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Ins Leben zurückgerufen

Ins Leben zurückgerufen

Titel: Ins Leben zurückgerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Mid-Yorkshire. Von South Thames?«
    Beim Sprechen zeichnete Dalziel zwei Seiten eines Dreiecks in die Luft und setzte sein Alligatorlächeln auf.
    »Das nenn ich aber mal Höflichkeit! Maudie, ist das nicht nett von Geoff, diesen Umweg zu machen, nur um der guten alten Zeiten willen? Übrigens, Geoff, ich vermute, man erwartet dich in meinem Laden? Ich habe gestern mit dem Boß gesprochen, und der hat dich mit keiner Silbe erwähnt.«
    »Das Innenministerium müßte Mr. Trimble heute morgen angerufen haben«, sagte Hiller.
    »Das erklärt alles. Heute ist mein freier Tag, deshalb bin ich hier. Besuch bei einer alten Freundin. Hast du heute vielleicht auch frei?«
    »Nein«, sagte Hiller. »Nicht wirklich. Ich fürchte, mein Besuch bei Mrs. Tallantire ist auch dienstlich. Sie haben vielleicht mitgekriegt, daß das Urteil im Mordfall Mickledore Hall in Frage gestellt wird. Cecily Kohler wurde entlassen, und der Innenminister hat eine Überprüfung des Falls angeordnet. Ihr verstorbener Mann, Detective Superintendent Tallantire, leitete die ursprünglichen Ermittlungen und wird in den Ermittlungen zur Wiederaufnahme des Verfahrens, mit denen ich betraut wurde, natürlich eine Rolle spielen.«
    »Ist das nicht komisch? Andy und ich haben gerade darüber gesprochen …«
    »Und du bist gekommen, um Maudie zu warnen, daß die Presse wahrscheinlich herumschnüffeln wird«, fiel Dalziel ihr ins Wort. »Das ist wirklich freundlich. Du bist in guten Händen, Maudie. Ich muß los, Geoff. Ich weiß, daß es keine schöne Aufgabe ist, in den Abfalleimern anderer Leute herumzustochern, aber wo wären wir ohne die Müllabfuhr, was? Du kannst dich darauf verlassen, daß dir von meiner Abteilung nichts als Unterstützung zuteil wird. Bis morgen, nehme ich an.«
    Hiller versuchte angemessen dankbar auszusehen, brachte es aber nur zum Gesichtsausdruck eines Postboten, dem versichert wurde, der Rottweiler sei ein lieber großer Teddy.
    »Eigentlich, äh, Andy, hoffen wir noch heute loslegen zu können.«
    »Ihr könnt euch bis zum Hals mit Arbeit eindecken, wenn es nach mir geht, Geoff, aber es ist mein freier Tag, erinnerst du dich? Was stellst du dir vor, was ich jetzt mache? Nach Hause eilen und mit Aktenschreddern loslegen?«
    Er lachte, gab Maudie einen Kuß auf die Wange und sagte: »Paß auf dich auf, meine Liebe. Ich finde selbst raus. Bis bald.«
    Er verließ das Zimmer und zog die Tür fest hinter sich zu. Während er geräuschvoll die Haustür öffnete, langte er in die Gästetoilette, nahm den Koffer und ließ die Haustür so heftig schlagen, daß das Buntglasfenster schepperte.
    Maudies Auffahrt war von der ihrer Nachbarn durch ein Backsteinmäuerchen getrennt. Er lehnte sich hinüber und stellte den Koffer dahinter ab. Als er das Tor erreicht hatte, hörte er, wie die Haustür hinter ihm aufging. Er drehte sich um und sah Stubbs herauskommen. Hiller war schon immer ein mißtrauischer Patron gewesen. Gut zu wissen, daß sich einige Dinge nicht ändern.
    »Ich brauche etwas aus dem Auto«, sagte Stubbs, als er bei ihm war.
    »Ach ja? Lockenwickler, was?« sagte Dalziel.
    Beim Wegfahren sah er, wie der Inspektor, ohne das Auto geöffnet zu haben, wieder ins Haus zurückkehrte. Er fuhr langsam um den Block, parkte vor dem Haus von Maudies Nachbarin und schritt zügig die Auffahrt hinauf. Ein Fenster öffnete sich, als er den Koffer an sich nahm. Als er aufblickte, sah er eine Frau, die ihn zutiefst mißtrauisch betrachtete.
    »Ja?« rief sie scharf.
    Dalziel zog das Video aus der Tasche und hielt es wie eine Votivgabe hoch.
    »Haben Sie einen Draht zum Allmächtigen, Schwester?« fragte er. »Haben Sie einen Anschluß zu Gott, dem Herrn? Ich habe hier ein Video, das aus Ihrem Fernseher die Bundeslade macht!«
    »Nein, danke!« schrie sie alarmiert auf und warf das Fenster zu.
    Kopfschüttelnd kehrte er zu seinem Auto zurück.
    Es war tatsächlich so, wie er immer befürchtet hatte.
    Für Religion hatte man in West-Yorkshire nicht viel übrig.

Vier
    »Wenn du erwartest, daß ich überrascht bin … so bist du im Irrtum. Deine Anwesenheit war mir nicht unbekannt. … Wenn du wirklich nicht die Absicht hast, mein Leben in Gefahr zu bringen … so geh so bald als möglich deiner Wege und laß mich die meinigen gehen. Ich habe zu tun. Ich stehe im öffentlichen Dienst.«
    E in Gewohnheitsverbrecher ist leicht zu erkennen. Man braucht ihn nur zu fragen: ›Wo waren Sie, als Präsident Kennedy erschossen wurde?‹, und er

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