Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
oben.“
„Na, dann komme ich sofort!“ Das Journal steckte sie in ihren Rucksack, dann zog sie die Handschuhe aus und verstaute auch diese. Schließlich befestigte sie die Lampe an ihrem Gepäckstück.
„Du schaffst das, Kate.“ Er hockte sich hin und machte sich bereit, um sie vom Rad zu ziehen.
Angespannt beobachtete Rohan, wie sie plötzlich losrannte, so wie er es vorhin getan hatte, wobei der Rucksack und die Laterne gegen ihren Rücken schlugen. Sie packte den Griff, stieß einen leisen Schmerzensschrei aus, so heiß war das Metall, aber sie hielt sich fest. Und gleich darauf zog das Rad sie höher und höher, bis sie fast in seiner Nähe war.
„Halt dich fest!“, rief er. „Sieh nicht nach unten!“ Er wandte den Blick nicht von ihr. „Gut so. Noch nicht. Ein bisschen noch.“ Er streckte den Arm aus. „Jetzt lass los! Ich habe dich.“
Mit einem kurzen Aufschrei sprang sie auf die Brücke. Er führte sie mit der rechten Hand, dann warf er sich auf sie, damit sie nicht auf der anderen Seite herunterstürzte.
Die Laterne allerdings konnte er nicht retten. Sie löste sich und fiel in die nachtschwarze Grube. Beide starrten sie dem kleinen Licht nach, bis es verschwand.
„Danke“, keuchte sie. Dann glitt ihr Blick an ihm vorbei, und ihre Augen wurden größer. „So also funktioniert das!“
Er drehte den Kopf, um herauszufinden, was sie ansah, und sosehr er die Prometheusianer auch verachtete - sogar er war beeindruckt. Ein riesiges Uhrwerk drehte sich über dem Abgrund vor ihnen. Planeten kreisten an langen Metallarmen um eine Nachbildung der Sonne, doch die Zahnräder des komplizierten Metallgebildes entzogen sich ihrer Sicht, es war zu dunkel.
Ein paar kleine Risse im Berg ließen winzige Sonnenstrahlen herein, sodass die sonderbare Konstruktion besser zu sehen war. Von der Decke hingen durchscheinende Stoffe wie zerrissene Fahnen, die im Wind wehten.
Hinter dem Modell des Sonnensystems ragte jenseits des Abgrunds die Nachbildung einer ägyptischen Pyramide empor, ungefähr drei Stockwerke hoch.
Rohan starrte ungläubig darauf, bis er allmählich begriff.
Kate bemerkte, wie verblüfft er war. „Was ist los?“, fragte sie. Er starrte auf das Uhrwerk und schüttelte den Kopf. „Es ... es ist alles mechanisch. Nur eine geschickt ausgedachte Maschinerie. Nichts davon ist... übernatürlich!“, platzte er heraus und deutete auf das Uhrwerk.
Kate legte den Kopf schief und musterte ihn. „Ich weiß.“ Überrascht lachte er auf. Endlich erkannte er die Wahrheit, jetzt, da er das Grab des Alchemisten mit eigenen Augen gesehen hatte. Die Phantome und Dämonen, vor denen er sich so gefürchtet hatte, existierten nicht. Es waren nur Schatten gewesen, mit denen er, misstrauisch, wie er war, seine Schuldgefühle geweckt hatte. Dazu gehörte auch der falsche Fluch, den er so lange mit sich herumgetragen hatte.
„Du hattest recht“, murmelte er und stierte weiterhin über den Abgrund. „Es war alles nur eine Entschuldigung - es gibt keinen Kilburn-Fluch, nicht wahr? Es hat ihn nie gegeben. Ich habe mich dahinter versteckt.“ Er schluckte schwer. „Weil ich nicht geglaubt habe, dass irgendjemand mich wirklich lieben könnte.“
„Was sich ja nun als Irrtum herausgestellt hat“, erwiderte sie leise und holte ihn damit in die Gegenwart zurück.
Als er sich nun zu ihr umdrehte und sie hilflos ansah, berührte sie sanft seinen Arm und schüttelte lächelnd den Kopf.
„Ich komme mir so dumm vor“, murmelte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Du hast das die ganze Zeit über gewusst.“
„Mach dir deswegen keine Sorgen“, sagte sie. „Lass uns jetzt lieber herausfinden, wie wir von diesem Steg wegkommen, ja?“
Die Art, wie sie mit ihm umging, war für ihn der endgültige Beweis - falls er noch einen gebraucht hätte -, dass Kates Liebe echt war. Sie sollte nicht hier sein, nicht ihr Leben für ihn riskieren, aber sie stand trotzdem neben ihm. Sie ging davon aus, dass er furchtlos handeln würde, selbst dann, wenn Aberglaube ihn zu packen drohte. Jetzt, da ihre Vermutungen bestätigt worden waren, lag kein Triumph in ihrem Blick, kein „Ich habe es ja gleich gesagt“.
Sie wartete, sah ihn erwartungsvoll an, wie immer bereit, ihm zu vertrauen. Noch immer wollte sie ihn als ihren Helden sehen, nicht als Biest. Er war verlegen, und er wollte ihr zeigen, dass er ihrer Liebe wert sein konnte.
Rohan schüttelte seine Benommenheit ab, gab Kate einen Kuss auf die Stirn, erhob
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