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Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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nicht mehr geben. Schluss. Ein für alle Mal. »Na, Frau Cargill -«
    Sie fuhr herum. Herr Brunckmöller fegte Schnee auf seiner Terrasse. Er schien sie beobachtet zu haben. »Guten Tag«, antwortete sie in einem Ton, der klar machte, dass sie nicht mit ihm reden wollte. Doch ihn schien das nicht zu kümmern. »Na, nu wird das wohl nichts mit Ihrem Garten, was?« Erwartungsvoll grinste er sie an. »Bitte?«
    »Da wird nichts wachsen, höchstens Efeu - der kriegt doch nie Sonne, mit dem Wald, den der Kraske da gepflanzt hat...« Zufrieden sah er sie an.
    Wald? Sie drehte sich um. Herrn Kraskes Fichten standen wie eine Wand, beschatteten den Garten bis zum gegenüberliegenden Zaun, nur über die Terrasse wanderten ein paar Sonnenflecken. Die Fichten hatten Spitzen. Irgendwann während ihrer Abwesenheit hatte er eine zweite Reihe hinter die Fichten gesetzt, die lan im Herbst gekappt hatte. Im selben Moment verschwand die Sonne hinter einer hohen, alten Tanne, die zwei Grundstücke weiter stand, und das Licht war wie ausgeknipst.
    »Das sind nicht nur die paar Dinger da«, bohrte Herr Brunckmöller genießerisch, »der hat zehn Reihen Fichten dahinter gesetzt, und gestern hat er mir erzählt, dass er fünf Ahorn und fünf Birken gekauft hat. Weil die so schön schnell wachsen, hat er gesagt. Er wartet nur darauf, dass es regnet und der Boden auftaut. Als Nächstes setzt er bestimmt ein paar Wildschweine in seinem Wald aus, groß genug wird der bald sein!« Er lachte scheppernd. »Den müssen Sie aber mächtig geärgert haben, dass er sich so rächt.« Es war offensichtlich, dass sich Herr Brunckmöller königlich amüsierte. Sie richtete sich auf, zog die Brauen hoch, setzte ihr hochmütigstes Großmamagesicht auf.
    »Er wird nicht weit damit kommen, wir werden ihn verklagen.« Damit schwang sie herum und stolperte in die Wärme ihres Hauses und in lans Arme. »Dieser Mistkerl«, schrie sie, »warum macht er das?«
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    lan streichelte ihren Rücken. »Schrei es heraus, das ist gut so. Ich hab schon Dr. Manning angerufen. Er will irgendwie auf Minderung der Nutzung klagen.«
    »Ich lass es nicht zu, dass er mir das antut, nur wenn ich mich ärgere, erreicht er, was er will«, presste sie durch ihre zusammengebissenen Zähne.
    Ihren Kopf gesenkt und ihren Blick nach innen gekehrt, konzentrierte sie sich auf die Mitte ihres Körpers, suchte ihr Gleichgewicht, darauf bedacht, alles, was sie belasten könnte, von sich zu schieben. Mit einem tiefen Seufzer öffnete sie ein paar Minuten später die Lider. Die Sonne war wieder hinter der hohen Tanne hervorgekommen und floss milchig weiß durch ein paar Lücken zwischen Kraskes Tannen. »Wir werden Kletterrosen kaufen«, entschied sie, »die wachsen an der Schlafzimmerwand hoch, dort werden sie fast den ganzen Tag Sonne bekommen.«
    Sie kochte Kaffee, lan fuhr zum Konditor, um Kuchen zu besorgen. »Mit viel Sahne und Buttercreme, je mehr Kalorien, desto besser, das ist gut für die Seele, und außerdem bist du nur noch ein Strich in der Landschaft!«
    »Mit einem Hals wie eine Schildkröte«, lachte sie, sich die Haut dort reibend.
    »Sarah hat mich gewarnt.«
    Sarah! Einen Traum aus den vergangenen Wochen hatte sie so klar in Erinnerung, als hätte sie das alles wirklich erlebt. Sie hatte Sarah gesehen, die durch ein wogendes Feld von goldenem Antilopengras auf sie zuschritt und dann an ihrem Bett stand. Ihre Gestalt verschwamm im Licht, löste sich auf in ein körperloses warmes, dunkles Gefühl, einen Laut, beruhigend wie das Atmen des Meeres. »Udadewethu - ich warte ...« Die Worte hatte sie deutlich gehört, und dann ein gurrendes Kichern, wie das von einer Lachtaube. Sie erinnerte sich daran, dass sie kurz aufgewacht war und lan an ihrem Bett sitzen sah. »Sarah ist wieder da«, hatte sie geflüstert, »sag es Vi-likazi. Versprich mir, dass du ihn anrufst.«
    lan war mittlerweile vom Konditor zurückgekehrt, und sie fragte, ob er damals Tita benachrichtigt habe, wie sie ihn gebeten hatte, und als er das bestätigte, rief sie Tita sofort an. »Ich habe geträumt, dass sie 398
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    zurückgekommen ist. Hast du etwas gehört?« Die Worte ihrer schwarzen Schwester, die ihr sagten, komm wieder, hier in Afrika ist dein Platz, verschwieg sie. Tita hätte eine Bemerkung gemacht, die sie noch nicht ausgehalten hätte.
    »Es ist unglaublich«, rief Tita, »bist du sicher, dass du keine afrikanische Seele hast? Sarah ist wieder aufgetaucht, du hattest Recht. Ich habe sie

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