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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Naturschauspiel in all seinen Facetten einzuprägen. Doch viel lieber als mit Bleistift und Kohle würde sie endlich einmal wieder mit Farben arbeiten.
    Seit Elisa mit Kelii und Eli zur Jahreswende in sein Heimatdorf zurückgekehrt war, hatte sie immer wieder mit dem Gedanken gespielt, ihre Mutter einmal zu besuchen. Nicht den Schmuck wollte sie ihr zurückgeben, sondern um ihren alten Aquarellkasten würde sie bitten. Doch bestimmt gab es ihren Malkasten nach all den Jahren nicht mehr, so wie es auch keine offene Tür im neuen Zuhause ihrer Mutter gab. Zwischen ihnen standen Welten. Seit Clementia Vogel den deutschen Adeligen Fried geehelicht hatte, gehörte sie zur besseren Gesellschaft auf den Inseln Hawaiis und hatte einen Ruf zu verlieren.
    Elisa sah über die Hügel in die Ferne. Heute war der Weg gut zu sehen, der auf der anderen Seite des Tals in die Berge führte, zu ihrer Mutter. Vielleicht war ihre Mutter nicht zu Hause. Clementia war oft auf Reisen, oder aber sie besuchte Elisas Tochter Victoria in Lihue, der Inselhauptstadt. Auf der Zuckerrohrplantage des Mannes, den Elisa am allermeisten auf der Welt hasste, verbrachte Elisas Mutter sehr viel Zeit, denn schließlich war Gerit Janson der Gouverneur. Clementia war die geliebte Großmama seines einzigen legitimen Kindes, seiner Alleinerbin Victoria. Elisa war tot, zumindest auf dem Papier, und im Grundbuch hatte man ihren Namen durch den ihrer Tochter ersetzt.
    Elisa wischte eine Träne weg. Sie konnte nichts dafür. Es tat weh, wie ihre Mutter sie aus ihrem Leben gelöscht hatte. Die schwarzen Perlen sollten vielleicht auch der endgültige Abschied sein. Doch daran wollte Elisa nicht denken, noch nicht. Es war zu schmerzhaft.
    Vor ihr dampfte es in dichten Schwaden aus dem Tal. Dort lag es, nicht einmal zwei Stunden zu Fuß von hier, das prachtvolle Zuhause ihrer Mutter. Einmal hatte Elisa sich nur mit Eli auf den Weg gemacht, doch hatte sie der Mut verlassen. Es war keine Einladung von Clementia gekommen, seit sie sich in einem winzigen Moment beim Hibiskus-Ball in die Augen gesehen hatten. Es waren Schmerzen im Blick ihrer Mutter gewesen. Und auch Angst. In Elisa krampfte sich alles zusammen, wenn sie an die Neujahrsnacht vor drei Monaten zurückdachte.
    Ihre Mutter hatte spontan das wertvolle Collier von ihrem Hals genommen und es Elisa in die Hand gedrückt, aber ihr Blick war dabei so flehend und scheu gewesen, dass selbst ein kurzes Gespräch unmöglich war. Oder hatte Clementia keine Worte der Mutterliebe mehr für sie? Elisa war ihr einziges Kind, einst heiß geliebte Tochter und jetzt Verstoßene. Sie konnte nur ahnen, was es für ihre Mutter bedeutete, Elisa in wilder Ehe mit einem Hawaiianer zu wissen. Für weiße Plantagenbesitzer war es eine Schande, ein Tabu, das nicht gesellschaftsfähig war. Wahrscheinlich würde Clementia ganz einfach nicht darüber sprechen, so wie man auf den Inseln über viele Dinge nicht sprach, die grauenvoll oder nicht schicklich waren.
    Elisa strich zärtlich über ihren enormen Bauch. Jetzt bekam sie auch noch ein Mischlingskind, ein Kind der Liebe und der tiefen Verbundenheit, Zeichen ihres Glücks mit Kelii. Die weiße Tochter, die Elisa vor fünf Jahren gebar, war zwar die Frucht einer brutalen Vergewaltigung, doch das hatte in ihrer Familie nie jemanden interessiert. Diese Vergewaltigung zählte auch nicht als solche, da Gouverneur Janson bei Elisas Onkel um ihre Hand angehalten hatte. Im Gegenteil, die jungfräuliche Elisa Vogel sei damals ganz nach seinem Geschmack gewesen – trotz der entstellenden Narbe an ihrem Bein. Nur sei sie leider geisteskrank, so hatte Janson es formuliert, weil sie nach ihrem ersten romantischen Treffen in der nächtlichen Höhle mit einem Hawaiianer durchgebrannt sei.
    Welche Frau bei klarem Verstand würde eine Werbung von Gerit Janson ausschlagen, dem reichsten Mann der Insel?
    Die letzten fünf Jahre, in denen Elisa ausschließlich unter Hawaiianern lebte, hatten sie tief geprägt, vor allem ihre Zeit auf der Insel Maui, in der sie ihre Einweihungen zur Kahuna erhielt. Pupule, verrückt sei Elisa Vogel, inzwischen auch die Haifrischfrau genannt.
    Vielleicht war sie in den Augen der Weißen verrückt, auf alle Fälle fühlte sie sich nicht mehr wie eine haole, eine seelenlose Weiße. Elisa war kanaka, eine Hawaiianerin. Für sie war nicht nur Keliis Liebe ein Gottesgeschenk,

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