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Inseln im All -: Roman (German Edition)

Inseln im All -: Roman (German Edition)

Titel: Inseln im All -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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großem Ärger ging es seiner Familie bei diesem Abstieg viel besser als ihm.
    Wir konnten natürlich die Wohnstation nicht verlassen, ohne vorher noch ihre Hauptattraktion erlebt zu haben. In dem Stockwerk mit der vollen Erdschwerkraft gab es ein Schwimmbad, wenn auch nur ein kleines, aber sein Ruhm hatte sich im ganzen Sonnensystem verbreitet.
    Es war berühmt, weil die Wasseroberfläche nicht eben war. Da die künstliche Schwerkraft innerhalb der Wohnstation durch ihre Rotation hervorgerufen wurde, wies die senkrechte Richtung an jedem Punkt auf die Achse hin. Und deshalb hatte eine freie Wassermasse eine konkav gewölbte Oberfläche wie die Innenwand eines riesigen Zylinders.
    Wir konnten der Versuchung nicht widerstehen, einmal hineinzusteigen – nicht nur deshalb, weil im Wasser ein Teil der so anstrengenden Schwere des Körpers aufgehoben wurde. Wenn ich mich inzwischen auch an viele seltsame Dinge im Weltraum gewöhnt hatte, so war es doch ein sonderbar unheimliches Gefühl, in dem Bassin zu stehen und über die Wasseroberfläche hinzublicken. In der einen Richtung – parallel zur Achse der Station – war sie durchaus eben – aber in der anderen Richtung wölbte sie sich zu beiden Seiten aufwärts. Am Rande des Beckens ragte das Wasser tatsächlich viel höher als mein Kopf empor. Mir kam es so vor, als wäre ich im Wellental einer riesigen erstarrten Woge. Jeden Augenblick erwartete ich, dass das Wasser vom Rande des Schwimmbeckens auf mich herabfluten würde. Aber das geschah natürlich nicht, weil ja in diesem seltsamen Schwerefeld die Oberfläche bereits »oben« war.
    Wir konnten leider nicht so lange in diesem seltsamen Schwimmbad herumplantschen, wie ich es gewünscht hätte, denn plötzlich begann der Lautsprecher gedämpft zu rufen, und ich wusste, dass meine Zeit bald abgelaufen war. Alle Passagiere wurden gebeten, das Verladen ihres Gepäcks zu kontrollieren und sich dann in der Haupthalle der Station zu versammeln. Wie ich wusste, planten die Kolonisten eine kleine Abschiedsfeier, und obwohl sie mich ja nicht direkt betraf, fühlte ich mich doch genug interessiert daran, um auch hinzugehen. Nachdem ich so viel mit den Moores zusammen gewesen war, mochte ich sie jetzt wirklich sehr gern, und ich begann auch ihre ganze Art viel besser zu verstehen.
    Es war eine stille kleine Versammlung, der wir uns ein paar Minuten später anschlossen. Das waren keine harten, selbstbewussten Pioniere mehr. Sie wussten, dass sie nun bald voneinander getrennt sein und sich in einer fremden Welt befinden würden – unter Millionen von menschlichen Wesen mit einer ganz anderen Lebensweise. Alle ihre Reden über das »Heimkommen« waren jetzt anscheinend verstummt; es war der Mars und nicht die Erde, dem ihr Heimweh galt.
    Während ich ihre kleinen Abschiedsreden anhörte, fühlte ich plötzlich ein großes Mitleid für sie in mir aufsteigen. Aber auch ich selbst tat mir leid.
    In ein paar Stunden würde auch ich Abschied nehmen müssen – Abschied vom Weltraum.

12
     
    Ich war von der Erde als einzelner Raumschiffpassagier heraufgekommen, aber zurück zur Erde reiste ich in einer zahlreichen Gesellschaft. Fast fünfzig Passagiere drängten sich im obersten Stockwerk der Wohnstation und warteten auf die Ausschiffung. Das waren nur die Passagiere der ersten Rakete.
    Bevor wir die Station verließen, drückte man jedem von uns einen Stoß Flugblätter und Broschüren in die Hand – mit Instruktionen, Warnungen und Ratschlägen in Bezug auf die Lebensbedingungen der Erde. Ich hielt es nicht für notwendig, das alles durchzulesen, aber ich war ganz froh, wieder ein weiteres Andenken an meine Reise zu erhalten. Es war sicherlich eine gute Idee, diese Informationsblätter gerade zu diesem Zeitpunkt auszugeben, denn jetzt würden sich die meisten Passagiere so in die Lektüre vertiefen, dass sie gar keine Zeit fänden, sich bis zur Landung irgendwelche Sorgen über den Flug zu machen.
    Die Luftschleuse war nur groß genug, um etwa jeweils ein Dutzend Leute aufzunehmen. Es dauerte also eine ganze Weile, bis alle Passagiere durchgeschleust waren. Immer wenn eine Gruppe die Station verließ, musste die Drehung der Achse abgebremst werden, bis die Rotationsgeschwindigkeit der Station aufgehoben war. Dann wurde die Achse an das wartende Raumschiff angekuppelt, und die Leute gingen hinüber; danach wurde sie wieder losgekuppelt und erneut in Drehung versetzt, und dann begann der ganze Vorgang wieder von vorn. Ich fragte

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