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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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Grasmatte, und vorgestern war er nicht wieder aufgewacht. Herzinfarkt, nahm der an, den er über den Fluss bringen sollte, weil er keine andere Erklärung hatte. Die aufgehende Sonne färbte eben die höchsten Hügelkuppen feurig orange, als er ihn fand. Der alte Mann war schon kalt und starr. Betroffen verweilte er ein wenig neben dem Alten, wachte über seine letzte Reise, gefangen in einem Gefühl, das nichts mit dem alten Mann, mit dem er nur einen Tag und eine Nacht zusammen gewesen war, zu tun hatte, nur mit Abschied und Alleinsein. Für eine Weile lauschte er dem werdenden Tag, dem Konzert der Waldvögel und dem Wind in den Akazien, fand für diese kurze Zeitspanne Frieden.
    Er verscharrte den toten Zulu so gut es ging, rollte ein paar Felsbrocken darüber, um seinen Leichnam vor wilden Tieren zu schützen. Er prägte sich die Lage ein und machte sich allein auf den Weg.
    13
    Alles, was er über das Leben im Busch während seiner Jahre in Afrika gelernt hatte, kratzte er zusammen. Aber die großen Wildreservate hatte er mit seiner Familie in klimatisierten Autos durchquert, nachts in komfortablen Safaricamps geschlafen, wo es fließend heißes und kaltes Wasser gab und schwarze Kellner ihnen das Vier-Gänge-Menü servierten. Sieben Meter hohe Zäune schützten sie gegen das wilde Afrika, die Nacht hatte nichts Bedrohliches. Wenn mpisi, die Hyäne, lachte, Warzenschweine grunzten und das tiefe Gebrüll der Löwen die Erde unter ihren Füßen erzittern ließ, erschraken sie nicht. Der lang gezogene Todesschrei einer Antilope, das scharfe Knacken von Zweigen unter den vorsichtigen Tritten großer Tiere -alles gehörte zur Theaterkulisse Afrika und weckte sie nicht aus ihrem Schlaf, den sie von wachsamen Begleitern beschützt wussten. So war es dem weißen Wildhüter ein Leichtes gewesen, ihn im Schlaf zu überraschen. Das war gestern Nacht gewesen, und seitdem hatten seine Verfolger aufgeholt.
    Hinter sich hörte er, wie der Wildhüter seine Maschinenpistole spannte. »Die scheinen jemanden zu suchen - dich vielleicht? Wer bist du, he? Weswegen sind die hinter dir her?« Er stieß ihm den Lauf in den Rücken. »Raus mit der Sprache, ich will wissen, welches Vögelchen ich hier gefangen habe!«
    Der Puls des Gefangenen schoss wieder in die Höhe. Er hat keine Ahnung, wer ich bin, und das heißt, die Kerle mit den Hunden haben noch nicht erfahren, dass ich in ihrer Nähe bin! »Ich bin Tourist aus Deutschland, und mein Auto ist zusammengebrochen, das hab ich doch schon gesagt. Ich hab mich im Busch verlaufen!« Er legte Empörung in die Worte.

    »Erzähl weiter, ich liebe Märchen! Wo ist dein Fotoapparat, he? Und all das Zeug, was Touristen so mit sich herumschleppen? Außerdem rennen die meisten Touristen, die ich kennen gelernt habe, nicht in Tarnfarben herum.« Der Wildhüter zog ihm mit dem Waffenlauf das olivgrüne T-Shirt aus der Hose, lachte dabei unangenehm. »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du bist einer von den Schweinehunden, die mit dem ANC gemeinsame Sache machen, das glaube ich!
    14
    Meine Nase trügt mich nie. Ich kann riechen, wenn ein Elefant tückisch geworden ist oder ein Löwe zu alt, um zu jagen, und sich auf Menschenfleisch verlegt hat. Und Schweinehunde«, er rammte dem Mann die Maschinenpistole in den Rücken, »Schweinehunde, die s riech ich aus jedem Misthaufen raus.
    Vielleicht hast du ja sogar eine Bombe gelegt? Antworte!« Der heftige Stoß mit dem Pistolenlauf traf den Mann an den Nieren. »Ich werd mal einen Schuss loslassen, das wird die mit den Hunden im Galopp hierher bringen, dann werden wir ja sehen, was los ist.«
    Mit einem Klicken entsicherte er seine Waffe. In derselben Sekunde ; stolperte er plötzlich, knickte um und strauchelte. Der Kolben schlug auf den Boden, eine kurze Schussfolge löste sich, traf ihn am Kinn und riss seinen Körper herum. Die Finger seiner linken Hand öffneten sich, der Strick fiel heraus, und er verlor den letzten Halt,, rutschte rückwärts über die glitschige Uferböschung und klatschte ins lehmgelbe Wasser. Die Maschinenpistole versank sofort. Der gefesselte Mann wurde nach hinten gerissen, fiel hart auf den Rücken. Blitzschnell rollte er sich auf den Bauch, bog seine Hände auseinander, ruckte, drehte, zog, die Schlinge lockerte sich, und er bekam seine Hände frei. Er sprang auf, sah hinunter auf den Mann im Wasser.
    Der Wildhüter lag mit dem Oberkörper im Uferschlamm, die Beine im Wasser. Er versuchte zu sprechen, aber die kurze

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