Inmitten der Unendlichkeit
Ausschlachten. Verdammt, Jon! Sie hatten einen Morthan-Assassinen an Bord!
Und jetzt sehen Sie zu, daß Sie ihre Insignien wieder anknöpfen, und ich werde Ihnen eine Stelle als Eins-O auf einem Schlachtkreuzer verschaffen. Das ist alles, was ich für Sie tun kann.«
»Das reicht nicht. Ich lasse mich nicht von Ihnen kaufen, Vizeadmiralin.« Kories Stimme klang leise und beherrscht. »Ich bin ein kampferfahrener Kapitän. Genau das, was Sie im Augenblick benötigen. Was dieser Krieg im Augenblick benötigt. Ich will meine Arbeit tun. Ich will tun, was ich zu tun gelernt habe. Ich bin es leid, daß meine Karriere, meine Mannschaft und mein Schiff immer nur wie Scheiße behandelt werden. Wir haben in den letzten sechs Monaten das neuntbeste Effizienzergebnis der gesamten Flotte erreicht. Ich bin bereit, mein Schiff mit jedem anderen unter Ihrem Kommando zu vergleichen. Wenn Sie uns die Dekontamination verweigern, dann lassen Sie es uns selbst erledigen und unseren Wert ohne Ihre Hilfe beweisen. Ich habe in diesem verdammten Krieg nicht nur meine Frau und meine Kinder verloren, sondern auch das Kapitänskommando, das ich redlich verdient habe – und jetzt gehen Sie hin und drohen, mir auch noch das letzte zu nehmen, das mir verblieben ist – die Möglichkeit, gegen die Morthan-Solidarität zu kämpfen. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich dabei mitspiele? Nein. Und ich werde auch nicht in Ruhe zusehen. Wenn Sie uns schon nichts anderes geben können, dann lassen Sie uns wenigstens unseren Stolz. Erkennen Sie unseren Wert an. Lassen Sie uns unsere Arbeit tun.«
»Jetzt hören Sie gut zu, Mister Korie!« Plötzlich schien die Vizeadmiralin wütend. Sie zeigte ihre Frustration und ihren Ärger. »Dort draußen tobt ein Krieg. Es gibt eine ganze Menge mehr, über das ich mir den Kopf zerbrechen muß, als nur einem Haufen verzärtelter Kinder die Händchen zu halten, die losheulen, weil man ihnen ihre Plätzchen weggenommen hat. Die Rechnerintelligenzen berichten von einer morthanischen Flotte, die sich mit einer Wahrscheinlichkeit von fünfundachtzig Prozent sammelt, um in meinen Raumsektor einzudringen. Wo zur Hölle bleibt da Ihre Loyalität, Jon?« Die Worte der Vizeadmiralin drangen wie aus großer Ferne in Kories Verstand. Er wußte, daß sie recht hatte, aber gleichzeitig lag sie auch falsch. Logistik bestand nicht nur aus einsatzbereiten Schiffen.
Zu seiner Überraschung stellte er fest, daß er vollkommen ruhig war. Was er im Begriff stand zu tun war reiner Karriereselbstmord. Wenn es nicht funktionierte, würde die Vizeadmiralin ihn vor ein Drei-Sterne-Gericht zerren. Und selbst wenn alles lief wie geplant – sie würde ihm nie wieder vertrauen. Und sie würde ihm ganz sicher niemals ein eigenes Schiff geben. Nicht einmal die Sternenwolf.
Und doch. Je länger er das Für und Wider in seinem Kopf abwog, desto weniger konnte er einen Weg sehen, der an seinem Vorhaben vorbeiführte. Er verspürte nicht die geringste Lust, auf einem Schlachtkreuzer zu dienen. Schlachtkreuzer würden diesen Krieg nicht entscheiden. Sie waren viel zu wertvoll, als daß das Flottenkommando sie aufs Spiel setzen würde. Nein. Die leichteren, kleineren Sternenkreuzer waren der Schlüssel zum Sieg.
Vorsichtig begann Korie: »Vizeadmiralin, wissen Sie was? Ich habe eine sehr schlechte Angewohnheit. Ich rede zu viel.«
»Wie bitte?«
»Ich bin nicht sicher, ob Sie darauf vertrauen können, daß ich meinen Mund halte. Ich meine, nehmen Sie einmal an, ich trinke irgendwann nachts über den Durst und beginne die Dinge auszuplaudern, die ich hier erfahren habe. Oder was, wenn ich einen Bettwärmer mit auf mein Zimmer nehme und dann im Schlaf zu reden anfange? Das ist ebenfalls möglich. Aber wenn ich im Raum wäre, weit draußen, dann hätte ich doch gar keine Gelegenheit, die Geheimhaltung zu gefährden, nicht wahr? Es wäre mit ziemlicher Sicherheit für uns beide vorteilhafter, wenn Sie meine Gelegenheiten minimieren, etwas auszuplaudern…«
»Ich bin eine alte Frau, Mister Korie. Ich verstehe nicht, was Sie mir sagen wollen. Werden Sie doch bitte deutlicher.«
»Sie haben mir Doppelrot-Beta-Informationen anvertraut. Und Sie haben sich nicht davon überzeugt, ob ich vertrauenswürdig bin, bevor Sie mir verrieten, daß Sie die Burke geopfert haben. Nun, vielleicht kann man mir wirklich nicht vertrauen? Was meinen Sie?« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich denke nicht, daß es
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