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Inspector Jury besucht alte Damen

Inspector Jury besucht alte Damen

Titel: Inspector Jury besucht alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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einer der Gründe, warum er Marshall Trueblood nicht ausstehen kann.» Die Auslage bestand aus Bestsellern, ein paar britischen und ein paar amerikanischen Rennern und ein, zwei «literarischen» Bänden, die für den Booker-Preis nominiert waren; aber keine Spur von Joanna Lewes. Der Stephen King sah so dick aus, als könnte sich Agatha darüber beide Knöchel brechen.
    «Da ist eins von Polly», sagte Jury und deutete mit dem Kopf auf die Auslage. « Fünf falsche Verteidiger . Klingt, als sei es von Dorothy Sayers.»
    «Ist es aber nicht. Na ja, sicher soll es so klingen, aber in puncto Stil ist Polly nicht gerade eine Kanone. Sie sagt, mit dem Buch da habe sie sich völlig verausgabt. Ich habe ihr geraten, Schluß zu machen mit dem hysterischen Getue und sich eine neue Frisur zuzulegen. Da ist die neue Elizabeth Omons.» Er zeigte auf ein paar Bücher, die so ausgestellt waren, daß man sowohl den Titel als auch Elizabeths verwegenes Gesicht sehen konnte, wobei ihr zurückgekämmtes Haar wesentlich fester gerafft war als ihre Romanhandlungen. Einst war er auf einer Party mehrere Tage in Durham eingeschneit gewesen, hatte dort Bekanntschaft mit ihren Büchern gemacht und diese hinreißend scheußlich gefunden. Sicherlich würde dieses hier ihn ebenfalls nicht enttäuschen. Da auch Polly Pread Krimis schrieb, fühlte er sich verpflichtet, die Schlechtesten dieser Gattung zu lesen, damit Pollys Bücher sie übertrumpfen konnten.
    «Da ist er, Pech hoch zwei», sagte Melrose, als Theo Wrenn Browne aus dem Dämmer seiner Werkstatt auftauchte und sich so nahe am Fenster niederließ, als gehöre er zur Auslage.
     
     
    Theo Wrenn Browne schien ganz außer sich vor Freude, daß Melrose Plant und ein Superintendent der Polizei ihm einen Besuch abstatteten.
    Er hockte auf einer niedrigen Leiter und hatte sich mit italienischen Ledersandalen und einem seidigen Hemd im Patchworkmuster ausstaffiert. Rauch wölkte von seiner Zigarre hoch. «Melrose! Sie habe ich nicht mehr zu Gesicht gekriegt, seit ich Lady Windermeres Fächer gebunden habe.»
    Melrose seufzte. Dieser Mensch datierte Ereignisse nicht nach Wochen- oder Feiertagen, sondern nach Erstausgaben und Vorsatzblättern. Er nickte und hätte beinahe gegähnt. Bei Theo Wrenn Brownes albernem Getue überkam ihn immer unwiderstehlich die Lust, im Stehen einzuschlafen. «Das ist Superintendent Jury. Er hätte sich gern mit Ihnen unterhalten.» Damit wanderte er zu den Büchern hinüber.
    Es waren noch zwei weitere Kunden da; eine Frau, die aus einem hochglanzkaschierten Kochbuch ein Rezept abschrieb, und Miss Alice Broadstairs, welche die Gartenabteilung in ein Schlachtfeld verwandelte. Sie schaffte es, hier einer Seite ein Eselsohr beizubringen, dort einen Schutzumschlag einzureißen, als trüge sie dornenbesetzte Handschuhe.
    Melrose stieß sich den Kopf an den malerischen, niedrigen Balken und das Schienbein an einem vorstehenden Metallregal für Taschenbücher, bis er endlich die Krimi-Abteilung erreicht hatte. Ecken und Winkel, eine knarrende Treppe und alles mit Postern und Schutzumschlägen dekoriert, das war Theo Wrenn Brownes Vorstellung von einer Buchhandlung. Melrose wäre die alte Garage lieber gewesen. Warum hatte er sie nicht selbst gekauft? Dann hätte er die Wände völlig nackt und kahl gehalten, nur funktionelle Regale aufstellen und das Ganze «Bücherschuppen» nennen können. Sogar Mindy hätte als Wachhund mitmachen können. Na ja, zu spät. Er nahm sich Die Maibaummorde von Elizabeth Onions, und schon im ersten Absatz starb ein Oberstleutnant Fisher von der Luftwaffe. Hatte sich was mit Karriere für den Oberstleutnant.
    Melrose wanderte weiter zur hehren Literatur in Leder mit Goldprägung.
     
    Theo Wrenn Browne war am Boden zerstört.
    So ähnlich jedenfalls drückte er sich aus, als die Rede auf die gräßliche Entdeckung von Simon Leans Leiche kam. Daß sich der Leichnam auf Truebloods Grund und Boden gefunden hatte, schien ihn nicht mit ähnlichem Entsetzen zu erfüllen. «Pech für Marshall», sagte er höflich und hielt ein Stück Kalbsleder vors Licht, so wie ein Fotograf Negative prüft.
    Theo erhob sich von seinem Leiterausguck, und Jury lehnte sich an den Ladentisch, der kaum größer als ein Lesepult war und neben der metallenen Wendeltreppe stand.
    «Haben Sie ihn gut gekannt, Mr. Browne?» fragte Jury und spielte dabei mit einem hübsch gebundenen Exemplar von Der Monddiamant.
    «Sie meinen Simon Lean? Nein. Ich meine, so gut wie gar

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