Infinitas - Krieger des Glaubens (German Edition)
Sie malen, was halten Sie davon, Mademoiselle?«
Sara betrachtete sein freundliches Gesicht. Er war jung, Mitte bis Ende zwanzig, er hatte dunkle Haare, braune Augen, einen kleinen Kinnbart, war groß, aber nicht besonders kräftig. Feingliedrige Finger und offene Gesichtszüge, die Sara zum Lächeln brachten. »Ist das Ihre übliche Bezahlung für Ihre Modelle, Monsieur ...?«
»Mein Name ist Philippe«, sagte er und reichte ihr die Hand.
»Enchanté.«
Sie ergriff die hingereichte Hand zögerlich. »Sara«, erwiderte sie seinen Gruß.
»Madame oder Mademoiselle?«
Sie schenkte ihm ein charmantes Lächeln. »Nenn mich einfach Sara.«
»Also Sara, was ist nun mit dem Kaffee? Begleitest du mich, oder willst du dich weiter nass regnen lassen?«
Das Bistro war gut besucht, aber sie fanden in der hintersten Ecke noch einen kleinen freien Tisch. Der warme Kaffee roch verführerisch, obwohl Sara kaum daran nippte. Philippe stützte sein Kinn auf seinem Handrücken ab und betrachtete sie eingehend, während er in seiner Tasse rührte.
Sara war für eine Frau relativ groß. Das Auffallendste waren die langen roten Locken, die ihr zartes Gesicht einrahmten. Ihre flaschengrünen Augen leuchteten wie Smaragde. Philippe war kaum in der Lage, sich ihrer Anziehungskraft zu entziehen.
»Du hast einen süßen Akzent. Wo kommst du her? Ich tippe, aus den Staaten«, beantwortete er seine Frage gleich selbst.
»Richtig, ich bin erst seit zwei Wochen in Paris.«
»Und was treibst du so? Sorbonne?«
Sara schüttelte ihre roten Locken. »Nein, ich studiere nicht. Ich mache hier Urlaub. Einfach mal raus und abschalten.«
Philippe zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. »Ferien im März?«
Er nahm Skizzenblock und Kohlestift zur Hand.
»Ja«, nickte sie, »warum nicht? Und was machst du, wenn du nicht gerade im Regen malst?«
Er warf ihr über den Block hinweg ein charmantes Lächeln zu und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.
»Ich studiere Kunstgeschichte und male in meiner Freizeit Porträts, meistens für Touristen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wie lange bleibst du in Paris?«
Sara zuckte mit den Schultern. »Ich weiß noch nicht genau. Voraussichtlich zwei Monate.«
»Das sind aber lange Ferien.«
»Nun, es kommt ganz darauf an, wie lange man vorhat zu leben.« Sara nippte wieder an ihrem Kaffee und hielt die wärmende Tasse zwischen ihren Händen.
»Wo lebst du? Amerika ist groß. New York? Washington?«
»Nein, im Nordwesten. Seattle.« Philippe nickte wissend, schaute aber nicht von seinem Zeichenblock auf. »Und wo wohnst du hier? Ich nehme mal an, dass es kein Hotel ist.«
Sara überlegte kurz, bevor sie antwortete. »Nein, ich habe mein Haus getauscht, für zwei Monate. Über das Internet. Ich wohne jetzt in seiner Wohnung und er in meiner.«
»Er? Das heißt, du kennst den Typen gar nicht, der bei dir wohnt?«
»Nein, nicht wirklich.«
»Und du hast keine Angst, dass etwas passieren kann? Du bist ganz schön mutig.« Philippe redete, ohne Sara anzusehen.
»Warum sollte ich Angst haben? Er ist ein langweiliger Mitarbeiter eines Museums. Er ist auch Amerikaner und arbeitet nur hier in Paris. Er ist für zwei Monate auf Geschäftsreise in Seattle. Außerdem habe ich jemanden, der auf mein Haus aufpasst und nach dem Rechten sieht.«
Nun schaute Philippe doch von seiner Zeichnung auf. »Du willst sagen, du hast ein Haus gegen eine Wohnung eingetauscht?«
Sara lachte laut auf. »Aber nur für zwei Monate. Außerdem ist das Quartier, das ich bezogen habe, sehr schön. Der Besitzer hat einen guten Geschmack. Ich denke, es war eine ausgezeichnete Idee.« Sara gefiel es gar nicht, sich hier verteidigen zu müssen, und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
» Merde , darauf kommt es ja auch an. Tut mir leid, ich wollte dich nicht bedrängen. Einer meiner negativen Eigenschaften, immer die Klappe zu weit aufzureißen. Kannst du mir noch einmal verzeihen?« Er griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand und schaute sie mit treuem Blick an.
»Oh Mann«, stöhnte Sara, »obwohl ich diesem Blick kaum widerstehen kann, muss ich jetzt leider los. Vielleicht sehen wir uns mal wieder.« Bedauern lag in ihren Augen.
»Du weißt, wo ich zu finden bin, Sara.«
Sie nickte. »Salut, Philippe! Und danke für den Kaffee.« Ohne dass er etwas erwidern konnte, war sie auch schon aus dem Bistro verschwunden. Er blieb noch eine Weile sitzen, um das Porträt auf seinem Skizzenblock zu beenden, dann
Weitere Kostenlose Bücher