Inmitten der Unendlichkeit
Dekontaminationsmannschaften auf der gesamten Station. Und wir stehen erst am Anfang, was das Repertoire von Tricks angeht, die die Morthaner sich für uns ausgedacht haben.« Jonathan Thomas Korie atmete lang und tief ein und wieder aus.
»Ich werde die Dekontamination persönlich überwachen. Ich habe Libertyschiffe gebaut, erinnern Sie sich? Die Sternenwolf steht unter Quarantäne. Das ist eine Routineprozedur. Sie wird weiter unter Quarantäne bleiben, bis wir sie dreimal hintereinander mit negativem Resultat überprüft haben.«
»Eine bewundernswerte Haltung. Die Antwort lautet trotzdem nein. Wir brauchen Ersatzteile.«
»Und was, wenn die Fallen in den Ersatzteilen selbst stecken…?«
»Es ist immer noch einfacher, einzelne Module zu dekontaminieren, als das komplexe, integrierte System eines ganzen Schiffs. Und wir brauchen die Teile wirklich dringend.«
»Wir brauchen das Schiff noch viel dringender. Wir haben in diesem Raumsektor mehr als vierzig Prozent unserer Kampfkraft eingebüßt. Muß ich Ihnen all die Schiffe aufzahlen, die wir verloren haben? Allein in den letzten drei Monaten die Aronica, die Stout, die Mitchell… Sie können es sich nicht leisten, die Sternenwolf aufzugeben.«
»… und außerdem die Silberstein und die McConell. Wir haben viel mehr Schiffe verloren, als Sie auch nur ahnen. Aber zumindest die Dupree ist noch raumtüchtig. Oder wissen Sie mehr als ich? Ich kann es mir nicht leisten, weitere Schiffe zu verlieren. Und das ist genau, was Sie verlangen. Unsere Nachrichtendienste sammeln Hinweise auf einen bevorstehenden Schlag der Morthaner gegen das Taalamar-System. Ich muß jedes Schiff losschicken, das mir zur Verfügung steht. Ich habe allein dreizehn Schiffe einschließlich der LS-1187, die wegen Ersatzteilmangels manövrieruntüchtig im Dock liegen. Wenn wir die LS-1187 ausschlachten, dann kann ich elf von ihnen in den nächsten zehn Tagen wieder einsatzbereit machen. Selbst wenn ich Ihrem Wunsch nachkommen wollte, Mister – es geht einfach nicht.«
Korie begann, seine Offiziersinsignien abzuknöpfen.
»Was machen Sie da?«
»Ich quittiere meinen Dienst. Ich kann als Privatmann mehr für die Kriegsanstrengungen tun.«
»Ich werde Ihrer Entlassung nicht zustimmen. Wenn Sie es versuchen, werde ich Sie wegen Pflichtverletzung vor ein Kriegsgericht stellen.«
»Sie werden mich dennoch verlieren. Egal, was Sie anstellen. Ich werde vorbringen, daß ich den Anordnungen meiner Vorgesetzten nicht folgen kann, weil sie für den Kriegserfolg kontraproduktiv sind. Selbst wenn ich die Verhandlung verlieren sollte, habe ich gewonnen. Sie werden am Ende diejenige sein, die angeschmiert ist.«
»Hören Sie auf damit, Jon. Ich brauche Ihre Fähigkeiten noch…«
»Sie haben eine lustige Art und Weise, das zu zeigen.« Korie warf die diamantförmigen Knöpfe [i] auf den Schreibtisch. Sie prallten auf und hüpften einmal, bevor sie wie ein stiller Vorwurf vor der Vizeadmiralin zum Liegen kamen.
»Mein Schiff hat einen Namen verdient. Meine Mannschaft hat eine Prämie verdient. Ich habe meine Kapitänssterne verdient. Wo ist das alles? Das letzte Mal, als ich versuchte, meinen Dienst zu quittieren, erklärten Sie mir, daß es das Beste sei, was man tun könne, die Besatzung der Sternenwolf nicht auseinanderzureißen – weil der Gestank, der an ihnen haftet, ihre Arbeit auf jedem anderen Schiff unmöglich machen würde. Nun, Sie hatten recht. Sie haben noch immer recht. Aber jetzt hat die Mannschaft der Sternenwolf einen Grund, auf ihre Arbeit stolz zu sein. Verstreuen Sie sie auf den anderen Schiffen, und alles, was Sie erreichen, werden dreiundneunzig unzufriedene, frustrierte, demoralisierte Männer sein, die über die gesamte Flotte verteilt ihren Dienst verrichten. Schlecht für sie, und viel schlechter noch für die Schiffe, auf die sie versetzt werden.«
»Ich bewundere Ihre Loyalität gegenüber Ihrer Besatzung, Mister Korie. Aus diesem Holz sind großartige Kapitäne geschnitzt. Unglücklicherweise ist es immer noch die beste meiner sehr eingeschränkten Möglichkeiten, Ihr Schiff außer Dienst zu stellen. Ihre Mannschaft wird es überleben. Sie hat ihre Fähigkeiten auf diesem Gebiet bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Und außerdem – nicht ein einziges der Dekontaminationsteams an Bord der Raumstation will die LS-1187 auch nur berühren… Soweit es mich betrifft, ist das Schiff Abfall. Der einzige Nutzen, den wir noch daraus ziehen können, besteht im
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