Inmitten der Unendlichkeit
hervorragend für Selbstmordmissionen. Außerdem sollen Kobolde ganz gut schmecken«, fügte Brik abschließend hinzu.
»Besser als Ratten?« wollte Leen wissen.
»Ich weiß es nicht«, entgegnete Brik. »Ich habe noch nie Ratten gegessen.«
Korie ignorierte den Wortwechsel. Trotz wiederholter Aufforderungen seinerseits an die beiden Männer, endlich vernünftig zusammenzuarbeiten, fuhren Brik und Leen noch immer fort, sich gegenseitig anzugiften. »Also«, sagte Korie vorsichtig, »wurde der Kobold programmiert, die Sternenwolf zu verseuchen?«
»Nur für den Fall, daß Cinnabar scheitert.«
»Der Gedanke hat ihm wahrscheinlich nicht sonderlich zugesagt.«
»Ich schätze, er hatte vor, den Kobold zu essen«, entgegnete Brik. »Der Kobold war so programmiert, daß er seinen eigenen Weg ging, sobald er konnte. Er hatte massenhaft Zeit auf der Burke, und er befindet sich noch länger an Bord der Sternenwolf. Wir sollten davon ausgehen, daß er Libertyschiffe mindestens so gut kennt wie unser Leitender Ingenieur hier. Wir sollten weiterhin annehmen, daß er genug Zeit hatte, alles an Bord zu erforschen, was ihm interessant erschien. Und schließlich dürfen wir ruhig annehmen, daß wir nur die Fallen finden, die wir auch finden sollen. Einschließlich der Sabotage des Andockschlauchs. Möglicherweise galt der Anschlag mir, aber es ist auch durchaus möglich, daß ich ihn überleben sollte. «
Korie dachte über Briks Worte nach. »Dann… dann hat er seine Existenz absichtlich preisgegeben?« Er überlegte kurz. »In Ordnung. Er will anscheinend, daß wir von seiner Existenz wissen. Aber warum?«
Alle zerbrachen sich den Kopf. Gatineau saugte an seinem Kaffee. Die anderen hatten ihre Beutel vergessen. Er wunderte sich noch immer, wieso man ausgerechnet ihn an diesem Treffen hatte teilnehmen lassen. Er wußte nur, daß er nicht aus reinem Zufall hier war.
»Vielleicht langweilt er sich?« schlug Leen vor. »Er will seine Spielchen mit uns spielen?«
Brik schüttelte den Kopf. »Morthaner spielen nicht mit ihrem Essen.«
Unvermittelt mischte sich Gatineau ein. »Können wir das Schiff nicht einfach öffnen und Vakuum hereinlassen?«
Leen zuckte die Schultern. »Wie lange dauert es, die gesamte Mannschaft in Raumanzüge zu verfrachten? Sicherlich lange genug, daß der Kobold herausfindet, was wir vorhaben. Meinen Sie nicht, daß ein Wesen, das beinahe einen ganzen Monat Zeit gehabt hat, sich vorzubereiten, auch eine Druckkammer für eben diesen Fall bereitgemacht hat? Wissen Sie eine Möglichkeit, die gesamte Mannschaft innerhalb von fünfzehn Sekunden in Raumanzüge zu schaffen? Weil nämlich alles, was länger dauert, dem Kobold genug Zeit gibt, sich in seine Kammer zu flüchten.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Können Sie sich vorstellen, einen Plan zu entwickeln – irgendeinen Plan –, ohne den Kobold zu warnen, daß Sie etwas im Schilde führen?«
Gatineau seufzte. »Ich sehe, was Sie meinen.«
»Und wenn wir das Schiff dem Vakuum aussetzen, dann verlieren wir die Farm«, ergänzte Korie. »Wenn wir unsere Ernte verlieren, dann sind wir aus dem Geschäft. Wieder einmal.«
»Ich schätze, ich muß noch eine Menge lernen.«
»Es kommt noch schlimmer«, sagte Brik und wandte sich an Korie: »Der Leitende hat diese ultrazyklischen Fluktuatoren abgetastet, während wir sie an Bord hatten. Er hat ihre Speicher in Harlie eingelesen. Alles. Und das bedeutet, daß der Kobold höchstwahrscheinlich eine Kopie dieser Informationen besitzt. Er wird nach einer Gelegenheit suchen, die Informationen in die Hände seiner Meister zu spielen.«
»Hören Sie bitte mit Ihren Versuchen auf, mich aufmuntern zu wollen«, stöhnte Korie. »Ich fühle mich auch so schon schlecht genug.«
»Und es kommt noch schlimmer«, fuhr Brik ungerührt fort. »Es kommt immer nur schlimmer. Können Sie diesem Schiff noch trauen? Sind Sie immer noch willig, mit irgend jemand anderem Ersatzteile zu tauschen? Sie haben nichts mehr zu tauschen? Woher wollen Sie wissen, daß der Kobold nicht in einer Ihrer Kisten sitzt?«
»Uns bleiben nicht viele Möglichkeiten, was?«
»Wir könnten das Schiff versenken.«
»Das wird der Vizeadmiralin gefallen.« Korie legte seinen Kaffeebeutel zur Seite. »Ich hasse es, mich zu irren. Ich bin viel lieber der Schlaue.«
»Auf diese Weise ist Cinnabar gestorben.«
»Ich weiß. Und was machen wir jetzt?«
Niemand hatte eine Antwort.
Faslim-Arub
Als Kories einjährige Dienstzeit auf
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