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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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anderes … Walter musste wieder an den Mann denken, der von dem betrunkenen Autofahrer überfahren worden war, und ihm fiel wieder ein, was er gestern Abend in der Cafeteria gesehen und gehört hatte.
    »Hast du was von Schicksal gesagt?«
    »Dein Schicksal erwartet dich, Bruderherz.« Draußen schwammen die Sterne am Autofenster vorbei. »Es wird Zeit für dich, dein Schicksal anzunehmen …«

II
    Colin gehörte das gesamte oberste Stockwerk des Strauss Building in St. Petersburg, mit Blick über die Tampa Bay. Genau das nahm Walter wahr, als seine Augen sich öffneten und er wieder zu Bewusstsein kam. Eine sanfte Brise, die vom Wasser her kam, belebte ihn. Er zuckte zusammen: Sein Kopf tat weh.
    Er brauchte einige Minuten, um die Geschehnisse in seinem Kopf wieder zu sortieren. Was war real und was eingebildet? Er saß immer noch im Rollstuhl – jemand hatte ihn hinaus auf den Balkon geschoben, um ihm einen Blick auf die Bucht zu ermöglichen. Doch als er aufstehen wollte, konnte er seinen Beinen nicht trauen; sie waren noch viel zu wackelig von dem Schmerzmittel.
    »Hey, Brüderchen!«, hörte er Colins Stimme hinter sich. »Ich sehe, du bewegst dich. Wie geht es dir?«
    »Hab mich schon besser gefühlt«, grummelte Walter leise. Seine Arme fühlten sich schwach an, als er die Hände an die Räder legte und den Stuhl langsam umdrehte.
    »Augustina, hilfst du ihm bitte mal?«
    Der dralle Schatten glitt auf den Balkon. Wunderbare Düfte entströmten dem Haar der groß gewachsenen Frau. Doch als Walters Augen sich an das Licht gewöhnt hatten und sie seitlich an den Rollstuhl herantrat, wirkte ihre Gestalt wie ein Geist, ganz weiß. Da erst bemerkte er, dass sie nackt war.
    Walter erschauerte, als ihre Hände ihm über die Brust strichen, dann über die Wangen. Ein gurrendes Geräusch ertönte, wie eine Liebkosung, und dann wurde er herumgedreht und langsam zurück in die Suite geschoben.
    Walter blinzelte; der riesige Raum war mit dunklem Holz vertäfelt und mit großen, kunstvoll gerahmten Gemälden geschmückt. Ein dunkelbrauner Teppich bedeckte den Boden, in den die Räder des Stuhls tief einsanken. Das gesamte Zimmer schien dunkel zu flackern, winzige Schatten leckten an dem gemaserten Holz empor. Es gab kein elektrisches Licht, der Raum wurde von Dutzenden hoher schwarzer Kerzen erleuchtet.
    Colin stand knietief in einem Whirlpool. »Willst du was?« Er hielt eine weitere Champagnerflasche hoch. »Kostet sechshundert Mäuse pro Buddel. Kannst du das fassen? Sechshundert Mäuse für eine Flasche Sprit!«
    »Colin«, mahnte Walter. »Wir sind noch nicht alt genug, um Alkohol zu trinken.«
    »Wenn man einhundert Millionen im Lotto gewinnt, Brüderchen, dann ist man alt genug für alles, was man machen will.« Er nahm einen Schluck aus der Flasche, verzog das Gesicht und spuckte ihn wieder aus. »Herrgott noch mal, das ist noch schlimmer als der andere Scheiß vorhin.« Er schleuderte die Flasche wie einen Kegel aus der offenen Schiebetür; sie segelte über den Balkon und verschwand.
    Walter sah ihn nur an. »Colin. Was ist hier los?«
    »’ne total coole Sache, Bruder. Und ich werde dir jetzt sofort alles erzählen. Jeder hat sein Schicksal, weißt du?«
    Langsam machten diese Worte Walter Angst.
    »Manche Menschen haben ein bescheidenes Schicksal, manche ein großes. Aber dein Schicksal … ist monumental.«
    »Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »Ganz ruhig. Wir haben noch ein bisschen Zeit, um rumzublödeln, denke ich mal. Bis Mitternacht, um genau zu sein. Irgendwie abgedroschen, wie ich finde, aber Mitternacht ist tatsächlich die Geisterstunde. Es geht um Glauben. Der Glaube an einen Mythos ist nur eine andere Form des Glaubens.« Das flackernde Kerzenlicht warf unstete Schatten über Colins Gesicht. Er lächelte bösartig. »Und Glaube ist Macht.« Mit einem Griff zog er seine schlabberige Badehose hoch. »Institutionen der Macht belohnen die Gläubigen – mit noch mehr Macht.«
    Mein Bruder ist durchgedreht , dämmerte es Walter. Gib einem Achtzehnjährigen einhundert Millionen Dollar in die Hand, und das kommt dabei raus. Doch wenigstens hatte sich Colins Traum erfüllt. Walters nicht. Colin hatte sein Geld, aber Walter würde Candice nie bekommen.
    »Augustina, Schätzchen, holst du mal den Kaviar?«
    Walter hatte gar nicht bemerkt, dass die große nackte Frau den Raum verlassen hatte. Wie konnte mir das entgehen? , überlegte er. Es war, als habe sie sich in Luft aufgelöst. Und nun war

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