Insektenstachel
›Gebrauchtwarenhandel T. Jonas‹ in Rocky Beach.«
»Im Lagerschuppen B«, fügte der Erste Detektiv wichtig hinzu. Plötzlich fingen seine Augen an zu strahlen. »Das gibt es doch nicht! Fantastisch, Mrs Hazelwood! Diesen Titel reserviere ich mir!«
»Von welchem Buch sprichst du?«, erkundigte sich Mrs White. »Doch wohl nicht von ›Die Welt der Mode-Designer‹? Das lasse ich mir nicht von dir wegschnappen!«
Justus ignorierte Mrs Whites Einwurf. »›Heraldik – Geschichte der Wappen‹. Das Thema unserer nächsten Arbeit in Geschichte. Wenn in dem Buch die Heroldsbilder in ihren primitiven Anfängen mit Sparren, Schildhaupt, Schrägbalken und Pfahl abgebildet sind, bin ich der Käufer. Dieses Thema interessiert mich brennend!«
»Du sollst den Bildband haben.« Mrs Hazelwood rückte ihre Brille zurecht. »Er gehörte meinem Mann. Wenn du etwas über Heraldik in Erfahrung bringen willst, ist dieser Bildband die ideale Lektüre für dich. In ihm ist alles enthalten, was du wissen willst. Ich bin mir sicher, dass es auch in Jills Sinne wäre, wenn du ihn erhältst.«
Justus freute sich sichtlich. »Gleich morgen früh werde ich die Kisten nach dem Buch durchforsten! Tausend Dank, Madam!« Er drehte sich um und lächelte breit in die Runde. Dabei studierte er die Gesichter der Anwesenden auf das Genaueste. Doch keiner der Gäste schien ihm den Erwerb des Bildbandes zu missgönnen.
Abgründe
Gegen zweiundzwanzig Uhr hatten der Erste und Zweite Detektiv die Party vorzeitig verlassen. Es war bereits stockdunkel, als Peter den MG in einer Nebenstraße parkte und gemeinsam mit Justus zum Schrottplatz T. Jonas hinüberlief. Ihr Ziel war Lagerschuppen B.
»Wer weiß, wie viel Zeit uns bleibt«, sorgte sich Justus, während er das Vorhängeschloss an der Schuppentür entfernte. »Mich ärgert außerdem, dass sich Mrs Hazelwood nicht abwimmeln ließ. Beim großen Finale will sie unbedingt dabei sein. Ohne dieses Versprechen hätte sie die Komödie vorhin auf der Party niemals mitgespielt.«
Die beiden knipsten ihre Taschenlampen an und betraten den geräumigen Schuppen. Justus lotste seinen Freund zu dem Stapel mit den Bücherkisten, öffnete vorsichtig einen Deckel und leuchtete hinein. Obenauf lag der voluminöse Bildband ›Heraldik – Geschichte der Wappen‹.
»Dieses Buch darfst du um keinen Preis der Welt berühren«, warnte der Erste Detektiv eindringlich. »Das musst du mir hoch und heilig versprechen!«
»Ich halte mich auch so dran«, gab Peter murrend von sich. »Trotzdem habe ich von deiner Geheimnistuerei langsam die Schnauze gestrichen voll. Was ist denn mit diesem Buch?«
»Wenn ich es dir verraten würde, garantiere ich dir, dass du laut schreiend aus dem Schuppen rennst. Also behalte ich es aus Gründen der Sicherheit besser für mich.«
Peter bekam eine Gänsehaut. »Das beruhigt mich ungemein.« Plötzlich zog er den Kopf ein und deutete zum vergitterten Fenster. »Ein Auto kommt!«
Justus warf einen prüfenden Blick nach draußen. »Das sind Bob und Mrs Hazelwood.« Vorsichtig schloss er den Deckel der Bücherkiste. Dann trat er nach draußen.
Bob lenkte den Käfer auf den Schrottplatz und fuhr ihn, wie verabredet, in die offene Garage, in der sonst Onkel Titus seinen Kleinlaster parkte. Doch Justus’ Onkel und seine Tante waren damit über das Wochenende zu einem Verwandtenbesuch unterwegs.
»Hi, Just. Hi, Peter!«, begrüßte Bob seine Freunde, als er mit Mrs Hazelwood, die sich bei ihm eingehakt hatte, aus der Garage trat. »Die Party fand ein jähes Ende, als unsere Klientin ihren Ermüdungszustand kundtat. Innerhalb von Minuten löste sich die kleine Runde auf.«
»Ausgezeichnet, Madam«, lobte Justus. »Wir sollten uns jetzt gleich in den Lagerschuppen begeben. Wer weiß, wie gierig unsere unbekannte Person auf den Bildband ist und wie schnell sie hier auftaucht.«
Nachdem die vier den Lagerschuppen betreten hatten, schloss Justus die Tür von innen zu und zog den Schlüssel ab. »Das Vorhängeschloss habe ich aus Sicherheitsgründen entfernt. Wir wollen es dem Einbrecher nicht zu schwierig machen. Schließlich wäre es eine Schande, wenn er daran scheitern und deshalb unverrichteter Dinge wieder abziehen würde. Das Türschloss dürfte selbst einem Anfänger keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten.«
Der Erste Detektiv führte die Dame in eine kleine Nische hinter einem hohen, ausrangierten Büroschrank. Dort hatte er einen Stuhl platziert.
»Ich muss Sie bitten,
Weitere Kostenlose Bücher