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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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zweistöckiges, symmetrisch angelegtes Gebäude mit zentralem Schornstein und Fenstern unter Steinbögen. Hier hatte die wichtigste Familie der Yorkshire Dales, die Blackwoods, ihren Stammsitz gehabt, bis sie aus demselben Grund ausstarb wie viele alte Adelsfamilien: zu wenig Geld und keine geeigneten Erben. Auch wenn Martin Armitage, wie man sich erzählte, das Anwesen für 'nen Appel und 'nen Ei gekauft hatte, waren die Instandhaltungskosten immens. Als Annie näherkam, sah sie, dass das Steindach an mehreren Stellen reparaturbedürftig war.
      Sie parkte vor dem Haus und blinzelte in den schräg fallenden Regen. Der Blick ins Tal war atemberaubend. Jenseits des niedrigen Erdbuckels unten im Feld, ein alter keltischer Verteidigungswall gegen die Römer, erstreckte sich das grüne Tal, vom mäandernden Swain bis hoch hinauf zu den grauen Kalksteinfelsen, die wie die Zähne eines Skeletts zu grinsen schienen. Im nächsten Tal waren die düsteren Ruinen von Devraulx Abbey zu sehen und das Dorf Lyndgarth mit seinem dicken Kirchturm, den regendunklen Dächern und dem aus Schornsteinen aufsteigenden Rauch.
      Als Annie sich der Haustür näherte, bellte ein Hund. Sie war eher ein Katzenmensch und konnte es nicht leiden, wenn Hunde auf den Besucher zurasten, ihn kläffend ansprangen und besabberten und im Schritt schnüffelten, wenn die Köter in der Diele Chaos veranstalteten und der kleinlaute Besitzer versuchte, die Begeisterung des Tieres zu dämpfen, und dem Besucher erklärte, der Kleine wolle nur spielen.
      Hier war es genauso. Allerdings gelang es der jungen Frau, die die Tür öffnete, den Hund am Halsband zu packen, bevor er Annies Rock besabbern konnte. Hinter ihr erschien eine zweite Frau. »Miata!«, rief sie laut. »Benimm dich! Josie, bringen Sie Miata bitte in die Spülküche.«
      »Ja, Ma'am.« Josie verschwand mit der frustrierten Dobermannhündin im Schlepptau.
      »Tut mir Leid«, sagte die Frau. »Sie freut sich immer so über Besuch. Sie will nur spielen.«
      »Miata. Schöner Name«, sagte Annie und stellte sich vor.
      »Danke.« Die Frau hielt ihr die Hand entgegen. »Ich bin Robin Armitage. Kommen Sie doch herein!«
      Annie folgte Robin die Diele hinunter und durch eine Tür auf der rechten Seite in ein riesengroßes Zimmer, das an einen alten Speisesaal erinnerte. Um einen edlen Perserteppich standen antike Möbel, ein großes Klavier und ein aus Stein gemauerter Kamin, der allein größer war als Annies gesamtes Cottage. Über dem Kaminsims hing ein Gemälde, in dem Annies geübtes Auge einen echten Matisse erkannte.
      Der Mann, der am hinteren Fenster stand und einen Rasen von der Größe eines Golfplatzes betrachtete, drehte sich bei Annies Eintreten um. Wie seine Frau sah auch er aus, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen. Er stellte sich als Martin Armitage vor und gab Annie die Hand. Sein Händedruck war kurz und fest.
      Martin Armitage war über ein Meter achtzig groß und sah gut aus, robust und athletisch. Wie viele Fußballer war er fast kahl geschoren, hatte einen schlanken Körper und war langbeinig und durchtrainiert, wie es sich für einen ehemaligen Sportler gehörte. Seine Freizeitkleidung, Jeans und ein weiter, handgestrickter Pullover, sah aus, als koste sie mehr, als Annie im Monat verdiente. Armitage warf einen kurzen Blick auf Annies Stiefeletten. Sie ärgerte sich, nichts Unauffälligeres angezogen zu haben.
      »Detective Superintendent Gristhorpe hat mir von Luke erzählt«, begann Annie.
      »Ja.« Robin Armitage wollte lächeln, aber es sah aus wie die zwanzigste Klappe für einen Werbefilm. »Ich sage Josie Bescheid, dass sie uns Tee bringt, oder wäre Ihnen Kaffee lieber?«
      »Tee wäre schön, danke«, sagte Annie und setzte sich vorsichtig auf den Rand eines antiken Sessels. Es gehörte zu den angenehmen Seiten der Polizeiarbeit - besonders wenn man in Zivil unterwegs war -, dass man immer etwas angeboten bekam, egal wo man auftauchte, bei Zeugen, Opfern oder Schurken. Meistens Tee. Das war so englisch wie Fish and Chips. Nach allem, was Annie gelesen oder im Fernsehen gesehen hatte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass es so was noch woanders auf der Welt gab. Doch, sie hatte gehört, dass die Franzosen Wein anboten, wenn ein Gendarm zu Besuch kam.
      »Ich weiß, wie einen das fertig macht«, sagte Annie, »aber in neunundneunzig Prozent der Fälle besteht nicht der geringste Anlass zur Sorge.«
      Robin hob die

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