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Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln

Titel: Inspector Alan Banks 01 Augen im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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ihm ins Schloß. Graham Sharp legte den Kopf in die Hände und seufzte. Trevor war in einem schwierigen Alter, das wußte er - schließlich war er selbst mit fünfzehn Jahren ein ziemlicher Lauser gewesen -, trotzdem hätte er ihm gerne klargemacht, wieviel er zu verlieren hatte. Die Zeiten waren ohnehin schon hart genug heutzutage, da mußte man sich das Leben nicht noch zusätzlich schwermachen. Nachdem Maureen vor zehn Jahren gegangen war, hatte er sich ganz der Erziehung ihres einzigen Kindes gewidmet. Mit etwas mehr Geld hätte er Trevor in ein besseres Internat geschickt, aber so war er gezwungen gewesen, ihn auf der örtlichen Gesamtschule unterzubringen, wo sich der Junge, trotz aller Hindernisse, immer sehr gut gemacht hatte. Klassenbester und regelmäßig Preise bei den jährlichen Schulfeiern - bis vor einem Jahr, als er anfing, mit Mick Webster herumzuziehen.
      Mit leicht zitternden Händen räumte er das Frühstücksgeschirr ab und trug es zum Spülstein. Es war bald Zeit, den Laden aufzumachen. Immerhin konnte er inzwischen etwas länger schlafen, seit er die Morgenzeitungen aufgegeben hatte. Früher, als Maureen noch da gewesen war, hatte er immer um sechs Uhr aufstehen müssen und hatte das auch beibehalten, solange es ging. Aber heute konnte er es sich nicht mehr leisten, eine ganze Mannschaft von Zeitungsausträgern zu beschäftigen oder eine Verkaufshilfe zu bezahlen, um sich anderen Geschäften widmen zu können. Wie die Dinge lagen, blieb ihm nichts anderes übrig, als alles allein zu machen - die Bestellungen, die Buchhaltung, das Überprüfen der Lagerbestände, das Auffüllen der Regale - und es trotzdem noch zu schaffen - jedenfalls meistens die Kunden mit einem Lächeln und einem freundlichen Hallo zu begrüßen.
      Seine eigentliche Sorge war Trevor, weil er nicht wußte, ob der Junge die Dinge richtig anpackte oder nicht. Er wußte nur, daß er selbst dazu neigte, ein bißchen aufbrausend zu sein und zu viel an dem Bengel herumzunörgeln. Vielleicht war es besser, ihn in Frieden zu lassen und abzuwarten, bis er die Flegeljahre hinter sich hatte. Aber vielleicht war es auch dann schon zu spät.
      Graham stapelte das Geschirr im Spülbecken, warf einen Blick auf die Uhr und ging nach vorn zum Laden. Noch fünf Minuten. Er drehte das Türschild auf «geöffnet» und sperrte auf. Ted Croft, der alte Griesgram, stand bereits vor der Tür, zählte seine Pennies und scharrte ungeduldig mit den Füßen in Erwartung seiner Wochenration Tabak. Ein schlechter Anfang für diesen Tag.
     
    * 2
     
    Schweren Herzens schaltete Banks seinen Walkman aus - mitten in Didos ergreifender Todesarie - und betrat die Polizeiwache, einen Bau mit Tudor-Fassade, zentral gelegen an der Einmündung der Market Street in den mit Kopfstein gepflasterten Marktplatz. Er begrüßte Sergeant Rowe am Empfang mit einem freundlichen «Guten Tag» und ging die Treppe hoch zu seinem Büro.
      Im Gegensatz zu der historischen Fassade mit den weißgetünchten Mauern und den schwarzgebeizten Holzbalken war das Innere des Gebäudes modern und funktional gestaltet. Zum Beispiel hatte man Banks Büro mit einer bedienungsunfreundlichen Stabjalousie ausgestattet und einem grauen Stahlmöbel von Schreibtisch, dessen Schubladen bei jeder Bewegung laut ratterten. Der einzige Anflug von «human touch» bestand in einem Wandkalender mit Bildern der Umgebung. Die Illustration für den Monat Oktober zeigte einen Flußabschnitt des Wharfe, in der Nähe von Grassington, mit buntbelaubten Bäumen zu beiden Seiten des Ufers. Ein bemerkenswerter Kontrast zum wirklichen Herbst, der in diesem Oktober nur mit Regen, mit kalten Winden und einem ewig grauen Himmel aufgewartet hatte.
      Auf dem Schreibtisch lag eine Notiz von Superintendent Gristhorpe: Alan - kommen Sie bitte in mein Büro, sobald Sie hier sind - G.
      Nachdem er sich vorsorglich seines Walkman entledigt und ihn in der Schreibtischschublade verstaut hatte, ging Banks über den Korridor zum Büro des Superintendent und klopfte an die Tür.
      «Herein», rief Gristhorpe, und Banks folgte seiner Aufforderung.
      Gristhorpes Büro wirkte eher luxuriös - Teakholzschreibtisch, Bücherregale, gedämpftes Licht aus Schirmlampen -, doch der größte Teil der Ausstattung stammte von ihm selbst und hatte sich über die Jahre hinweg hier angesammelt.
      «Ah - guten Morgen, Alan», begrüßte ihn der Superintendent. «Darf ich Sie mit Dr. Füller bekannt machen?» Er deutete auf

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