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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gerrold
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starrte Korie hinterher, aber der Offizier war bereits verschwunden. Woher wußte er davon? Gatineau wandte sich wieder seinen Kontrollen zu. Es war ein einfacher Kurs, aber er überprüfte ihn sechsmal, bevor er Harlie anrief. Die Intelligenzmaschine benötigte eine halbe Millisekunde, dann schickte sie seinen Kurs kommentarlos zurück.
    »Ist alles richtig?« fragte Gatineau.
    »Mister Gatineau, meinen Sie nicht, ich hätte mich gemeldet, wenn ich etwas auszusetzen gehabt hätte?« erwiderte Harlie sanft.
    »O ja, natürlich. Aber… äh – hast du keinen guten Rat für mich? Ich meine, wie ich vielleicht einen effizienteren Kurs hätte entwerfen können oder so was Ähnliches?«
    »Nein. Ich habe keinen Ratschlag«, entgegnete Harlie. »Ich nehme an, Sie haben genau das programmiert, was Sie wollten.«
    »Oh? Ja, das habe ich.«
    »Dann ist also kein Rat nötig, oder?«
    »Langsam beginne ich zu verstehen«, sagte Gatineau. »Es ist diese Geschichte, die sie einem während der Ausbildung immer wieder erzählen. Du kennst sie sicher. ›Sie sind der Kapitän. Sie treffen die Entscheidungen.‹«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Harlie. »Aber ich habe die Handbücher in meinen Speichern. Benötigen Sie Zugriff darauf?«
    »Nein danke«, sagte Gatineau. »Ich bin froh, wenn ich sie nicht mehr sehe.«
    »Dann wünsche ich Ihnen einen guten Flug.« Harlie unterbrach die Verbindung.
    Gatineau schüttelte den Kopf. Verhielten sich künstliche Intelligenzen absichtlich so?
    Er startete sein Programm und beobachtete die Konsole. Die Schirme zeigten nacheinander grün, und das Programm lief. Die Antriebe verursachten keinerlei Geräusche, es war nichts zu hören – und auch nichts zu spüren. Trotzdem – Gatineau bildete sich ein, eine schwache Beschleunigung zu merken, die ihn unmerklich in den Sitz drückte. Eine Mikrobeschleunigung, aber da sie anhielt, wuchs die Geschwindigkeit der Fähre stetig. Den größten Teil der ersten Stunde würden sie weiterbeschleunigen.
    Zehntausend Kilometer waren nicht besonders weit, zumal wenn man seine Geschwindigkeit in jeder Sekunde um zwei Stundenkilometer steigerte.
    Am Ende der Beschleunigungsphase, nach siebentausendzweihundert Sekunden, würden sie mit einer Geschwindigkeit von vierzehntausend Stundenkilometern durch das All fliegen. Sie konnten die Maschinen abschalten und sich bis zum Wendepunkt treiben lassen. Die zugrundeliegende Mathematik war einfach. Jedes Schulkind konnte das ausrechnen.
    Aber wenn man alleine in der Pilotenkanzel saß und die Verantwortung für sich und drei andere Leute trug, bekam die einfache Mathematik plötzlich eine ganz andere Bedeutung.
    Gatineau überlegte, ob er die gesamten zwei Stunden in seinem Sitz bleiben sollte oder ob Korie seine Einladung zum Kaffee ernst gemeint hatte. Er wünschte sich wirklich eine Gelegenheit, mit dem kommandierenden Offizier… nun, dazusitzen. Aber andererseits – was, wenn etwas schiefging? Er trug die Verantwortung, oder nicht? Drittens – wenn er nicht nach hinten ging, wären Korie und die anderen dann beleidigt? Oder viertens – wenn er ging, würde er dann in den Augen der anderen übereifrig erscheinen? Fünftens – schließlich war er der Käpten hier. Das war Teil der Prüfung, oder vielleicht nicht? Wenn er nicht nach hinten ginge, dann würde er einen unsicheren Eindruck erwecken. Oder doch nicht?
    »Weißt du was?« sagte Gatineau zu sich selbst, während er seinen Gurt ablegte. »Du denkst zuviel.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Ja, das kannst du laut sagen.« Dann schob er sich durch die Luke.
    Korie warf einen Blick auf seine Uhr, als Gatineau erschien. »Vorsichtig gewesen, was?«
    »Jawohl, Sir.«
    Der Erste Offizier deutete mit dem Kinn auf einen Sitz.
    »Schnallen Sie sich an. Wir müssen eine sehr ernste Angelegenheit besprechen, und ich will nicht, daß Sie durch die Kabine segeln. Dort ist Kaffee. Seien Sie vorsichtig, er ist noch heiß.« Ohne abzuwarten, ob Gatineau tat wie befohlen, wandte Korie sich wieder zu Leen. »Also, Leitender? Was halten Sie davon?«
    Der ältere Mann grunzte und kratzte sich unglücklich am Kopf. »Meiner Meinung nach sollten wir die Mannschaft evakuieren. Anschließend lassen wir die Luft ab, und wenn das noch nicht reicht, dann werfen wir das Schiff in den nächsten Stern.«
    »Geht leider nicht«, sagte Korie. Seine nächsten Worte überraschten ihn selbst: »Aufgeben ist keine Alternative.« Er bemerkte Briks Seitenblick und den amüsierten

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