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Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt

Titel: Inspector Alan Banks 12 Wenn die Dunkelheit fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Hintertür gesehen, da passte plötzlich alles zusammen.«
      »Sie denken bestimmt, dass ich unglaublich dumm war, Lucy hereinzulassen.«
      »Leichtsinnig vielleicht, naiv, aber nicht unbedingt dumm.«
      »Sie wirkte einfach so ... so ...«
      »Hilflos?«
      »Ja. Ich wollte das unbedingt glauben, ich musste es glauben. Vielleicht genauso sehr für mich wie für sie. Weiß nicht.«
      Banks nickte. »Lucy hat ihre Rolle überzeugend gespielt. Das konnte sie nur, weil es teilweise stimmte. Sie hatte viel Übung darin.«
      »Wie meinen Sie das?«
      Banks erzählte Maggie von den sieben Alderthorpe-Kindern und dem Mord an Kathleen Murray. Maggie wurde blass, schluckte, lehnte sich schweigend zurück und starrte an die Decke. Es dauerte lange, ehe sie wieder sprach. »Mit zwölf Jahren hat sie ihre Cousine umgebracht?«
      »Ja. Das ist ein Anhaltspunkt, der uns auf ihre Spur gebracht hat. Es war immerhin ein kleiner Hinweis, dass sie mehr war, als sie zu sein vorgab.«
      »Aber viele Menschen haben eine furchtbare Kindheit«, wandte Maggie ein und gewann wieder etwas Farbe zurück. »Vielleicht keine so furchtbare wie sie, aber es werden doch nicht alle zu Mördern. Was war an Lucy so anders?«
      »Das wüsste ich auch gerne«, erwiderte Banks. »Terry Payne vergewaltigte Frauen, als sie sich kennen lernten. Lucy hatte Kathleen umgebracht. Dadurch, dass sich die beiden zusammentaten, entstand eine besondere Chemie, die wie ein Katalysator wirkte. Wir wissen nicht, warum. Wahrscheinlich werden wir es nie erfahren.«
      »Und wenn sich die beiden nie getroffen hätten?«
      Banks zuckte mit den Schultern. »Dann wäre vielleicht nie etwas passiert. Gar nichts. Terry wäre irgendwann erwischt worden und ins Gefängnis gewandert, und Lucy hätte einen netten jungen Mann geheiratet, zwei Komma vier Kinder bekommen und wäre Zweigstellenleiterin geworden. Wer weiß?«
      »Sie hat mir gesagt, sie hätte die Mädchen umgebracht, Terry hätte nicht die Nerven dafür gehabt.«
      »Leuchtet mir ein. Sie hatte es schon mal getan. Er nicht.«
      »Sie meinte, sie hätte es aus Mitleid getan.«
      »Kann sein. Oder aus Selbstschutz. Oder aus Eifersucht. Man kann nicht erwarten, dass sie ihre eigenen Beweggründe besser versteht als wir oder dass sie uns die Wahrheit sagt. Bei Menschen wie Lucy ist es wohl eine seltsame Mischung aus allem.«
      »Sie hat auch gesagt, sie hätte ihn kennen gelernt, weil er sie vergewaltigt hat. Es jedenfalls versucht hat. Das hab ich nicht richtig verstanden. Sie meinte, sie hätte ihn genauso vergewaltigt wie er sie.«
      Banks rutschte auf dem Stuhl herum. Er hätte gerne eine Zigarette geraucht, obwohl er sich vorgenommen hatte, noch vor Jahresende aufzuhören. »Ich kann es genauso wenig erklären wie Sie, Maggie. Ich bin zwar Polizist und habe mehr von der dunklen Seite der menschlichen Natur gesehen als Sie, aber so was ... Wenn man eine Vergangenheit wie Lucy hat, wer kann schon sagen, wozu das führt? Nach allem, was sie in Alderthorpe durchgemacht hat, und in Anbetracht ihrer sonderbaren sexuellen Vorlieben, kann ich mir gut vorstellen, dass Terence Payne für sie eher ein zahmes Hündchen war.«
      »Sie meinte, ich sollte sie mir als Schaf mit fünf Beinen vorstellen.«
      Das erinnerte Banks an seine Kindheit, wenn zu Ostern und im Herbst die Kirmes kam und auf dem Veranstaltungsplatz im Ort aufgebaut wurde. Es gab Karussells - Krake, Raupe, Autoscooter und Motodrom -, dazu Stände, an denen man mit beschwerten Pfeilen auf Spielkarten werfen oder mit einem Luftgewehr auf Blechdosen schießen konnte und dann einen Goldfisch in einem Plastikbeutel gewann. Es gab blinkende Lichter, Menschenmassen und laute Musik, und dann gab es das Abnormitätenkabinett, ein Zelt am Rande des Festplatzes, das sechs Pence Eintritt kostete. Dort konnte man die Ausstellungsstücke bestaunen. Im Grunde war es eine Enttäuschung, denn man bekam keine Frau mit Bart, keinen Elefantenmenschen, keine Spinnenfrau und keinen Schrumpfkopf zu sehen. Diese Art von Freaks sah Banks erst später in dem berühmten Film von Todd Browning. Zum einen waren die ausgestellten Monstrositäten nicht lebendig. Es waren deformierte Tiere, totgeboren oder bei der Geburt gestorben. Sie schwammen in riesigen Gläsern mit konservierender Flüssigkeit: ein Lamm mit einem fünften Bein an der Seite, ein Kätzchen mit Hörnern, ein Welpe mit zwei Köpfen, ein Kalb ohne Augen - der Stoff,

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