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Inspector Jury besucht alte Damen

Inspector Jury besucht alte Damen

Titel: Inspector Jury besucht alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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in ihre Denksportaufgabe versunken. «Zunächst einmal müßte man Blutvergießen vermeiden. Allein die Vorstellung, Blut auf einem Seidenanzug von Armani –»
    «Hat er den denn angehabt?»
    Sie seufzte. «Glauben Sie im Ernst, daß Sie mich damit hereinlegen? Der Trick hat doch einen Bart. Simon hat nie etwas anderes als Armani getragen, einer seiner Anzüge ist aus sandfarbener Seide. Damit wollte ich dem Ganzen nur ein wenig Farbe geben.»
    «Mmm. Weiter. Was also käme für Sie in Frage? Erwürgen? Vergiften?»
    «Ersäufen. Ihn einfach betäuben und in einem der Ruderboote kentern lassen.» Sie beugte sich vor, das Kinn auf die geballte Faust gestützt. Der Martini wurde warm in dem Glas, das sie offenbar vergessen hatte. «Und eins können Sie mir glauben, ich würde nie etwas so total Abwegiges tun, wie die Leiche in ein Möbelstück zu verfrachten.»
    «Aber wenn Sie sie verstecken wollten –»
    «Also wirklich, Superintendent. Gleich hinter dem Häuschen gibt es einen absolut geeigneten See. Einfach rein damit. Ist schneller und simpler und sicherer. Ein Toter in einem secrétaire dürfte ein Zimmer binnen Tagen verpesten, oder? Obwohl ich mich mit Leichen nun wirklich nicht auskenne. Was die Methode angeht, wäre Erwürgen vermutlich das beste. Über die Einzelheiten müßte ich natürlich noch nachdenken. Ich skizziere das nur so in groben Umrissen.»
    «Sagen Sie mir eines. Sie sind doch noch nie in Watermeadows gewesen. Woher wissen Sie dann, wo das Häuschen liegt?»
    Sie blickte ihn an. «Sie versuchen die ganze Zeit, mich hereinzulegen. Pfui über Sie, nachdem ich Ihnen schon die halbe Arbeit abgenommen habe. Simon hat mir das Haus natürlich beschrieben .»
    «Bis hin zu den Ruderbooten?»
    Sie seufzte. «Also gut. Ja, wir hatten ein paar heimliche Tête-à-têtes – die Wortwahl sagt Ihnen gewiß zu – in dem Sommerhaus da.»
    «Was hat er Ihnen über seine Frau erzählt?»
    «Dasselbe, was mir alle Männer erzählen. Ein kleiner Blaustrumpf, eine kleine Transuse, aber mit –» und hier blitzten ihre Zähne weiß auf – «recht viel Knete. Sieht so aus, als ob er sich lieber mit der Transusigkeit abgefunden hat, als die Moneten sausen zu lassen.» Sie starrte ihn an. «Mein Gott, Superintendent, Sie haben das Ladenmädchen in mir wieder zum Vorschein gebracht. Diese Ausdrücke habe ich ewig und drei Tage nicht mehr gebraucht.»
    «Sie haben doch selbst recht viel Knete, Miss Demorney.» Er lächelte. «Für Sie hätte er doch sicherlich seine Frau sausenlassen.»
    Es amüsierte ihn, daß sie diese Schmeichelei als ernsthaftes Kompliment nahm. Diane Demorney besaß nicht ganz soviel von alledem, wie sie sich einbildete – Geist, Geld, Schönheit. «Oh, danke. Ich wollte Simon allerdings gar nicht haben. Und von meiner Art Geld war sowieso nicht die Rede. Die Rede ist von richtigem Geld. Die Art Geld, das schon so lange vorhanden gewesen ist, daß es wie eigens für die Leans geschaffen scheint, maßgeschneidert wie eine neue Garderobe. Geld , Superintendent, falls Sie wissen, was ich meine.»
    «Nicht bei meinem Gehalt.»
    Sie beugte sich vor, damit er ihr die Zigarette anzünden und einen tieferen Einblick ins Dekollete tun konnte. «Aber, aber, Superintendent, Ihnen steht der Sinn doch nicht etwa nach mehr?»
    «Doch, er steht mir unentwegt.»
    « Das muß aber anstrengend sein.»
    Er war froh, daß Wiggins nicht dabei war und sich Notizen machte. «Hat er Ihnen erzählt, daß sich seine Frau scheiden lassen wollte?»
    «Hannah? Sich von Simon scheiden lassen? Daß ich nicht lache. Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, daß ich als einzige aus dem Ort das Sommerhaus besucht habe?»
    «Auf wen spielen Sie an?»
    «Namen kriegen Sie aus mir nicht heraus, Superintendent.»
    «Das ist Verdunklung.»
    «Sagen Polizisten wirklich solche Sachen? Nun denn, wenn Sie so unheimlich scharf auf einen Mörder sind, dann spiele ich vielleicht mit, spaßeshalber. Aber wie gefällt Ihnen meine Theorie?»
    «Scheint absolut plausibel zu sein, Miss Demorney.»
    Sie drückte den Martini-Krug an den Busen, als wäre sie eine heiratsfähige Jungfrau und zur Salbung angetreten, und sagte: «Ach, nennen Sie mich doch Diane, ja? Eins steht jedenfalls fest, meine Theorie ist weitaus plausibler als das, was passiert ist.» Verärgert griff sie jetzt nach ihrem Glas, schüttete den Inhalt in den Kamin und schenkte sich aus dem Krug nach. «Nicht auszudenken, daß jemand zu so was fähig ist; damit hat er doch die

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