die Frau, die ihm gegenüber saß und sich im gleichen Moment erhob, um Banks die Hand zu reichen. Sie hatte eine üppige Mähne roter Lokken, strahlende grüne Augen, umgeben von winzigen Lachfalten, und einen vollen, sinnlichen Mund. Sie trug eine türkisfarbene Bluse - eine Kreuzung zwischen Zwangsjacke und Zahnarztkittel - zu rostfarbenen, eng zulaufenden Kordsamthosen, die kurz über ihren wohlgeformten Knöcheln endeten. Alles in allem war diese Frau Doktor eine echte Attraktion, fand Banks.
«Inspector Banks - nennen Sie mich einfach Jenny», bat Dr. Füller, während sie langsam seine Hand losließ.
«Jenny heißen Sie also», lächelte Banks und fingerte nach einer Zigarette. «Nun - dann bin ich wohl Alan.»
«Natürlich nur, wenn Sie nichts dagegen haben.» Er meinte, ein spöttisches Funkeln in ihren Augen zu entdecken.
«Keineswegs - es ist mir ein Vergnügen», erklärte er, ihren Blick erwidernd. Dann steckte er die Zigaretten wieder ein, weil ihm eingefallen war, daß Gristhorpe unlängst ein Rauchverbot in seinen Räumen verhängt hatte.
«Dr. Füller lehrt an der Universität von York», erläuterte Gristhorpe, «wohnt aber hier in Eastvale. Ihr Fachgebiet ist die Psychologie, und ich habe sie um ihre Unterstützung gebeten bei unserem Fall mit
. Dr. Füller - vielmehr Jenny», fuhr er mit einem charmanten Lächeln in ihre Richtung fort, «wurde mir von einem alten und sehr geschätzten Freund aus dem Ministerium empfohlen. Wir hoffen sehr, daß sie uns dabei helfen wird, ein Persönlichkeitsprofil des Täters zu erstellen.»
Banks nickte beifällig. «Das wird unsere bisherigen Informationen sicherlich bereichern. Wie kann ich dabei helfen?»
«Ich würde nur gerne mit Ihnen ein paar Details über die Vorfälle durchgehen», sagte Jenny, von dem Notizblock in ihrem Schoß zu ihm hochblickend. «Es waren bisher drei, wenn ich richtig informiert bin?»
«Vier inzwischen, wenn wir den von letzter Nacht mitrechnen. Eine Blondine, wie gehabt.»
Jenny nickte und korrigierte ihre Aufzeichnungen.
«Vielleicht könnten Sie beide einen Termin ausmachen, an dem Sie das besprechen wollen», schlug Gristhorpe vor.
«Wie wär's mit gleich?» erkundigte sich Banks.
«Tut mir leid», meinte Jenny. «Ich fürchte, das wird ein wenig länger dauern, und ich habe Vorlesung in einer Stunde. Was halten Sie von heute abend? Ich will natürlich nicht über Ihre freie Zeit verfügen ...»
Banks überlegte rasch. Heute war Dienstag; Sandra würde in ihrem Foto-Klub sein, und die Kinder, die jetzt schon ohne Babysitter auskamen, würden zweifellos begeistert sein, einen opernfreien Abend zu haben. «In Ordnung», stimmte er zu. «Sagen wir, um sieben im Queen's Arms hier gegenüber. Paßt Ihnen das?»
Jennys Lachfalten um die Augen kräuselten sich und gaben ihr ein höchst vergnügtes Aussehen. «Warum nicht? Schließlich handelt es sich um ein rein inoffizielles Gespräch. Ich möchte mir nur ein Bild machen können von dem psychologischen Typus.»
«Dann also bis heute abend», sagte Banks.
Jenny griff nach ihrer Aktentasche, und er hielt ihr die Tür auf, während Gristhorpe ihn mit einem Blick wissen ließ, daß er ihm noch etwas zu sagen hatte. Nachdem Jenny gegangen war, ließ sich Banks wieder in seinem Sessel nieder, und Gristhorpe ließ seine Sekretärin kommen, um Kaffee zu bestellen.
«Gute Frau», meinte Gristhorpe und rieb sich das rote, pockennarbige Gesicht mit seiner dichtbehaarten Hand. «Ich habe Ted Simpson gesagt, er soll mir eine echte Klassefrau aussuchen für den Job, und ich finde, er hat seine Sache gut gemacht, oder nicht?»
«Das wird sich noch herausstellen», erwiderte Banks. «Aber sie läßt sich in der Tat recht vielversprechend an ... Sie haben also eine Frau haben wollen. Warum? Hat Mrs. Hawkins aufgehört, Sie zu bekochen und Ihr Haus zu putzen?»
«Nein, nein», lachte Gristhorpe. «Sie backt mir immer noch frischen Kuchen und hält alles in Ordnung. Nein - ich bin nicht hinter einer neuen Ehefrau her. Meine Motive sind rein politisch.»
Banks verstand recht gut, was Gristhorpe damit meinte, zog es aber vor, den Dummen zu spielen. «Politisch?»
«Ja - politisch, diplomatisch, taktisch, wie immer Sie wollen. Sie wissen, was das heißt. Es ist mein Job, jedenfalls der größte Teil davon. Und meine schlimmste Nervensäge. Die Feministinnen sitzen uns im Nacken und