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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Bruderherz?«
    »Sieht aus, als wären alle hier tot.«
    »Das sieht nicht nur so aus, Walter. Alle hier sind tot.« Walters Lippen zitterten, als er benebelt versuchte, diese Information zu verarbeiten. »Aber da-das ist doch nicht möglich … oder?«
    »Doch, ist es. Ich wollte keinen Stress, weißt du? Ich muss dich hier rausholen, ohne dass mir jemand auf die Nerven geht. Es war das Praktischste, einfach alle umzubringen.«
    Mehr Zittern. »W-wi-wie hast du …«
    »Indem ich ein Räucherfass voller Babyblut verbrannt und gleichzeitig einen Zauberspruch aus dem verbotenen Buch Das Vierte Testament des Albigerius gelesen habe. Das war ein karthagischer Magier, der seinen Körper verlassen und in die Hölle reisen konnte. Dort feilschte er mit dem Teufel um Geheimnisse und Zaubersprüche. Ich habe eine seiner Unheiligen Riten rezitiert, den so genannten Exsanguis-Zauber, Walter. Er bewirkt, dass das Blut aller Anwesenden gleichzeitig aus dem Körper austritt.«
    Walter kicherte ob der Absurdität dieser Auskunft, doch das Kichern verlor an Fröhlichkeit, als sich die automatischen Türen zur Eingangshalle hin öffneten, und Walter noch viel mehr tote Menschen sah.
    »O nein, das kann doch nicht wahr sein.« Walter starrte ungläubig das viele Blut an. Diese Grausamkeit war irgendwie überwältigend. Es sah aus, als hätte man die Wände mit einem Feuerwehrschlauch bespritzt, allerdings nicht mit Wasser, sondern mit Lebenssaft.
    Zwei weitere automatische Türen glitten auf. Walter wurde in eine warme sternenklare Nacht hinausgeschoben, die auf ihn sehr heiter wirkte. Doch seine Verwirrung ließ seine schläfrigen Augenlider immer wieder hochklappen. Die Laternen um das Krankenhaus herum glitzerten; alles schien vollkommen still und ruhig. Colin rollte ihn die vordere Auffahrt hinunter in den runden Hof, in dem die Patienten abgeliefert wurden. Eine von Colins langen, schwarzen, nagelneuen Limousinen wartete dort. Seit seinem Lottogewinn hatte er sich einige Luxusautos gekauft, doch in letzter Zeit bevorzugte er eindeutig dieses. Die Fahrertür öffnete sich und der Chauffeur trat heraus: eine große, dunkelhaarige Frau mit üppigen Formen. Sie trug kniehohe schwarze Stiefel, eine schwarze Lederhose, eine schwarze Weste über einer langärmeligen weißen Satinbluse, und dazu eine niedliche kleine Chauffeursmütze. Colin stand auf Extravaganz. Die Frau sagte kein Wort, als der Rollstuhl ankam. Sie lächelte verschmitzt, die dunklen Augen leuchteten wie geschliffene Obsidiane.
    »Walter, darf ich dir Augustina vorstellen? Sie spricht nicht viel, sie sieht einfach nur gut aus und kutschiert mich durch die Gegend. Ganz schön heiße Braut, was?«
    Walter nickte benommen. Nach allem, was passiert war, konnte er sich wirklich nicht auf diese Frau konzentrieren.
    »Sie heißt nicht wirklich Augustina. Ich habe sie so getauft, als sie’rüberkam.«
    »Rüberkam?«
    »Ich dachte, es wäre lässig, sie nach dem Heiligen zu benennen, der sich den Schwanz abgeschnitten hat, weil er dachte, Sex sei die Verlockung des Bösen.«
    Walter driftete ab. Die Worte klangen in seinem Kopf wie Echos. Als Augustina die Tür zum Rücksitz der Limousine öffnete, senkte sich ein automatischer Lift heraus. Ihr Busen wogte direkt vor seinem Gesicht, als sie sich über ihn beugte und den Rollstuhl auf den Lift schob. Einen Augenblick später wurde Walter ins Auto gezogen.
    Noch mehr Verblüffung. Walter konnte kaum noch sprechen. »D-da-das fühlt sich nicht richtig an, Colin. Wa-wa-was geht hier vor?«
    Die Tür klappte sanft zu. Der Motor des Wagens war kaum zu hören, als sie in die Nacht brausten.
    »Coole Sachen, Brüderchen, das geht hier vor. Und du bist ein Teil davon. Eigentlich bist du sogar die Schlüsselfigur.«
    Walter kapierte nichts von dem, was sein Bruder sagte. Etwas anderes störte ihn, und es war wirklich schwer sich darauf zu konzentrieren, was das war. Doch schließlich bekam er den Gedanken zu fassen, während sein Verstand und seine Sinne durch die Tablette immer weiter im Nebel umherirrten.
    »Colin? Hast du vorhin etwas gesagt? Hast du gesagt, wir hätten viel zu besprechen?«
    Ein Korken knallte. Colin hatte soeben eine Flasche Champagner geöffnet. »Mhm«, war seine Antwort auf die Frage. Er nahm einen Schluck und spuckte ihn aus dem Fenster. »Was soll an diesem Zeug eigentlich dran sein? Schmeckt wie vergammelte Limo, Jesus!« Verärgert warf er die Flasche aus dem Auto.
    Da ist noch was anderes, da ist noch was

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