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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sind, so wie Sie es versprochen haben.«
      »Was werden Sie jetzt tun?«
      »Ich gehe wieder ins Bett. Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Ich werde wahrscheinlich nicht mehr einschlafen können, aber ... Ihre Arbeit ist erledigt, Sie müssen sich nicht um mich kümmern.«
      »Ich meine in Zukunft. Haben Sie irgendwelche Pläne?«
      Veronica nahm die Beine vom Sessel, stand auf und rieb ihre Waden, um den Blutkreislauf wieder anzukurbeln. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Vielleicht mache ich Urlaub. Oder vielleicht mühe ich mich einfach weiter mit der Arbeit und dem Leben ab. Ich komme schon zurecht«, fügte sie hinzu und versuchte ein Lächeln. »Ich komme immer wieder auf die Beine.«
      Banks machte seinen Mantel zu und ging zur Tür. Veronica hielt sie für ihn auf. »Noch einmal«, sagte sie, »danke für Ihr Kommen.«
      Spontan beugte sich Banks vor und küsste sie auf ihre kühle Stirn. Sie sah ihn verdutzt an, dann lächelte sie. Auf dem Weg zur Gartenpforte zögerte er und schaute sich zu ihr um. Aber er wusste nicht mehr, was er noch sagen sollte. Wenn Conran wahnsinnig wäre, hätte man seine Tat vielleicht leichter erklären können. Oder abtun können. Wahnsinnige taten merkwürdige und böse Dinge, und niemand wusste warum, es passierte einfach. Aber er war nicht wahnsinnig. Er war nervös, egoistisch und besaß eine tief verwurzelte Angst vor seiner eigenen latenten Homosexualität - aber er war nicht wahnsinnig. Er hatte an dem Schreibtisch in Banks Büro gesessen und sein Herz ausgeschüttet, bis es Banks, angeekelt von dem jammernden Selbstmitleid des Mannes, Phil Richmond überlassen hatte, die Aufgabe zu Ende zu führen.
      Veronicas Gesicht, auf dem ein Schatten des weichen Dielenlichts lag, sah abgespannt, aber entschlossen aus. Sie stand steif da, die Arme verschränkt, doch in ihrer Haltung schien eine geschmeidige Kraft zu liegen, die zur Kraft ihres Geistes passte. Vielleicht mochte er sie deshalb. Sie ließ sich nicht gehen, sie hatte keine Angst, sich den Dingen zu stellen, und sie nahm die Herausforderungen des Lebens an.
      Am Ende von Oakwood Mews erinnerte sich Banks an den Walkman in seiner Tasche. Er brauchte jetzt Musik, und zwar nicht so sehr als Aufheiterung, sondern um das wilde Biest zu zähmen. Auf der Kassette, die er eingelegt hatte, befand sich der letzte Satz von Messiaens »Quartett für das Ende der Zeit«. Diese unheimliche, brüchige und eindringliche Musik war genau die richtige für den Nachhauseweg. In der anderen Tasche steckte die Steinschleuder, die er von dem Jungen am Flussufer konfisziert und dann vergessen hatte.
      Er ging zum Marktplatz und lauschte der Musik. Die Klavierakkorde klangen wie fallende Eiszapfen und die Geigentöne waren bis zum Äußersten gedehnt, so als würden jeden Augenblick die Saiten reißen. Während er ging, dachte er an Veronica Shildon, die versucht hatte, sich ein paar schwierigen Wahrheiten zu stellen und ein neues Leben zu beginnen. Er dachte daran, dass dieses Leben, genau wie das Eis unter seinen Füßen, durch eine dumme, trunkene, sinnlose Tat, in blindem Zorn durch ungezähmte Lust zerbrochen worden war, und fragte sich, wie sie es wohl anstellen würde, es wieder zusammenzusetzen. Veronica hatte Recht, sie kam immer wieder auf die Beine. Und Shakespeare hatte auch Recht: Die Lust ist oft »Mord, blutschändliche Verblendung, / Ausschweifung, Wildheit, Grausamkeit, Verrat.«
      Ohne dem Haus große Beachtung zu schenken, ging Banks am Polizeirevier vorbei. Manchmal gab die Förmlichkeit des Jobs und seine kalte, kalkulierte Praxis einfach nicht das wieder, was wirklich passierte. Sie erzählte nicht vom Schmerz, den die Menschen fühlten, vom Schmerz, den Banks fühlte. Vielleicht waren die Riten und Rituale des Polizeidienstes, die auszufüllenden Formulare, die zu befolgenden, vorgeschriebenen Verfahren dazu da, den Schmerz auf Distanz zu halten. Wenn dem so war, dann hatten sie nicht immer Erfolg.
      Ungefähr zwanzig Meter hinter dem Revier, in der Market Street, hielt er an und drehte sich um. Das verfluchte blaue Licht über der Tür schien immer noch wie ein Leuchtfeuer, das gütige, väterliche Unschuld und Einfachheit vorgaukelte. Fast gedankenlos nahm er die Schleuder aus der Tasche, kratzte ein paar große Kiesel vom vereisten Rinnstein, legte einen in die Schlinge und zielte. Der Stein klapperte irgendwo auf der North Market Street auf das Pflaster. Er holte tief Luft,

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