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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Gercke
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Ubombo-Berge lebten. Friedliche Menschen. Er schlief kaum, ernährte sich von wilden Feigen, trank Flusswasser und überlebte.
    Als er gegen Morgen des zweiten Tages Gemurmel hörte und den Rauch eines Lagerfeuers roch, erstarrte er in der Bewegung. Erst 17
    nach einer halben Stunde, in der er die Geräusche um sich herum identifiziert hatte, das Rascheln eines Tieres durch das Unterholz, Knacken von trockenen Asten unter Hufen, schläfrige Vögel, die für ihren Gesang zum Sonnenaufgang übten, wagte er sich wieder zu bewegen und schlich vorwärts. Er lauschte mit jagendem Puls, und dann verstand er ein paar Worte.
    Kein Englisch, kein Afrikaans, sondern Portugiesisch. Er hatte die Grenze überquert, er stand auf dem Boden Mosambiks, er hatte es geschafft!
    Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne vergoldeten die Kronen der höchsten Bäume, die Vögel schüttelten ihr Gefieder und erhoben ihre Koloratursopranstimmen zum Himmel, Ochsenfrösche sangen die Bässe, Zikaden strichen die Saiten, und die tiefen, dröhnenden Rufe der Hornraben waren wie Paukenschläge. Die gewaltige Melodie ihrer Sinfonie stieg auf und erfüllte die Welt, erfüllte das Herz eines jeden, der ihr lauschen durfte. Der Mann sank auf einen Stein am Wegesrand, legte den Kopf auf seine Arme und überließ sich dem Sturm, der ihn schüttelte.
    Als sein Blick wieder klar war, ließ er ihn noch einmal zurück über das Land schweifen, das nun unter düsteren Wolken lag. Der Horizont zerfloss hinter einem silbrigen Regenvorhang. Er stand im Sonnenlicht und konnte nicht mehr erkennen, woher er gekommen war. Hoch über ihm zog ein Flugzeug seine Bahn, malte einen glänzend weißen Kondensstreifen an den durchsichtigen Morgenhimmel. Es flog nach Norden, und der Mann sah ihm nach. Hören konnte er es nicht, dafür flog es zu hoch. Es blinkte in der Sonne, erschien ihm als Symbol für Freiheit, Losgelöstheit von aller Erdenschwere, für Zukunft.
    Er folgte dem Flugzeug auf seinem Weg, und plötzlich fing sein Herz an zu hämmern. Welcher Tag war heute? Rasch rechnete er nach, musste die Finger dazu nehmen, so aufgeregt war er. Dienstag musste es sein, Dienstagmorgen! Der Tag, an dem seine Familie das Land verlassen würde. Die Tränen rannen ihm über das Gesicht. Er ** hob die Arme, als wollte er ihnen zuwinken, blinzelte nicht einmal,
    ließ das Flugzeug nicht aus den Augeft» bis es zu einem silbern blitS> zenden Punkt wurde und dann ganä? im Dunst über Afrika ver* schwand. Sie waren in Sicherheit. «'>
    * Warte auf mich, rief er ihr hinterher, ich bringe dir dein Lachen zurück.
    Er fand seine Kontaktpersonen, verließ von Louren9o Marques aus mit dem Flugzeug das Land und war zur verabredeten Zeit in dem kleinen Hotel am Ufer des Genfer Sees und schloss nach einer Woche, die ihm länger erschienen war als die Ewigkeit, seine Familie in die Arme.
    Doch der Blick des Sterbenden hatte sich in seine Haut geätzt, brannte unerträglich, und er wusste, dass er diesen Blick nie vergessen würde. Bis ans Ende seines Lebens würde er den Schmerz fühlen, die Augen des sterbenden Wildhüters sehen und sich erinnern, dass er gezögert hatte und deswegen ein Mensch gestorben war. Auch als er längst zurück in seinem Land war, in Sicherheit, als er das Lachen wieder in ihrem Gesicht gesehen hatte, hörte er noch das Splittern der Knochen als Hintergrundgeräusch, und das blutüberströmte Gesicht des Wildhüters verfolgte ihn jede Nacht in seine Träume. Das Jagdgeläut der Hunde und die drohenden Rufe der Männer, die ihm so nahe gekommen waren, hallten in ihm nach, und im Traum wandte er sich wieder ab von dem Sterbenden und floh. Er rannte und rannte und rannte, mit hämmerndem Herzen und ohne Atem, bis er wusste, dass er es geschafft hatte.
    Nur sich selbst gestand er im Moment des Aufwachens ein, dass er immer wieder so handeln würde.
    Tagsüber verachtete er sich dafür, doch der Konflikt wirkte noch lange in seinem Unterbewusstsein nach, und dann war er sich sicher, dass er nicht zurückkehren würde, dass er seinen Kindern nie die Schildkröten auf den Felsen im Fluss zeigen würde. Das Leben ging weiter. Die Wunde an seinem Hals verschorfte, neue Haut bildete sich, und der Schorf fiel ab. Die rosa Narbe verblasste, und er vergaß sie bald. Nach und nach änderten sich auch seine Träume, bis er eines Tages aufwachte und endlich sicher war, dass er 18
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    keine Schuld an dem Tod des Wildhüters trug. Nur das diffuse Gefühl von Bedrohung blieb,

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