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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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    Prolog
     
     
    Neuerdings tue ich es unter der Dusche. Das warme Wasser wirkt entspannend, ich bin sowieso schon nackt, und es gibt immerhin so etwas wie den Anschein von Privatsphäre.
    Am liebsten mache ich es natürlich im Bett. Dort ist es um einiges gemütlicher. Umringt von strategisch platzierten Taschentüchern, liege ich dann da, gebe mich meinen Phantasien hin und lasse meinen Fingern freien Lauf.
    Warum ich es dennoch unter der Dusche mache? Weil mein Bett quietscht. Und wie. Die kleinste Bewegung reicht aus, um meine Mutter auf den Plan zu rufen, so laut ist es. Einmal stand sie unangemeldet im Türrahmen. Der Bettdecke sei Dank bekam sie nicht mit, was sich darunter abspielte.
    Weshalb ich meine Tür nicht verriegele? Weil es kein Schloss gibt. Privatsphäre ist ein Konzept, an das meine Mom nicht glaubt. Einzig die Haustür und der Hinterausgang können verriegelt werden. Richtig, nicht einmal die Badezimmertür lässt sich abschließen. Mom, meine Schwester Tiffany und mein Bruder Joshua platzen alle naselang herein, wenn ich auf dem stillen Örtchen bin. Aber Josh ist der Einzige, der mich auch stört, wenn ich dusche. Zum Glück nervt er mich dabei allerdings eher selten. Das laute Rauschen des Wassers signalisiert jedem unmissverständlich, dass das Bad besetzt ist.
    Das ist einer der Gründe, warum ich die Dusche als Ort für mein spezielles Entspannungsprogramm gewählt habe – und weil belastende Beweise umgehend davongespült werden.
    Darum fühlte ich mich also auch an jenem verhängnisvollen Sonntagmorgen sicher. Mit geschlossenen Augen steigerte ich das Tempo und erlebte meinen ganz persönlichen Augenblick vollkommener Glückseligkeit. Genau in dem Moment hörte ich, wie der Duschvorhang zurückgeschoben wurde. Ich riss die Augen auf und sah Josh, der wie gebannt auf mein bestes Stück starrte.
    »Josh!«, schrie ich und bedeckte meine Blöße mit den Händen. »Was machst du hier? Zisch ab!«
    »Mom schickt mich. Ich soll dir sagen, dass wir in zehn Minuten zur Kirche fahren«, erklärte er mir, den Blick noch immer auf meinen Unterleib gerichtet.
    »Super«, erwiderte ich. »Raus mit dir.«
    »Was machst du denn da?«, wollte er wissen.
    »Ich dusche, du Flasche!«
    »Dein Ding ist so groß«, meinte Josh. »Und vorne ist was rausgelaufen. Hast du gepinkelt?«
    »Du hast es erfasst«, antwortete ich, drehte den Wasserhahn zu und angelte mir ein Handtuch. »Und jetzt zieh Leine. Ich störe dich ja auch nicht beim Duschen, oder?«
    »Warum benutzt du denn nicht das Klo, wenn du musst?«, fragte er, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    »Das geht dich gar nichts an«, gab ich zurück, während ich mich in das Handtuch wickelte. »Hau endlich ab!«
    »Stellt dein Ding sich immer auf, wenn du Pipi machst?« beharrte er. »Wie kannst du dann das Klo treffen, wenn es so komisch steht?«
    »Zisch ab. Sofort«, knurrte ich, schob ihn zur Tür hinaus und ließ sie laut ins Schloss fallen. Ich lehnte mich dagegen, damit er nicht auf die Idee kam, noch einmal hereinzukommen.
    »Ich gehe zu Mom und sage ihr, dass du gemein zu mir warst«, meinte Josh beleidigt und stapfte davon.
    »Gott sei Dank«, seufzte ich und trocknete mich ab.
    Wie hatte ich nur so unvorsichtig sein können? Normalerweise vergewissere ich mich immer, dass die Tür geschlossen ist, ehe ich zur Sache komme. Wenn Josh Mom erzählt, was ich getan habe, könnte das ziemlich peinlich für mich werden, dachte ich bei mir.
    Wie naiv ich damals doch gewesen bin! Aber woher hätte ich wissen sollen, was für eine Lawine ich lostreten würde, nur weil ich mich ein wenig mit mir selbst vergnügt hatte?

 
     
     
     
     
     
     

     
     
    Ich heiße Stuart Bradley und lebe im Norden Ontarios in einem Dorf namens Ice Lake. Der Ort zählt gerade mal vierhundert Seelen, von denen die meisten fromme Christen sind. Ich bin der Einzige, der etwas aus der Reihe tanzt. Zum Beispiel deshalb, weil ich mit dem ganzen religiösen Kram einfach nichts anfangen kann. Und das ist nicht die einzige Erklärung für meine »Kleingläubigkeit«, wie Mrs. Farmson, die Leiterin meiner Jugendgruppe, es bezeichnen würde.
    Es gibt außerdem ein paar weitere Gründe, warum ich mich von den anderen unterscheide. Zum einen wäre da mein »Hobby«, über das glücklicherweise nur wenige Bescheid wissen. Es hat etwas mit Kerzen, Tierblut und Beschwörungsformeln zu tun. Aber mehr dazu später.
    Tja, und dann wäre da noch die Tatsache, dass ich mir, wenn es

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