Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
glaube, es ist die einzige Oper, die er kennt. Batterien sind schon drin.«
»Schön«, sagte Banks. »Sag allen vielen Dank.«
»Das kannst du bald selbst tun.«
Banks drehte den CD-Spieler eine Weile in der Hand und blickte zur Seite, als würde er von seinen Gefühlen überwältigt. »Habt ihr ihn schon?«, fragte er.
»Nein«, erwiderte Annie. »Noch nicht. Aber wir kriegen ihn. Nur eine Frage der Zeit.«
»Erzähl mal, was ihr bis jetzt herausbekommen habt.«
Annie lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Gar nicht so wenig. Die Polizei von Greater Manchester hat seinen BMW am Flughafen gefunden, das heißt, er kann überall sein. Wir haben Anfragen laufen bei den großen Fluggesellschaften und bei den Bahnhöfen, aber es ist noch nichts zurückgekommen. Das Cottage ist natürlich nicht seit Generationen im Besitz seiner Familie. Er hat es von einem Pärchen in Südlondon gemietet. Wir haben seine Fingerabdrücke und DNA, aber er ist nicht registriert.«
»Er ist also clean?«
»Nicht ganz«, entgegnete Annie. »Die Spektralanalyse hat ergeben, dass das Benzin aus dem Tank des BMW mit dem am Gardiner-Tatort identisch ist ...«
»Und?«
»Und mit dem in deinem Cottage.«
»Das heißt, er hat Gardiner mit seinem eigenen Auto besucht?«
»Musste er«, sagte Annie und wandte den Blick ab. »Als das Feuer ausbrach, saß er mit mir beim Essen im Angel.«
Banks schwieg eine Weile. »Sonst noch was?«, fragte er schließlich.
»Seine Fingerabdrücke passen zu dem, den die Spurensicherung im gemieteten Cherokee gefunden hat, was unsere Vermutungen bestätigt.«
»Dass der Mörder Masefields Identität benutzte?«
»Genau. Die Rechnungsprüfer, die Masefields Kapitalanlagen untersuchen, haben herausgefunden, dass er Geschäfte mit einem gewissen Ian Lang von einer Olympus Holding machte, die ihren Sitz auf den Jungferninseln hat. Bisher suchen sie Mr. Lang oder seine Firma allerdings vergeblich.«
»Und dabei wird's wohl auch bleiben«, bemerkte Banks. »Gibt's noch was zu Masefield?«
»Wir wissen nur, dass er zur fraglichen Zeit an der Universität Leeds war. Daher nehme ich an, dass Giles Moore ihn irgendwie kennen lernte und die Verbindung nicht abreißen ließ. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er irgendwie dazu beitrug, dass Masefield sein gesamtes Vermögen verlor, und ihn schließlich umbrachte. Aber das wissen wir nicht genau. Vielleicht kam ihm Masefields Tod auch nur gelegen. Möglicherweise hat er tatsächlich Selbstmord begangen - irgendeiner meinte, er sei depressiv gewesen und hätte getrunken -, und Keane fand ihn, legte das Feuer und nahm seine Identität an. Auf jeden Fall hatte er die Finger im Spiel.«
»Ja«, sagte Banks. »Und wenn er dazu eine gewisse Ähnlichkeit mit Masefield hatte, war es nicht schwer, sich als der Tote auszugeben. Man staunt, was man mit einer Brille, einer neuen Frisur oder Haarfarbe und einer krummen Körperhaltung oder einem kleinen Bauch erreichen kann.«
»Jedenfalls«, fuhr Annie fort, »habe ich noch mal mit Elaine Hough gesprochen. Sie hat widerwillig zwei alte Briefe herausgerückt, die Giles Moore ihr geschrieben hat. Sie wollte nicht, dass jemand anders sie liest. Fingerabdrücke sind leider nicht drauf, aber wir haben Schriftproben von Keane, und der Experte meint, sie könnten eventuell passen. Aber dazwischen liegen viele Jahre, es ist nicht so einfach. Vor Gericht hält das jedenfalls nicht stand.«
»Immerhin ein Anfang«, meinte Banks. »Kannst du ihr nicht Keanes Foto zeigen?«
»Wir haben kein Bild von ihm. Außerdem ist scheinbar nichts über Giles Moore herauszufinden. Er existierte für Elaine Hough, für McMahon, Gardiner und Masefield und für alle, mit denen er in Leeds zu tun hatte, aber abgesehen davon, gibt es keinerlei Hinweis auf seine Existenz. Ist dir klar, dass wir das vielleicht nie herausbekommen?«
»So einer wie er muss sehr gerissen sein. Keane und Moore sind wahrscheinlich nur zwei seiner Identitäten. Vielleicht ist er auch Ian Lang. Nur Gott im Himmel weiß, wer und wo er jetzt ist, aber wenn ich ihn richtig einschätze, dann hatte er für einen Eventualfall wie diesen bereits eine Fluchtroute - und die nächste Identität - vorbereitet. Ich möchte wetten, dass er bereits in Übersee ist. So hat er es sein Leben lang gemacht, Annie. Leute betrügen, eine neue Identität annehmen. Vielleicht musste er hier zum ersten Mal
Weitere Kostenlose Bücher