Inferno - Höllensturz
quoll hervor. »Das hier ist noch besser, und es kostet nur zwei Cents pro Portion.« Walter sah die Pastetenförmchen an. Ihr Inhalt war am Rand knusprig gebacken, und in der Mitte blubberte etwas, das aussah wie geschmolzener Chester-Käse. »Das ist gebackenes Kaisermeconium, nach dem Rezept meiner Mama.«
Walter musste würgen, doch seine Neugier ließ ihm keine Wahl. »Was – was ist denn Meconium?«
»Der Darminhalt von Föten. In diesem Fall von einem Caco-Dämonenfötus im dritten Trimester. Köst-lich.«
Walter stolperte weiter und übergab sich auf den Bürgersteig. Sein Mageninhalt leuchtete, als habe er auf eine Flutlichtlampe gespuckt. Der Verkäufer lachte, und dann hörte Walter eilige Schritte. Er lehnte sich an ein geparktes Dampfauto und rang nach Atem, doch die Schritte wurden lauter. Nun hörte er auch ein Murmeln.
Mit einem immer noch flauen Gefühl im Magen blickte Walter zur Seite. Eine Bande von Höllengezücht – Mischlings-Dämonenkinder – versammelten sich begeistert um das, was Walter gerade von sich gegeben hatte.
Walter sah angeekelt zu. Was in aller Welt …
Aber das hier war nicht die Welt, oder? Das Höllengezücht schaufelte Walters leuchtendes Erbrochenes mit den Händen auf und rannte strahlend damit weg. Einige stritten sich um die übrigen Reste.
Plötzlich ergab alles einen Sinn. Und es war der Beweis dafür, dass er wahrlich ein Sohn des Äthers war, wie es in den Büchern gestanden hatte. Jegliche Materie aus der Welt der Lebenden war in der Hölle von unschätzbarem Wert. Einschließlich Erbrochenem. Ganz besonders das Erbrochene eines Ätherkindes. Es war so gut wie Bargeld.
Man lernt nie aus , dachte er niedergeschlagen.
»Da ist er!«, hörte er eine nasale Stimme sagen. Merkwürdige verbeulte Gesichter blickten ihn an – die übrigen Dämonenkinder.
»Schaut doch!«
»Hier ist er!«
»Ein SOHN DES ÄTHERS!«
Das war nicht die Begrüßung, die Walter sich vorgestellt hatte. Als sie seine Verfolgung aufnahmen, rannte Walter in eine andere Nebenstraße. Die kleinen Racker folgten ihm so entschlossen wie ein Rudel Terrier, und Walter wusste, dass sie viel schneller waren als er. Was würden sie mit ihm machen, wenn sie ihn einholten? Das war nicht schwer zu erraten. Wenn schon sein Erbrochenes bares Geld war, würden dann nicht seine Körperteile noch viel mehr wert sein? Diese kleinen Irren werden mich in Stücke reißen!
Ein toller Sohn des Äthers war er. Ein Witz. Er hatte überhaupt keine Macht. Er war noch keine zehn Minuten in der Hölle, und schon wollte man ihn umbringen.
Sein Herz blieb beinahe stehen, als er das Ende der Straße sah.
Etwas stand dort, so unbeweglich wie eine Schachfigur, eine Silhouette. Drei Meter groß, breite Schultern, ein Kopf wie ein ungeformter Fleischklumpen.
Ein Golem.
Walter hatte darüber gelesen, wie auch über den Rest der Bewohner hier. Ein Golem war das Pendant zu einem gehirnlosen Polizisten. Sie wurden aus Lehm aus dem Bett des Flusses Styx geformt und dienten dem Constablerbüro. Zwar bewegten sie sich sehr langsam, doch sie waren praktisch unzerstörbar.
Wenn Walter sich umdrehte und in die andere Richtung rannte, würden ihn die aufdringlichen Dämonenkinder in die Finger bekommen. Er konnte nur annehmen, dass dieses Ding da vor ihm um einiges effizienter sein würde. So oder so würde Walter sterben, das war klar, und eigentlich war die Vorstellung gar nicht so furchtbar, da er ohnehin ein hoffnungsloser Fall war, und erst vor kurzem versucht hatte, sich selbst umzubringen.
Seine Zähne klapperten. »Bitte tu mir nicht so weh«, flehte er den Golem an.
Das Ding kam unbeholfen, aber unbeirrt näher. Es erhob nicht die plumpe Hand gegen Walter, sondern sah nur aus dem konturlosen Klumpen von Gesicht auf ihn nieder. Walter kniff die Augen zusammen und bereitete sich darauf vor, zu sterben.
Die donnernden Schritte trampelten davon. Dann …
Kreischen, Schreie, entsetztes Aufheulen.
Walter drehte sich um und machte die Augen wieder auf. Hinter ihm zertrampelte der Golem das Höllengezücht, zermalmte sie, riss sie in Stücke.
Walter rannte los.
Warum hat er mich gerettet? Er hätte mich in einem Handstreich töten können, aber er hat es nicht getan.
Da fielen ihm wieder ein paar Dinge ein, die ihm Colin noch erzählt hatte, bevor er die Wände des Penthouse mit seinem Gehirn dekorierte hatte. Der Prinz der Lügen will dich, Bruder. Walter fand die Bezeichnung nicht gerade Vertrauen erweckend, aber
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