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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob M. Soedher
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Rieber mit sich, um die Prozedur abzuwickeln.
    Robert Funk wartete, bis sie im Gang verschwunden waren. »Da stimmt doch hinten und vorne nichts bei denen, oder?«
    »Kann man so sagen. Dieser Dohmen ist völlig durch den Wind. Aber von der Beschreibung her kann das gar nicht so ein Athlet gewesen sein, das hätte Wenzel vom Zeugen doch herausgekriegt. Er sagte mir am Telefon, es wäre eine aller Wahrscheinlichkeit nach männliche Gestalt gewesen. Wäre doch aufgefallen, wenn es so ein Herkules gewesen wäre. Außerdem frage ich mich, wo da die Verbindung sein sollte, zwischen Dohmen und Agnes Mahler – von einem Motiv ganz zu schweigen. Und die Tat selbst … die kriege ich mit diesem Bären da überhaupt nicht zusammen. Dieser böse, kalte, heimtückische Stich in den Rücken – das passt doch nicht zu Dohmen. Wenn der es fertigbrächte jemanden zu töten, sähe das anders aus. Es wird auf den jüngeren Sohn rauslaufen.« Er schüttelte den Kopf.
    Funk stand mit gespielt resigniertem Ächzen auf. »So wird es wohl sein. Wo ist eigentlich Jasmin?«
    Schielin hob die Hände. »Unterwegs. Keine Ahnung wo.«
    »Und Wenzel?«
    »Der müsste noch auf der Insel sein. Er wollte sich das Boot noch mal anschauen.«
    »Wie machen wir weiter?«
    Das war die Frage, auf die Schielin selbst noch keine Antwort wusste. Genau deswegen hatte er die Befragung unterbrochen, um Zeit zu haben ein Vorgehen, eine Strategie zu entwickeln. Gleichwie, sie würden Dohmen nicht so einfach gehen lassen.

    Lydia Naber hatte den Eindruck, dass Dohmen innerlich ruhiger wurde, als sie seine Finger einzeln und mit großer Bedachtheit über die Glasplatte des Scanners rollte. Vielleicht war es auch die vergrößerte Ansicht des eigenen Fingerabdrucks, der am Bildschirm des Livescans einem lebenden Objekt gleich aufschien, die ihn faszinierte und ablenkte. Ohne ein Murren oder auch nur einen Laut von sich zu geben, folgte er den Anweisungen Lydias. Nach den Fingerabdrücken reichte sie ihm das lange Wattestäbchen, mit dem er artig über die Mundschleimhäute fuhr. Sie verzichtete darauf, weiter mit Fragen in ihn zu drängen, und auch darauf die Gelegenheit zu nutzen, um ein paar belanglose Sätze mit ihm zu wechseln, wodurch sich ein temporäres Vertrauensverhältnis zu ihm hätte aufbauen lassen. Sie war immer noch ungehalten über Schielins Abbruch. Der hatte eine Unterbrechung gewollt, also gab es eine, auch wenn sie es für sinnvoller gehalten hätte, Dohmen richtig unter Druck zu setzen. So wie er beieinander gewesen war, wäre sicher etwas herausgekommen.
    Die Konzentration auf ihre Arbeit minderte ihren im Kern gutherzigen Grimm. Rieber hockte in der Ecke und folgte dem Vorgang aufmerksam. Lydia sah ihn im spiegelnden Bildschirm. Wie er zusah, wurde deutlich, dass er die Prozedur auch noch nicht erlebt hatte.
    Es war still. Die Lüfter der PCs surrten leise und durch das halb geöffnete Fenster kam das friedvolle Zwitschern der Vögel in den Raum und verwandelte die stumme Szene in einen skurrilen Akt.

    Schielin saß derweil im Büro und bereitete Unterlagen vor. Lydia nahm sich viel Zeit für die Aufnahme der vollständigen Personalien. Dann brachte sie Dohmen samt Anwalt zurück in den Besprechungsraum. Vielleicht war es ganz sinnvoll, wenn die beiden ungestört ein paar Sätze miteinander wechseln würden. Sie ging ins Büro, wo Schielin Unterlagen vorbereitete. Gerade als sie eintrat, klingelte sein Telefon und er nahm mit einer entschuldigenden Geste ihr gegenüber den Hörer ab. Ihm war bewusst, dass er sich eine Standpauke würde anhören müssen, denn normalerweise unterbrach man eine Vernehmung an solch einer Stelle nicht; jedenfalls nicht, ohne sich vorher mit vertrauter Mimik oder Gestik darüber abgestimmt zu haben.
    »Schielin«, meldete er sich knapp.
    Es war Jasmin Gangbacher. Sie befand sich auf der Rückfahrt von Konstanz und hatte oberhalb des Meersburger Schlosses angehalten, um Schielin Bescheid zu geben.
    Er sagte laut, sodass es Lydia hören konnte: »Und weshalb warst du in Konstanz … hast du wenigstens was herausgefunden?«
    Jasmin Gangbacher berichtete. Lydia Naber setzte sich und wartete gespannt. Von Schielin war nicht mehr zu hören als ab und zu ein »Ja« oder ein bestätigendes »Mhm«. Lydias Neugier wuchs.
    Endlich sagte er »Klingt interessant«. Dann gab er Dohmens Adresse durch und bat Jasmin Gangbacher in Ravensburg vorbeizufahren. Vielleicht war die Ehefrau ja zu Hause und konnte etwas über den

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