Insel der glühenden Sonne
wissen.
»Lass nur, es ist mir inzwischen egal.«
Sean freute sich so sehr, dass er gar nicht richtig begreifen konnte, wer hier mit ihm am Tisch saß. Doch dann fiel ihm Singer ein, und er schnitt das Thema behutsam an.
»Als ich gehört habe, dass zwei Männer aus Port Arthur geflohen seien, dachte ich eigentlich eher an dich, Angus.«
»Damit hatte ich nichts zu tun«, sagte er augenzwinkernd. »Aber es heißt, Singer sei schlimm dran gewesen. Der Kommandant hatte es auf ihn abgesehen, also haben ihn seine Kumpel mit George losgeschickt.«
»Verdammt, mich hat’s fast umgehauen, als ich das mit dem armen George und Singer las«, warf Bailey ein.
»Habt ihr von ihnen gehört?«, fragte Angus besorgt.
»Nein, vermutlich haben sie sich den Buschräubern angeschlossen. Dem furchtlosen Freddy Hines.«
»Ist der jetzt etwa Buschräuber?«
Bailey lachte. »Eher ein Räuberlehrling. Aber du weißt noch nicht, was mit Shanahan ist. Hör dir mal an, wo er jetzt arbeitet!«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Sean.
»Ich hab Zeit«, meinte Angus. »Ich hab alle Zeit der Welt.«
Einige Wochen später erhielt Sean einen Brief von Annie. Sie schrieb von düsteren Zeiten in Irland, sie und ihr Mann würden mit drei anderen Familien aus dem Dorf nach Neusüdwales auswandern.
Dann können wir alle zu dir reiten und dich besuchen , schrieb sie.
»Hoffentlich können deine Pferde schwimmen, Schwesterchen.«
Onkel Patrick habe von der Regierung in London erfahren, dass die Deportationen nach Van Diemen’s Land für zwei Jahre ausgesetzt werden sollten.
Das waren gute Neuigkeiten.
Im selben Absatz berichtete Annie, dass Glenna und der kleine Tom nun in New York lebten und sie mit einem reichen Amerikaner verheiratet sei. Zum Glück war er darüber hinweg, sonst hätte ihn die Nachricht schwer getroffen.
Dann berichtete sie wieder von Onkel Patrick, der nach Van Diemen’s Land reisen wolle, um das Grab seines Sohnes zu besuchen. Sie schrieb über die Leute aus dem Dorf und die große Trauer, als die alte Mrs. Ryan und ihre Tochter verhungert waren, und dass der Priester Essenskörbe an die Kirchentür stellte, weil manche zu stolz waren, um Nahrung zu erbetteln.
Wir wollen die Eltern nach Neusüdwales mitnehmen, aber sie sind so verwurzelt hier. Sie lieben dich sehr und hoffen, dass du eines Tages nach Hause kommst. Wir sehen uns ja bald wieder, und Onkel Patrick kommt sogar noch früher.
Deine dich liebende Schwester Annie
In letzter Zeit begegnete Mr. Pitcairn seinem Sekretär weniger förmlich, obwohl er ihn noch immer mit Mr. Shanahan ansprach, was wohl eher wegen der Klienten geschah.
Als sich die Gelegenheit ergab, erkundigte er sich bei seinem Arbeitgeber, ob die Deportationen tatsächlich aufhören würden, und falls ja, warum nur für einige Jahre.
Pitcairn war hocherfreut. »Das hatte ich noch gar nicht gehört, wie wunderbar. Nur für zwei Jahre? Das muss ein Kompromiss sein. Die Hälfte der Siedler hier verlangt, die Deportationen einzustellen, die anderen wollen weiter billige Arbeiter, und die Regierung legt auch großen Wert auf sie. Es stehen viele öffentliche Arbeiten an. Das einzige Einkommen, das die Regierung aus dieser Kolonie bezieht, sind die Pachtgelder und die Steuern auf Alkohol und Tabak. Sie werden ihre Arbeitskräfte auf jeden Fall behalten wollen. Kennen Sie eigentlich Leutnant Tom Flood?«
»Ja.«
»Eigenartiger Fall. Baggott bearbeitet ihn. Flood wird beschuldigt, illegale Spirituosen zu besitzen. Anscheinend hat ihn sein eigener Vorarbeiter beim Zoll gemeldet und ihnen sogar das Versteck gezeigt. Das nenne ich Loyalität!«
»Wie ungewöhnlich.« Er dachte an Flo. »Ich nehme an, der hat jetzt keine Stelle mehr.«
»Nein, Flood aber auch nicht. Adjutant konnte er nicht bleiben und muss mit einer hohen Geldstrafe rechnen.«
Sean war überrascht, dass Pitcairn nicht den wirklich saftigen Klatsch zu kennen schien, womöglich sprachen Gentlemen auch nicht darüber. Dabei fiel ihm ein, dass Baggott Josies Ersuchen durchgesetzt
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