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Inferno - Höllensturz

Inferno - Höllensturz

Titel: Inferno - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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blinzelte sie. Das Atrozeum sah aus wie ein riesenhaftes schwarzes Amphitheater. Sie konnte sogar die Tribünen erkennen, genau wie bei einem Sportstadion. Doch … wo war das Spielfeld?
    »Wir können nicht jedes Detail sehen«, erklärte Angelese. »Wir sind zu weit weg und ich will nicht so nah heranfliegen, dass die Späher uns entdecken. Der schwarze Kreis ist die Todesplatte. Sie schwebt über dem Feld, während wir uns hier unterhalten, deshalb kannst du das Feld selbst nicht erkennen. Erzmagier halten sie im Schwebezustand, bis so viele Leute wie irgend möglich in das Stadion gepackt wurden.«
    »Und wenn es so weit ist …«
    »Dann heben die Erzmagier den Levitationszauber auf und die Platte stürzt ab. Sie zerquetscht jedes Lebewesen auf dem Feld in einem einzigen Moment. All die entweichende Todeskraft wird von Satans Biomagiern aufgefangen und umgewandelt – durch diese Energiewandler da.« Sie zeigte auf das hintere Ende der Arena, wo schwarze, mindestens einen Kilometer hohe Turmgerippe sich im Wind bogen. »Durch diese ungeheure Energiemenge können sie die räumliche Verschmelzung bewerkstelligen.«
    Das alles überstieg Cassies Vorstellungskraft. Wer dachte sich denn so was aus? Wer erfand so etwas, selbst in einer völlig verdrehten Welt, in der Magie als Wissenschaft diente?
    »Ursprünglich hat Luzifer das Atrozeum als Zirkus für die Dämonenelite bauen lassen. Seine Version von Gladiatorenkämpfen. Doch seine Zauberer haben dann einen besseren Verwendungszweck dafür gefunden.« Angelese beschrieb eine scharfe Kurve mit dem Nektoport. Er sauste über den Himmel, vorbei an der schwarzen Mondsichel.
    »Wo fahren wir jetzt hin?«, wollte Cassie wissen. Sie klammerte sich mit aller Kraft fest.
    »Zum Satan-Park-Zoo.«
    Ein Zoo? Na super. Ein Zoo in der Hölle. »Warum?«
    Angelese gab keine Antwort. Stattdessen betrachtete sie die alptraumhafte Szenerie dieser Stadt. Ihr schneeweißes Haar tanzte um ihren Kopf, der Wind presste den Stoff ihres Gewandes gegen ihre Brüste. Durch das dünne Gewebe konnte Cassie das Narbennetz erkennen. Einmal wurde ihr Tarnstein durch den Wind an der Kette nach hinten gezogen, und sobald er keinen direkten Kontakt mehr zu ihrer Haut hatte, leuchtete ihre Aura auf. Das intensive zitronengelbe Licht, das sie verströmte, wurde vom dimensionslosen Rand des Nektoports reflektiert. »Verdammt!«, rief sie und zerrte den Stein wieder nach vorn. »Das war ja echt clever.«
    »Was ist denn los? Deine Aura ist doch wunderschön.«
    »Hier ist sie aber auch tödlich. Wenn die Aufklärer sie bemerken, werden sie das sofort den Constablern melden.«
    »Aber wir müssen uns doch keine Sorgen machen«, erinnerte Cassie. »Wie du vorhin sagtest. Wir traumchanneln doch nur. Wir können nicht verletzt oder gefangen genommen werden, weil unsere physischen Körper nicht wirklich hier sind.«
    »Das stimmt, aber wenn jemand uns gesehen hat, sind die Constabler gewarnt. Luzifer wüsste dann, dass jemand sich bereit macht, ihm in den Arsch zu treten.«
    Cassies Kinnlade fiel herunter. »Angelese! Du bist ein Engel! Du kannst doch nicht so reden.«
    Das Lichtwesen grinste. »Das ist ein Trugschluss. Engel können verdammt noch mal reden, wie sie wollen.«
    Cassie war schockiert .
    »Verflucht!«, brüllte Angelese plötzlich.
    Noch bevor Cassie fragen konnte, was denn los war, hatte sie es schon gesehen. Vier Greife stiegen wie eine Jagdbomberformation in den Himmel auf und kamen durch die hässlichen Wolkenfetzen genau auf sie zu. Cassie hatte noch nie so große Greife gesehen – sie hatten Flügelspannweiten von über sieben Metern. Die Flügel schlugen so schnell, dass man sie kaum sehen konnte.
    »Tu doch was!«, schrie Angelese.
    Cassie war sprachlos, doch dann fiel ihr ein: Ach ja, ich bin ja ein Ätherkind … Weiter unten löste sich die Schar auf und flog in unterschiedliche Richtungen; einige wurden nun von den Wolken verborgen. Sie waren so schnell, dass Cassie sich kaum auf einen Einzelnen konzentrieren konnte. Komm schon, komm schon , spornte sie sich selbst an. Dann entdeckte sie einen, plötzlich ganz nah, und dachte: Enthaupte dich …
    Der Greif kam nicht mehr dazu zu kreischen. Sein schuppenbedeckter Kopf mit dem riesigen Schnabel löste sich mitten im Flug an einer sauberen Linie vom Hals ab. Cassie konnte nicht einmal Blut entdecken. Als die nächste Bestie aus einer Wolke auftauchte und sich dem Ausstieg des Nektoports näherte, dachte Cassie: Keine Federn! , und

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