt und dann Tess Hand auf seinem Schenkel digital entfernt, ehe ich es mir ausdruckte.
ER war mein Traummann – er war es schon immer.
Ich liebte seinen muskulösen, durchtrainierten Körper, seine pechschwarzen, absichtlich durchwühlt aussehenden Haare, seine magisch - silbergrauen Augen und natürlich auch seine überaus süßen Ohrläppchen, die mich jedes Mal um den Verstand brachten, wenn sie unter seinen Haaren hervorblitzten. Seine Lippen und das Lächeln waren… wie nicht von dieser Welt. Wie sehr ich mich danach sehnte, dass er mich endlich mit ihnen berührte, aber… er tat es nicht. Auch wenn er oder seine Kumpel mich niemals als Angehörige ihrer Clique betrachteten, hatte er doch hin und wieder ein Lächeln für mich, welches mich jedes Mal sofort dahinschmelzen ließ, wie Eis in der Sonne.
Nicht zu vergessen die Rose, die er mir vor einigen Monaten geschenkt hatte, nachdem er aus dem Blumenladen gestürmt war und mich dabei aus Versehen überrannte. Hätte er gewusst, dass ich mich ihm absichtlich in den Weg gestellt hatte, er hätte wohl ganz bestimmt anders reagiert.
Auf dem Foto sah es so aus, als lächelte er nur für mich…
Ich zog mir die Stöpsel aus den Ohren, schnappte das Telefon und hob ab. Freizeichen – wow… Dad hatte den Anschluss also für heute noch nicht lahmlegen lassen –
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