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Insektenstachel

Insektenstachel

Titel: Insektenstachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Minninger
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Onkels.
    »Guten Morgen, Junge! Wie ich sehe, hast auch du eine heiße Nacht hinter dir! Deine Tante und ich sind im Schlafzimmer unter dem Dach vor Hitze beinahe umgekommen. Und auch jetzt ist es kaum kühler geworden, eher schwüler. Die hohe Luftfeuchtigkeit macht meinem Kreislauf gehörig zu schaffen. Deshalb auch mein Tipp an dich: Stell dich unter die kalte Dusche! Das belebt, erfrischt und härtet deinen Körper ab!«
    Mit einem Pfeifen auf den Lippen schlüpfte Justus aus dem Bett. Vor dem kleinen Wandspiegel verstummte seine Melodie.
    »Dieses verdammte Miststück!«
    »Von wem sprichst du?« Neugierig trat sein Onkel näher.
    »Sieh dir das an, Titus!« Er deutete auf sein linkes Ohrläppchen. Es war rot angeschwollen. »Diese verflixte Stechmücke hat mich doch noch zu fassen gekriegt, obwohl ich wegen ihr die ganze Nacht unter der warmen Bettdecke verbracht habe!«
    Onkel Titus konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Nun krieg dich mal wieder ein! Von einem Mückenstich stirbt man nicht gleich.«
    »Ist mir schon klar, aber mein Körper ist keine Selbstbedienungs-Zapfsäule für bluthungrige Insekten.« Justus rieb das juckende Ohrläppchen.«
    »Apropos hungrig: Tante Mathilda hat den Frühstückstisch schon gedeckt. Zu den Cornflakes mit Milch gibt es heute frisch gepflückte Erdbeeren. Ich habe schon eine probiert. Sie sind saftig und süß.« Mit der Zunge fuhr er sich über den Schnurrbart. »Köstlich! Wenn wir dir noch welche übrig lassen sollen, musst du dich beeilen!« Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch mal um. »Ach übrigens, vergiss bitte nicht, dass wir heute um vierzehn Uhr einen Termin bei einer Kundin haben. Wenn das, was Sie meinem Gebrauchtwarenhandel anbieten will, interessant für mich ist, können wir es gleich mit meinem Lastwagen mitnehmen. Dafür bräuchte ich dich gegebenenfalls als Helfer.«
    »Geht klar, Onkel. Du kannst dich wie immer auf mich verlassen!«
     
    Um dreizehn Uhr dreißig stieg Justus zu Onkel Titus in den Lastwagen. Als sie Rocky Beach verließen und Beverly Hills entgegensteuerten, zeichneten sich auf Justus T-Shirt, das er sich vor Fahrtantritt extra frisch angezogen hatte, bereits mehrere Schweißflecken ab. Er stöhnte laut auf.
    »Dieses Wetter kann man wohl ohne Übertreibung als Jahrtausendsommer bezeichnen.«
    Onkel Titus betätigte den Blinker. »Auch ich muss zugeben, solch einen Sommer noch nie erlebt zu haben. Und dabei bin ich etliche Jahre älter als du. Die Prognosen des Wetterdienstes verheißen nichts Gutes. Vorerst ist keine bedeutende Temperaturschwankung in Sicht. Es bleibt weiter unangenehm stickig.«
    Justus atmete auf. Nun fuhren sie durch eine Schatten spendende Palmenallee, den Milton Drive. »Weißt du eigentlich etwas Genaueres über die mögliche Kundin, der wir jetzt einen Besuch abstatten?«, wechselte er das Thema.
    »Nicht das Geringste.« Onkel Titus zuckte die Schultern. »Wir haben nur ein sehr kurzes Telefonat geführt. Dabei hielt sie sich ziemlich bedeckt. Die Einzelheiten wollte sie mir erst vor Ort mitteilen.«
    »Das klingt aber spannend!«
    »Ich bin skeptisch. Vermutlich handelt es sich bei der Ware nur um einen Haufen mottenzerfressener Kleider. In Beverly Hills wohnen hauptsächlich steinreiche Personen. Und die sind in der Regel recht geizig. Wenn sie sich freiwillig von etwas trennen, hat das allermeistens einen Haken.«

Schwindel
    ›Janet Hazelwood‹ stand auf dem angelaufenen Messingschild. Justus drückte auf den Klingelknopf und blickte seinen Onkel fragend an. Dieser erwiderte den Blick, während er nervös an seinem Schnurrbart zupfte. Unruhig verharrten die beiden vor der Haustür, doch im Haus rührte sich nichts.
    »Ob sie den Termin vergessen hat?« Justus drückte erneut auf den Klingelknopf.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Mrs Hazelwood hat sehr großen Wert darauf gelegt, dass wir pünktlich um 14 Uhr bei ihr eintreffen.« Onkel Titus zog seinen Strohhut tiefer in die Stirn und warf einen prüfenden Blick auf die Armbanduhr. »Am Telefon machte sie einen sehr zuverlässigen Eindruck auf mich. Vielleicht ist ihr etwas Wichtiges dazwischengekommen.«
    »Dann hätte sie uns zumindest eine Nachricht hinterlassen können.« Justus trat einige Schritte zurück und besah sich das Grundstück genauer. Das zweigeschossige Landhaus mitten in Beverly Hills lag versteckt hinter hohen Hibiskusbüschen und war Efeu überwuchert. Es machte einen verlassenen, beinahe unbewohnten Eindruck.

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