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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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brummte zwar, aber er grüßte militärisch.
    Sie wußten es. Wie konnten sie auch nicht Bescheid wissen? Plötzlich war Korie ganz überwältigt von der menschlichen Zuneigung, die seine Mannschaft ihm entgegenbrachte. Die Passage war inzwischen so voll, daß er sich seinen Weg beinahe erzwingen mußte. Williger. Ikama. Green. Die Quillas. Er hatte nie bemerkt, daß es so viele von ihnen gab: Alpha, Beta, Gamma, Delta, Epsilon, Zeta, Eta, Theta…
    Er spürte einen glühenden Stolz in seiner Brust, als er den salutierenden Leuten zunickte, an denen er vorüberkam. Stolchak. Bach. Brik. Brik salutierte? Korie sah zweimal hin. Armstrong. Saffari. Hodel. Jonesy. Selbst der Grünschnabel, Gatineau. Eakins. Freeman. Hernandez. Alle, alle hatten sich versammelt, erkannte er. Jeder einzelne aus seiner Mannschaft.
    Die Emotionen drohten ihn beinahe zu überwältigen. Er mußte blinzeln, um seine Augen daran zu hindern, daß sie sich mit Tränen der Rührung füllten.
    Er erkannte, daß nicht das Schiff sein Zuhause war, sondern… die Mannschaft. Seine Mannschaft war zu seiner Familie geworden.
    Irgendwie schaffte er es, ohne anzuhalten zu seiner Kabine zu kommen. Die letzten paar Meter waren der härteste Weg seines Lebens. Er hatte immer gewußt, wie er Gemeinheiten widerstehen mußte – aber er hatte überhaupt keine Ahnung, wie er Anerkennung und Sympathiebezeugungen entgegennehmen sollte. Die Intensität des Gefühls war atemberaubend.
    Neben dem Schott zu seiner Kabine wartete Tor. Sie war die letzte, die salutierte. Korie zögerte einen Augenblick. Ihm fehlten die Worte. Seine Augen trafen die ihren, und er wußte Bescheid. Es war ihre Idee gewesen. »Danke sehr«, brachte er heiser hervor und blickte die überfüllte Steuerbordpassage hinab, sah in all die stolzen Gesichter und wiederholte leise: »Danke sehr. Ihnen allen.«
    Dann machte er einen schnellen Schritt in seine Kabine, bevor sie sehen konnten, wie bewegt er war. Er ging zu seinem Schreibtisch hinüber und setzte sich hastig, als die Tränen in seine Augen stiegen und über die Wangen flossen. Er wischte sich die Nase und die Augen. Er konnte nicht fassen, wie überwältigt er war. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so viel für die Mannschaft eines Raumschiffes empfunden zu haben.
    Er wünschte… er wünschte, er könnte den Gedanken beiseite schieben, daß er sie so enttäuscht hatte. Aber er konnte nicht.
    Wehmütig nahm er eine winzige Schachtel aus seiner Jackentasche und blickte auf die beiden kleinen Kapitänssterne darin. Sie waren ein Geschenk Carols, aus der letzten Nacht, in der sie zusammengewesen waren. Er hatte sie seither immer bei sich getragen…
    Traurig schloß er die Schachtel wieder und legte sie in das Regal neben das andere Erinnerungsstück, das er sorgfältig aufbewahrte: eine kleine Plakette, auf der über seinem Namen, Jonathan Thomas Korie, ein goldener Möbiusschlüssel prangte. Als er die Plakette sah, überkam ihn eine überwältigende Mischung aus traurigen und fröhlichen Erinnerungen, alles durcheinander. Die ganze Last von Sorgen wurde ihm bewußt, die auf seinen Schultern ruhte. Und wie sehr diese Sorgen schmerzten.
    Während er dastand, meldete sich Harlie über den Summer.
    »Ja, Harlie?«
    »Ich habe einige Informationen für Sie, Sir.«
    »Ist es wichtig, Harlie?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann schieß los.«
    »Es gab eine Evakuierungsaktion auf Shaleen, bevor der Planet von den Morthanern überfallen wurde. Über dreihundert Schiffe nahmen teil. Fast eine halbe Million Flüchtlinge wurden in Sicherheit gebracht. Die Aufzeichnungen sind undeutlich, vielleicht ungenau…«
    »Sprich weiter!«
    »Ein Kind, auf das die Beschreibung eines Ihrer Söhne zutrifft, hat sich möglicherweise an Bord eines Frachters namens Wandering Cow befunden. Die Identifikation ist allerdings unsicher. Es ist nicht ganz geklärt, ob Timothy Korie noch lebt. Ich habe alle diesbezüglichen Aufzeichnungen angefordert.«
    »Wo? Wohin sind sie von Shaleen aus gegangen?«
    »Taalamar«, antwortete Harlie. »Die Wandering Cow ist nach Taalamar geflogen.«
    »O mein Gott!«
    »Ich bin dabei, weiterführende Untersuchungen anzustellen. Ich werde Sie informieren, sobald ich mehr weiß.«
    »Das ist alles? Mehr hast du nicht?«
    »Es tut mir leid, Sir. Im Augenblick ist das alles.«
    Korie sank in seinem Stuhl zusammen. Tränen des Glücks und der Furcht rannen über seine Wangen.
    Er vergrub das Gesicht in den Händen und begann zu

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