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Insel der blauen Delphine

Titel: Insel der blauen Delphine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott O Dell
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denn dauernd stellte er Dummheiten an. Ähnlich verhielt es sich in den anderen Familien in Ghalasat, doch am schwersten von allen Bürden, die uns auferlegt worden waren, lastete die Erinnerung an die gefallenen Männer auf unseren Herzen. Nachdem die Vorräte für den Winter aufgestapelt und die Körbe in jedem Hause voll waren, hatten wir wieder mehr Zeit, an sie zu denken. Eine Art von Krankheit befiel das Dorf. Die Leute saßen da und kein Wort, kein Lachen kam von ihren Lippen. Im Frühjahr rief Kimki den Stamm zusammen. Er habe, sagte er, den ganzen Winter über nachgedacht und habe jetzt beschlossen, ein Kanu zu nehmen und nach einem Land im Osten, das er als kleiner Junge gesehen habe, zu fahren. Es liege viele Tage weit von der Insel entfernt, jenseits des Meeres, aber er werde dorthin fahren und uns eine neue Heimat suchen. Er wolle allein hingehen, weil wir nicht noch mehr Männer entbehren könnten, und er werde wieder zurückkommen. Kimki ging an einem klaren Morgen. Wir begleiteten ihn alle zur Bucht und sahen zu, wie er das große Kanu zur Fahrt bereit machte. Das Kanu enthielt zwei Körbe voll Wasser und genügend Tunas und getrocknete Abalonen, um viele Tage lang davon leben zu können. Wir schauten Kimki nach, als er durch die schmale Öffnung zwischen den Felsen paddelte. Vorsichtig lenkte er das Kanu an den Salzkrautbänken vorbei und hinaus aufs offene Meer. Dort winkte er uns zu und wir winkten zurück. Die Morgensonne warf ein silbernes Band über das Wasser. Auf diesem Band glitt Kimki davon, dem Land im Osten entgegen. Den ganzen Tag über redeten wir nur von der Reise. Wir fragten uns, ob Kimki dieses ferne Land, von dem außer ihm keiner etwas wusste, jemals erreichen würde und ob er zurückkehren würde, ehe der Winter vorbei war. Vielleicht kam er nie mehr zurück? Abends saßen wir im Kreis am Feuer und redeten, während der Wind über die Insel fegte und die Wellen an der Küste zerschellten.

Kapitel 6
    Als Kimki einen Mond lang fort gewesen war, begannen wir, nach ihm auszuschauen. Jeden Tag gin einer von uns zur Klippe und beobachtete das Meer. Wir gingen selbst an stürmischen Tagen und an Tagen, da Nebel über der Insel hing. Von früh bis spät stand ein Wächter auf der Klippe und jeden Abend, wenn wir an unseren Feuern saßen, hofften wir, die nächste Sonne werde Kimki nach Hause bringen. Doch der Frühling kam und ging und das Meer blieb leer. Kimki kam nicht zurück. Die schweren Winterstürme waren ausgeblieben und es hatte immer nur kurze Zeit geregnet. Dies bedeutete, dass wir mit dem Trinkwasser sparsam umgehen mussten. Früher hätte sich kein Mensch über solche Dinge aufgeregt, jetzt aber brachte uns alles gleich aus der Fassung. Viele von uns fürchteten, wir würden verdursten. “Es gibt andere, wichtigere Dinge, um die wir uns kümmern sollten”, sagte Matasaip, der jetzt Kimki vertrat. Matasaip meinte damit die Aleuter, denn es war wieder die Zeit, da sie, wie im vergangenen Jahr, unversehens auf der Insel landen konnten. Die Wächter auf den Klippen wurden angewiesen, nach den roten Segeln Ausschau zu halten, und an der nächsten Versammlung berieten wir, was wir tun sollten, falls die Aleuter zurückkamen. Unser Stamm verfügte nicht mehr über genügend Männer, die sie am Landen hindern oder die unser Leben schützen konnten, wenn wir angegriffen wurden, und dass die Aleuter uns angreifen würden, stand für jeden von uns fest. Deshalb fassten wir den Entschluss, von der Insel zu fliehen, sobald ihr Schiff in Sicht kam. Zu diesem Zweck verstauten wir Ess-und Trinkvorräte in unseren Kanus und versteckten diese am Fuße der Felsen, die den südlichen Zipfel der Insel bilden. Die Klippen sind dort steil und sehr hoch, aber wir flochten ein dickes Seil aus Salzkraut und befestigten es an den felsigen Zacken des Klippenrandes. Ein Ende des Seils baumelte dicht über dem Wasser. Sobald das Aleuterschiff in Sicht kam, würden wir alle zur Klippe laufen und uns der Reihe nach am Seil hinuntergleiten lassen. Dann würden wir in unseren Kanus davonfahren und auf der Santa-Catalina-Insel Zuflucht suchen. Die Einfahrt zur Korallenbucht war so schmal, dass ein Schiff sie in der Nacht nicht ohne Gefahr passieren konnte; dennoch wurden Männer ausgeschickt, die von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen die Bucht bewachen mussten. Auch tagsüber hielt immer jemand Wache. In einer klaren Mondnacht kam einer der Wächter ins Dorf gelaufen. “Die Aleuter!”, brüllte

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